Dos­sier Sport und volks­wirt­schaft­li­cher Nut­zen: Sport spart Geld

25.03.2018 | Themen


Durch kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät ent­ste­hen dem Gesund­heits­we­sen direkte Kos­ten in der Höhe von bis zu 1,9 Mil­li­ar­den Euro – vor allem durch die Behand­lung von Dia­be­tes mel­li­tus Typ 2 und Rücken­lei­den. Die höchs­ten Kos­ten auf­grund von Berufs­un­fä­hig­keit durch Inva­li­di­tät ent­ste­hen auf­grund von Arthrose und Depressionen.

Mit dem volks­wirt­schaft­li­chen Nut­zen von Bewe­gung, den volks­wirt­schaft­li­chen Kos­ten von Inak­ti­vi­tät und den Poten­tia­len von mehr Bewe­gung beschäf­tigt sich eine von Sports Eco­n­Aus­tria (SpEA; Insti­tut für Sportöko­no­mie) erstellte Stu­die. Darin bezie­hen sich die For­scher bei den Daten im Hin­blick auf die kör­per­li­che Akti­vi­tät bezie­hungs­weise Inak­ti­vi­tät auf die öster­rei­chi­sche Gesund­heits­be­fra­gung 2014. Je nach Niveau des erreich­ten Bewe­gungs­ziels wur­den dabei fol­gende Zah­len erho­ben: Phy­sisch aktiv sind zumin­dest 24,9 Pro­zent der Per­so­nen, maximal 50,5 Pro­zent. Die Unter­grenze für phy­si­sche Inak­ti­vi­tät betrug 49,5 Pro­zent der gesam­ten Bevöl­ke­rung, die Ober­grenze 75,1 Pro­zent. Dar­aus erge­ben sich bei den Kos­ten­be­rech­nun­gen jeweils die Band­brei­ten der Ergebnisse. 

Berech­nung der Kosten 

Bei der Berech­nung der volks­wirt­schaft­li­chen Kos­ten wurde unter­schie­den zwi­schen direk­ten und indi­rek­ten Kos­ten. Als direkte Kos­ten wur­den dabei sämt­li­che im Gesund­heits­sys­tem anfal­len­den Kos­ten erfasst: für die ambu­lante und sta­tio­näre Behand­lung, Medi­ka­mente, Trans­port und Vor­sorge. Die indi­rek­ten Kos­ten wie­derum umfas­sen all jene volks­wirt­schaft­li­chen Kos­ten, die auf­grund von Pro­duk­ti­vi­täts­ver­lust und Berufs­un­fä­hig­keit entstehen. 

Dem­nach ent­ste­hen dem Gesund­heits­we­sen durch kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät Kos­ten in der Höhe zwi­schen 1,3 und 1,9 Mil­li­ar­den Euro. Den größ­ten Anteil daran haben Kos­ten für Dia­be­tes mel­li­tus Typ 2 sowie für Rücken­er­kran­kun­gen. Der Stu­die zufolge sind 3,6 bis 5,5 Pro­zent der gesam­ten und öffent­li­chen Gesund­heits­aus­ga­ben in Öster­reich auf man­gelnde Bewe­gung zurückzuführen. 

In punkto indi­rekte Kos­ten neh­men die durch Inva­li­di­tät beding­ten Kos­ten der Berufs­un­fä­hig­keit den größ­ten Teil ein. Anhand von Berech­nun­gen von Kohor­ten-spe­zi­fi­schen Bewer­tun­gen von Ent­gän­gen von Lebens­ein­kom­men im akti­ven Erwerbs­le­ben wurde ein Wert von 190 bis 290 Mil­lio­nen Euro ermit­telt. Wie im Bericht fest­ge­hal­ten wird, neh­men dabei Inva­li­di­täts­pen­sio­nen auf­grund von Arthrose und Depres­sio­nen einen beson­ders hohen Anteil an inak­ti­vi­täts­be­zo­ge­nen Berufs­un­fä­hig­keits­kos­ten ein. 

Ein wei­te­rer Pro­duk­ti­vi­täts­ent­gang ent­steht durch Kos­ten für Kran­ken­stände, und zwar sowohl durch Lohn­fort­zah­lun­gen, als auch durch Kran­ken­geld­be­züge. Dafür wur­den – je nach Niveau der erreich­ten Bewe­gungs­emp­feh­lung – jähr­li­che Kos­ten zwi­schen 38 und 58 Mil­lio­nen Euro ermit­telt. Die meis­ten Kos­ten wer­den durch Kran­ken­stände auf­grund von Arthrose, Depres­sio­nen und Rücken­lei­den ver­ur­sacht. Todes­fälle, die auf Inak­ti­vi­tät zurück­ge­führt wer­den kön­nen, ver­ur­sa­chen jähr­li­che Mor­ta­li­täts-Kos­ten in der Höhe von 74 bis 112 Mil­lio­nen Euro. Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen sowie Typ 2‑Diabetes machen dabei den größ­ten Anteil aus. 

Kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät ver­ur­sacht sowohl im Gesund­heits­we­sen als auch gesamt­wirt­schaft­lich durch Pro­duk­ti­vi­täts­ent­gang und Berufs­un­fä­hig­keit Kos­ten in der Höhe von rund 1,6 bis 2,4 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich, was 0,5 bis 0,7 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts entspricht. 

Bewe­gung und Unfallkosten 

Ein wei­te­rer Aspekt, der im Zuge des­sen auch unter­sucht wurde: der Zusam­men­hang zwi­schen dem Nut­zen von Bewe­gung und dadurch beding­ten all­fäl­li­gen Unfall­kos­ten. Dem­nach kommt es durch die durch phy­si­sche Akti­vi­tät ver­mie­de­nen Krank­heits­fälle zu einem direk­ten Nut­zen zwi­schen 113 und 228 Mil­lio­nen Euro jähr­lich. Beson­ders posi­tiv wirkt sich dabei Bewe­gung hin­sicht­lich der Ver­mei­dung von Gesund­heits­kos­ten auf die Behand­lungs­kos­ten von Rücken­lei­den aus. Die direkte Kos­ten­er­spar­nis im Gesund­heits­be­reich (Ver­mei­dung von pri­va­ten und öffent­li­chen Gesund­heits­aus­ga­ben) liegt zwi­schen 0,3 und 0,7 Pro­zent. Auf Bewe­gung zurück­zu­füh­rende Pro­duk­ti­vi­täts­ge­winne in Form von ver­mie­de­nen Kran­ken­stands­kos­ten wer­den zwi­schen 99 und 201 Mil­lio­nen Euro jähr­lich ermit­telt. Der indi­rekte Nut­zen durch Akti­vi­tät in Form von ver­mie­de­nen Inva­li­di­täts­pen­sio­nen liegt zwi­schen 245 und 497 Mil­lio­nen Euro. Beson­ders posi­tive Aus­wir­kun­gen auf die Sen­kung der Berufs­un­fä­hig­keits­kos­ten sind durch ver­mie­dene Inva­li­di­täts­pen­sio­nen auf­grund von Arthrose, Depres­sio­nen und Rücken­lei­den zu registrieren. 

Von den Kos­ten, die durch Akti­vi­tä­ten direkt und indi­rekt ver­mie­den wer­den kön­nen – zwi­schen 471 und 955 Mil­lio­nen Euro –, sind die Unfall­kos­ten von jähr­lich rund 425 Mil­lio­nen Euro abzu­zie­hen. Dar­aus ergibt sich ein posi­ti­ver volks­wirt­schaft­li­cher Saldo zwi­schen 46 und 530 Mil­lio­nen Euro. Somit kön­nen laut den Stu­di­en­au­toren – aus­ge­hend vom Bewe­gungs­ver­hal­ten zum Zeit­punkt der Stu­di­en­erstel­lung – 0,1 bis 0,2 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts an volks­wirt­schaft­li­chen Gesamt­kos­ten ver­mie­den wer­den. Außer­dem wurde anhand eines Simu­la­ti­ons­mo­dells, das auf die­ser Stu­die auf­baut, wel­che Ein­spa­run­gen mit der Erhö­hung des Akti­vi­täts­ni­veaus erzielt wer­den kön­nen. Ergeb­nis: Das Poten­tial an mög­li­chen volks­wirt­schaft­li­chen Ein­spa­run­gen beträgt 1,1 Mil­li­ar­den Euro. Quelle: Rai­mund Alt, Astrid Bin­der, Chris­tian Hel­men­stein, Anna Kleiss­ner, Phil­ipp Krabb: Der volks­wirt­schaft­li­che Nut­zen von Bewe­gung; Dezem­ber 2015; SpEA Sports Econ Austria/​Institut für Sportökonomie 

Europa: Die Kos­ten von kör­per­li­cher Inaktivität

Mit den öko­no­mi­schen Kos­ten von kör­per­li­cher Inak­ti­vitä tin ver­schie­de­nen euro­päi­schen Staa­ten befasst sich einevo n der Inter­na­tio­nal Sport and Cul­ture Asso­cia­tion (I SCA)sowie vom Centre for Eco­no­mics and Busi­ness Research(Cebr) in Groß­bri­tan­nien im Jahr 2015 ver­öf­fent­lichte Stu­die. Unter­sucht wur­den Frank­reich, Deutsch­land, Ita­lien, Polen, Spa­nien und Groß­bri­tan­nien. Die direk­ten Kos­ten umfas­sen dabei sowohl staat­li­che als auch pri­vate Gesund­heits­aus­ga­ben für die vier wich­tigs­ten nicht-über­trag­ba­ren Krank­hei­ten koro­nare Herz­er­kran­kun­gen, Schlag­an­fall, Hyper­to­nie, Typ 2‑Diabetes und einige For­men von Krebs. Im Jahr 2012 betru­gen die direk­ten Kos­ten für alle sechs Staa­ten zusam­men 7,6 Mil­li­ar­den Euro, für die EU28 ins­ge­samt 9,2 Mil­li­ar­den Euro. Spit­zen­rei­ter bei den direk­ten Kos­ten für kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät war Groß­bri­tan­nien mit rund 1,9 Mil­li­ar­den Euro, gefolgt von Deutsch­land mit rund 1,7 Mil­li­ar­den Euro.

Quelle: Rai­mund Alt, Astrid Bin­der, Chris­tian Hel­men­stein, Anna Kleiss­ner, Phil­ipp Krabb: Der volks­wirt­schaft­li­che Nut­zen von Bewe­gung; Dezem­ber 2015; SpEA Sports Econ Austria/​Institut für Sportökonomie

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2018