e-Projekt: „Ohne uns kann es nicht gehen“

10.10.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK


E-Projekte: „Ohne uns kann es nicht gehen“

E-Projekte können ohne Expertise der Ärzteschaft nicht gelingen, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der
niedergelassenen Ärzte.

Sascha Bunda

Im jüngst präsentierten Forderungskatalog der Österreichischen Ärztekammer wird unter anderem ein gesetzlich garantiertes Mitspracherecht der Ärzteschaft bei sie betreffenden EDV-Entscheidungen verlangt. Warum? Zahlreiche e-Projekte der vergangenen Monate und Jahre zeigen ganz klar, dass ohne Einbindung von Ärztinnen und Ärzten an den Bedürfnissen derjenigen vorbeigearbeitet wird, die letztendlich täglich damit arbeiten sollen. Stattdessen müssen Mediziner als Versuchskaninchen fungieren, weil neue Funktionen vorher nicht ausreichend getestet wurden. Auf der anderen Seite haben wir das Projekt e-Medikation, bei dem wir Ärzte ab einem frühen Stadium auf Augenhöhe mitgearbeitet haben und das entsprechend gute Ergebnisse gebracht hat. Man muss also festhalten: Ohne uns kann es nicht gehen. Wir verwahren uns keinesfalls gegen den technischen Fortschritt – ein effizientes und sicheres Datenmanagement ist nicht nur im Sinne unserer Patienten, sondern auch in unserem Interesse. Aber ohne unsere Expertise können diese komplexen Projekte nicht gelingen. Ärzte müssen daher als Partner auf Augenhöhe eingebunden werden – mit Sitz und Stimme in den entscheidenden Gremien.

Zuletzt haben Sie sich bei ELGA für Stopp und Neuaufsetzung stark gemacht. Wie ist die Lage aktuell? Es gab und gibt seit unserem Protest verstärkte Bemühungen, auf unsere Forderungen einzugehen. Wir haben aber klar festgehalten, dass erst zahlreiche Kernaufgaben erledigt werden müssen, bevor wir wieder über die weitere Ausrollung von Projekten sprechen können. Beim e-Befund liegt etwa nach wie vor der umfangreiche Maßnahmenkatalog des Fraunhofer Instituts auf dem Tisch. Solange diese Basics nicht abgearbeitet sind, wird sich an unserer Haltung nichts ändern.

Was sind Ihre Kernforderungen? Die Antwort wird Sie nicht überraschen, schließlich betonten wir schon geraume Zeit, dass die Implementierung neuer e-Projekte für Patienten und Ärzte keine zusätzliche Belastung im Alltag darstellen darf. Zentrale Punkte sind dabei Usability und Zuverlässigkeit. Ärzte müssen auf einen Blick mit einem Klick alle handlungs- und haftungsrelevanten Daten über ihre Patienten abrufen können. Daher ist eine entsprechende Patient Summary für uns absolut unverzichtbar. Zum anderen müssen Dienste rund um die Uhr stabil verfügbar sein. Ausfälle, wie sie vor einigen Monaten in großer Zahl vorgekommen sind, sind für uns indiskutabel. Bei der aktuellen Überlastung der Ordinationen ist das nicht nur ein zusätzlicher Zeitfresser für Ärztinnen und Ärzte, der unsere knappe Zeit von unserer Hauptaufgabe, dem Patientenkontakt wegstiehlt – auch für unsere Patientinnen und Patienten ist das ein erhebliches und ärgerliches Erschwernis. Aber auch der rechtliche Aspekt muss vollständig geklärt sein, bevor eine neue Ausrollung in Angriff genommen werden kann. Die Rahmenbedingungen für e-Health-Funktionen und auch für Telemedizin müssen dauerhaft geregelt werden, damit es Rechtssicherheit gibt – nicht nur für uns Ärzte, sondern auch für andere Leistungsanbieter sowie Patientinnen und Patienten. Beim eKOS-Projekt etwa warten wir schon länger auf die Klärung von datenschutzrechtlichen Fragen durch das Ministerium. Das ist ein extrem wichtiger Punkt, der im Vorfeld geregelt sein muss. Dass es nicht zuletzt auch für die Finanzierung klare Spielregeln braucht, steht ohnehin außer Frage.

Wie wird es beim Thema e-Projekte weitergehen? Digitalisierung ist ein relevantes Zukunftsprojekt, das unsere Arbeit maßgeblich beeinflusst. Dazu brauchen wir Werkzeuge, die hundertprozentig zuverlässig, sicher und benutzerfreundlich sind. Um den Systempartnern dabei zu helfen, unsere Wünsche und Anforderungen zu verstehen und mit uns gemeinsam umzusetzen, wird die Bundeskurie in den kommenden Wochen einen konkreten Forderungskatalog für die einzelnen e-Themen erarbeiten.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2019