Gaby Schwarz: Die Quereinsteigerin

25.04.2018 | Themen


Seit 1980 Journalistin beim ORF im Burgenland, bis zum Sommer 2017 Programmchefin der burgenländischen Radioprogramme: Mit der Eisenstädterin Gaby Schwarz ist auf der Liste von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine von vielen Quereinsteigern ins Parlament gekommen.
Wolfgang Wagner

Als ich erstmals gefragt worden bin, bin ich gerade 55 Jahre alt geworden. Ich habe kurz und intensiv überlegt. Ich habe mich dann entschlossen, noch einmal etwas ganz Anderes zu tun. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich konnte nicht „Nein“ sagen, meint Gaby Schwarz. „Es ist ein Abenteuer, aber ich habe es bisher nicht bereut,“ die Neo-Politikerin in der türkisen Nationalratsriege.

Die einmal prinzipiell zum Wechsel in die Politik. Und in die Gesundheitspolitik? „Ich komme aus der Ehrenamtlichkeit“, betont sie. Ihr Vater war Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes im Burgenland und von 1990 bis 2002 Bürgermeister in Eisenstadt. Ihre Mutter arbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Sterbebegleitung. „Ich habe mich immer engagiert, allerdings bisher nie parteipolitisch“. Im Roten Kreuz Burgenland war die „waschechte Eisenstädterin“ viele Jahre ehrenamtlich tätig. Aktuell leitet sie die Krisenintervention des Roten Kreuzes im Burgenland.

Das österreichische Gesundheitswesen bezeichnet sie als „absolut hochwertig“. Denn: „Egal, in welchem Alter und von welchem sozialen Status jemand ist, er hat den Zugang zu einer möglichst guten Versorgung. Dafür, dass das so bleibt, wenn nicht besser wird, will ich arbeiten“, sagt Gaby Schwarz.

Augenmerk auf die Landmedizin

Ein besonderes Augenmerk will die VP-Gesundheitssprecherin auf die Förderung der Allgemeinmedizin legen. „Ich sehe das ja am Land, wie wichtig die Allgemeinmedizin und die Hausärzte sind. Da müssen wir sicherstellen, dass sich wieder genügend junge Ärzte als Landärzte niederlassen.“ Die Hausärzte sieht sie als erste Ansprechpartner – nicht nur für rein medizinische Anliegen, sondern auch für die Pflege und soziale Fragen. „Da kann man sich ‚Stipendien‘ für Landärzte überlegen. Auch die Anstellung von Ärzten bei Ärzten ist da eine Sache. Warum sollte nicht ein Arzt oder eine Ärztin drei Tage in der Ordination arbeiten und die restlichen zwei Tage ein angestellter Arzt? Die beteiligten Ärzte sind zufrieden, die Ordination hat fünf Tage offen – und die Wartezeiten für die Patienten sind kurz“, sagt Gaby Schwarz. Akutordinationen, wie sie derzeit im Burgenland mit Öffnungszeiten von 17.00 Uhr bis 21.00 Uhr eingerichtet werden, könnten Spitalsambulanzen entlasten.

Zur Zusammenlegung von Sozialversicherungsträgern meint sie: „Ich glaube, es ist sehr sinnvoll, wenn die Zahl der Träger auf fünf reduziert wird. Ich halte es für außerordentlich vernünftig, wenn die Leistungen harmonisiert werden. Im Burgenland kostet der Selbstbehalt für einen Rollstuhl mehr als in Oberösterreich. Das kann man den Menschen nicht erklären“, betont Schwarz. Darüber hinaus könnten „Bürgernähe“ und „One-Stop-Beratung“ besser gewährleistet werden.

Ein weiteres wichtiges Anliegen seien Prävention und Selbstverantwortung der Menschen. Hier müsse noch viel getan werden. Die SVA mit ihrem Programm für mehr Engagement im Selbstmanagement für einen gesünderen Lebensstil könne hier ein Beispiel sein. „Man muss den Menschen für ihre erfolgreichen Bemühungen im Bereich der Prävention auch ein ‚Zuckerl‘ versprechen“, betont die Nationalratsabgeordnete.

Gaby Schwarz hat in der jüngsten Vergangenheit bereits Kontakt mit den wichtigen „Playern“ im österreichischen Gesundheitswesen gehabt: Ärztekammer, Apothekerkammer, Pharma-Industrie, Sozialversicherungsträgern, Hauptverband der Sozialversicherungsträger und mit der Gesundheitsministerin. „Ich werde versuchen, dass wir gemeinsam das Machbare erreichen“, sagt Gaby Schwarz. Alle Wünsche könnten nie erfüllt werden.

Wie sieht sie selbst ihre jetzige Tätigkeit? „Das ist ein komplett anderes Leben. Es ist toll, sich mit solchen Dingen beschäftigen zu können. Ich habe mir eine Aufgabe gestellt, mit vollem Engagement und ganzer Kraft die gemeinsamen Aufgaben im Interesse der Bevölkerung zu lösen.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2018