kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.01.2018 | Medizin


Toll­wut könnte in Afrika eli­mi­niert werden

Das Schwei­ze­ri­sche Tro­pen- und Public Health-Insti­tut (Swiss TPH) hat in einer Mach­bar­keits-Stu­die mit Part­nern in Europa und Afrika nach­ge­wie­sen, dass Toll­wut in Afrika eli­mi­niert wer­den könnte. In N‘Djamena, der Haupt­stadt des Tschad, in der 1,1 Mil­lio­nen Men­schen und rund 30.000 Hunde leben, wur­den 2012 und 2013 jeweils 20.000 Hunde gegen Toll­wut geimpft – das sind mehr als 65 Pro­zent der geschätz­ten Popu­la­tion. Das mathe­ma­ti­sche Modell zeigt, dass die Fort­pflan­zungs­zahl, also die Anzahl der Sekun­där­in­fek­tio­nen bei einem mit Toll­wut infi­zier­ten Hund, unter eins fällt und damit in der Folge die Über­tra­gung unter­bro­chen wird. Dazu brau­che es aber zusätz­li­che finan­zi­elle Mit­tel und einen kon­zer­tier­ten poli­ti­schen Wil­len, so Stu­di­en­lei­ter Jakob Zinsstag.


Misch­prä­pa­rat zur Ernäh­rung von Frühchen

For­scher um Ass. Prof. Andreas Repa von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Kin­der- und Jugend­heil­kunde der Med­Uni Wien haben in einer Ver­gleichs­stu­die unter­sucht, wel­che Ernäh­rung für früh­ge­bo­rene Kin­der am bes­ten geeig­net ist. An 200 Früh­chen mit einem Gewicht von weni­ger als einem Kilo­gramm sollte der Effekt von zwei ver­schie­de­nen Nähr­lö­sun­gen zur Infu­sion auf die Cho­le­stase-Häu­fig­keit in der Leber unter­sucht wer­den. Zwi­schen 2012 und 2015 erhiel­ten je 100 Babys ent­we­der ein Prä­pa­rat auf der Basis von Sojaöl oder ein Misch­prä­pa­rat aus Soja‑, Kokos,-Oliven- und Fischöl. Zwar zeigte sich bei der Cho­le­stase-Häu­fig­keit kein sta­tis­tisch signi­fi­kan­ter Unter­schied; im EEG konnte aber eine signi­fi­kant raschere Aus­rei­fung des Gehirns fest­ge­stellt wer­den. Dies könnte durch den Gehalt an Omega-3-Fett­säu­ren bedingt sein. APA


Nacht­ar­beit erhöht Krebs­ri­siko bei Frauen

Anhand der Daten von 3,9 Mil­lio­nen Frauen in Nord­ame­rika, Europa, Asien und Aus­tra­lien sowie knapp 115.000 Kar­zi­no­men haben For­scher unter­sucht, wie Nacht­ar­beit das Krebs­ri­siko beein­flusst. Dem­nach haben Frauen, die nachts arbei­ten, ein ins­ge­samt um 19 Pro­zent höhe­res Kar­zi­nom­ri­siko als Frauen, die tags­über arbei­ten. Bei Haut­krebs ist das Risiko sogar um 41 Pro­zent erhöht, beim Mam­ma­kar­zi­nom um 32 Pro­zent und beim Magen­kar­zi­nom um 18 Pro­zent. Aus­nahme: Frauen in Asien und Aus­tra­lien haben kein erhöh­tes Risiko. Eine mög­li­che Erklä­rung sehen die For­scher darin, dass Frauen in Europa und Nord­ame­rika ein „höhe­res Niveau an Sexu­al­hor­mo­nen“ haben, die mit hor­mo­nell beding­ten Krebs­ar­ten im Zusam­men­hang ste­hen.
APA/​Cancer Epi­de­mio­logy, Bio­mar­kers and Prevention

Unfai­res Ein­kom­men macht Frauen krank

Ber­li­ner For­scher des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW) haben anhand der Daten einer Lang­zeit­stu­die unter­sucht, ob sich das Gefühl, unge­recht ent­lohnt zu wer­den, auf die Gesund­heit aus­wirkt. Mehr als 5.600 Erwerbs­tä­tige wur­den zwi­schen 2005 und 2013 für das Sozio oeko­no­mi­sche Panel (SOEP) regel­mä­ßig befragt, u.a. dar­über, wel­ches Ein­kom­men sie als gerecht emp­fin­den. Ab 2009 wurde gefragt, ob eine Stress­er­kran­kung dia­gnos­ti­ziert wurde. Ergeb­nis: Frauen, die ihr Ein­kom­men über einen län­ge­ren Zeit­raum als unge­recht emp­fin­den, haben ein stark erhöh­tes Risiko für Stress­as­so­zi­ierte Erkran­kun­gen wie Depres­sio­nen oder Dia­be­tes mel­li­tus. Selbst wenn das Ein­kom­men nur ein­mal als unge­recht bewer­tet wurde, war die Wahr­schein­lich­keit einer Stress- beding­ten Erkran­kung bei die­sen Frauen „signi­fi­kant“ höher als bei Frauen, die ihr Ein­kom­men dau­er­haft als gerecht emp­fan­den. Bei Män­nern, die sich unfair ent­lohnt füh­len, ist das Risiko gerin­ger. APA/​Das Gesundheitswesen


Schwe­re­lo­sig­keit erhöht Körpertemperatur

Wis­sen­schaf­ter der Ber­li­ner Cha­rité haben bei Astro­nau­ten auf der Inter­na­tio­na­len Raum­sta­tion ISS anhand von Stirn­sen­so­ren die Kern­tem­pe­ra­tur gemes­sen, die im Gehirn und in den inne­ren Orga­nen herrscht. Ergeb­nis: In der Schwe­re­lo­sig­keit steigt die Kör­per­tem­pe­ra­tur deut­lich an. Selbst im Ruhe­zu­stand liegt sie bei rund 38 Grad Cel­sius; bei sport­li­chen Akti­vi­tä­ten kann sie sogar auf mehr als 40 Grad stei­gen. Der Anstieg erfolgt kon­stant über etwa zwei­ein­halb Monate, bis sich die Tem­pe­ra­tur bei unge­fähr 38 Grad ein­pe­gelt. Laut den For­schern um Hanns-Chris­tian Gunga vom Insti­tut für Phy­sio­lo­gie der Cha­rité ist der Wär­me­aus­tausch zwi­schen Kör­per und Umge­bung in der Schwe­re­lo­sig­keit erschwert, Schweiß ver­dampft weni­ger als auf der Erde. APA/​Scientific Reports

Krebs: Bio­mar­ker für Wirk­sam­keit von Immuntherapie

Züri­cher For­scher kön­nen mit einer neuen Methode fest­stel­len, wel­che Krebs­pa­ti­en­ten vor­aus­sicht­lich von einer Immun­the­ra­pie pro­fi­tie­ren. Sie unter­such­ten 40 Blut­pro­ben von 20 Pati­en­ten vor und zwölf Wochen nach der Immun­the­ra­pie. In der Blut­ana­lyse konn­ten sie Bio­mar­ker iden­ti­fi­zie­ren, die vor The­ra­pie­be­ginn anzei­gen, ob die Immun­the­ra­pie mit grö­ße­rer Wahr­schein­lich­keit wirk­sam sein wird. Dafür wurde mit der Cyto­me­try-by-time-of-flight (CyTOF; eine hoch­auf­lö­sende Zell­ana­lyse-Methode) jede Zelle ein­zeln auf bis zu 50 ver­schie­dene Eiweiße unter­sucht und die Daten auf mole­ku­lare Mus­ter ana­ly­siert, die einen The­ra­pie­er­folg vor­aus­sa­gen. Dem­nach wies eine kleine Unter­gruppe von wei­ßen Blut­zel­len (CD14+CD16-HLA-DRhi) auf bes­sere The­ra­pie­er­geb­nisse hin. In einer unab­hän­gi­gen zwei­ten Kohorte von mehr als 30 Per­so­nen wurde ein sol­ches Blut­bild mit her­kömm­li­chen Metho­den repro­du­ziert. APA/​Nature Medicine

Glu­ko­se­man­gel ver­ur­sacht Zell­tod von Tumorzellen

For­scher um Koji Ita­hana von der Duke-NUS Medi­cal School in Sin­ga­pur haben gemein­sam mit Ste­fan Schüch­ner und Egon Ogris von den Max F. Perutz Labo­ra­to­ries (MFPL) der Uni­ver­si­tät Wien unter­sucht, wie sich Zucker­man­gel auf Tumor­zel­len aus­wirkt. Dem­nach löst Glu­ko­se­man­gel einen Signal­weg aus, der am Ende zu einem bis­her noch unbe­kann­ten pro­gram­mier­ten nekro­ti­schen Zell­tod führt. Schon win­zige Men­gen Glu­kose schüt­zen die Krebs­zel­len davor. Sorgt man medi­ka­men­tös dafür, dass die Zel­len mehr Kal­zium auf­neh­men und gleich­zei­tig einen star­ken Glu­ko­se­man­gel haben, könnte man bei Betrof­fe­nen Tumor­zel­len eli­mi­nie­ren, ohne dass gesunde Kör­per­zel­len ange­grif­fen wer­den. Man­che Tumor­zel­len sind laut den For­schern dafür emp­fäng­li­cher, man­che weni­ger. APA/​Science Signaling


Erste Gen­the­ra­pie gegen Erblindung

Die US-ame­ri­ka­ni­sche Arz­nei­mit­tel­be­hörde FDA hat erst­mals eine Gen­the­ra­pie zuge­las­sen, mit der eine gene­tisch bedingte Erblin­dung behan­delt wer­den kann. Dabei wird bei Pati­en­ten, bei denen einen Muta­tion des RPE65-Gens vor­liegt, das nicht mutierte RPE65-Gen direkt in die Netz­haut gespritzt. Die The­ra­pie wurde bereits an mehr als 70 Pati­en­ten getes­tet; bis­her ist unklar, wie lange ein posi­ti­ver Effekt anhält. APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 1–2 /​25.01.2018