Im Fokus: Glyphosat

15.07.2018 | Themen


1. Vorgeschichte
Das in den 1970er-Jahren vom US-amerikanischen Konzern Monsanto entwickelte Herbizid Glyphosat ist eines der weltweit am meist verkauften; der Einsatz ist jedoch äußerst umstritten. Während die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) das Herbizid als „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ einstuft, halten die EU-Agenturen ECHA (für Chemikalien) und EFSA (für Lebensmittelsicherheit) es für unbedenklich.

2. Klagen in den USA
Aktuell muss sich der jüngst vom Bayer- Konzern übernommene Saatguthersteller Monsanto erstmals vor einem US-Gericht wegen angeblich verschleierter Krebsrisiken seines Herbizids Roundup verantworten. Ein 46-jähriger US-Amerikaner, bei dem 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, macht das Mittel für seine Erkrankung verantwortlich. Monsanto beruft sich auf „mehr als 800 wissenschaftliche Studien“, die davon ausgehen, dass Glyphosat sicher ist.

3. Umstrittene Zulassung

Nachdem die Zulassung Ende letzten Jahres ausgelaufen ist, wollte die EU-Kommission Glyphosat für weitere zehn Jahre in der EU zulassen. Die EU-Abgeordneten hingegen forderten in einer Resolution eine schrittweise, vollständige Abschaffung nach fünf Jahren bis 2022. Schließlich wurde die Zulassung für weitere fünf Jahre verlängert. Gegen Glyphosat votierten neben Österreich etwa auch Frankreich, Italien und Belgien.

4. Neue Studie zur Gesundheitsgefährdung

In einer aktuellen Studie des unabhängigen italienischen Ramazzini-Instituts – publiziert in „Environmental Health“ – zeigt sich, dass Glyphosat die Zusammensetzung der Darmflora verändert und in niedrigen Dosen die Erbsubstanz schädigt. Dabei wurden Ratten über drei Monate Glyphosatbasierte Herbizide verabreicht – in der als sicher geltenden Dosis der maximal erlaubten täglichen ernährungsbedingten Exposition.

5. Verbot in Österreich?

Für Österreich hat die Bundesregierung noch vor ihrem Antritt im Dezember 2017 ein Verbot von Glyphosat angekündigt. Beim Ausstieg will man sich an Ländern wie Frankreich oder Italien orientieren, die die Nutzung von Glyphosat auch verbieten wollen, sobald Alternativen zur Verfügung stehen. In Österreich sind derzeit laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) 49 Produkte mit dem Wirkstoff Glyphosat zugelassen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2018