Kurz und informativ

15.12.2018 | Medizin


Frauen stärker durch Folgen des Rauchens betroffen

Bei Raucherinnen ist der Level von GABA wesentlich höher als bei Nicht-Raucherinnen, während bei Männern nur geringe GABA-Abweichungen zwischen Rauchern und Nicht-Rauchern gefunden wurden. Forscher um Deepika Bagga von der Universität Graz haben dafür Daten von jeweils 30 Frauen und 30 Männern Mitte 20 untersucht. Alle rauchenden Probanden hatten in den vergangenen drei Jahren rund 15 bis 20 Zigaretten pro Tag konsumiert. Neben strukturellen und metabolischen Veränderungen im Gehirn der rauchenden Teilnehmerinnen registrierten die Wissenschafter auch auf der Verhaltensebene Unterschiede: Bei der Aggressionsbewältigung etwa hatten die rauchenden Teilnehmerinnen den Ärger vermehrt zurückgehalten und es vorgezogen, für sich zu sein.
APA/European Addiction Research

Mütterliche Kosmetika beeinflussen Pubertät der Kinder

Sind Diethylphthalat und Triclosan in Körperpflegemitteln enthalten, die Frauen in der Schwangerschaft verwenden, kann dies dazu führen, dass bei Mädchen die Pubertät um mehrere Monate früher einsetzt. Die aktuellen Ergebnisse beruhen auf einer bereits 1999 begonnenen Studie, im Zuge derer die Folgen von Schädlingsbekämpfungsmitteln in der Landwirtschaft und die Auswirkungen auf Schwangere und die Ungeborenen untersucht wurden; außerdem wurde die Langzeitwirkung von Phthalaten, Parabenen und Phenolen untersucht. Eine Gruppe um Kim Harley von der University of California in Berkeley untersuchte von jeder Schwangeren zwei Urinproben sowie eine Probe der 338 Kinder, als sie neun Jahre alt waren. Wurde bei den Müttern ein hoher Wert der Vorläufersubstanz Monoethylphthalat festgestellt, begann die Schamhaarentwicklung ihrer Töchter etwa sechs Monate früher. Eine höhe Triclosan-Konzentration wiederum führte dazu, dass die Menstruation rund fünf Monate früher einsetzte. Ebenso gingen hohe Konzentrationen von Methylparaben im Urin der Mädchen mit einer früheren Entwicklung der Brustdrüsen und einer früheren Menstruation einher.
APA/Human Reproduction

ADHS: häufiger bei früh Eingeschulten

Die Versichertendaten von mehr als 400.000 US-amerikanischen Mädchen und Buben, die zwischen 2007 und 2009 geboren sind, haben Wissenschafter der Universität Harvard ausgewertet. Dabei wurden ADHS-Diagnosen bis Ende 2015 berücksichtigt. In 18 Staaten der USA werden Kinder, die bis zum 31. August fünf Jahre alt sind, eingeschult; wer nach dem 1. September Geburtstag hat, erst ein Jahr später. Ergebnis der Studie: Bei den im August Geborenen war die Rate an ADHS-Diagnosen und ADHS-Therapien um 34 Prozent höher als bei den um ein Jahr älteren im September geborenen Kindern. In den Staaten, in denen die Einschulung flexibel erfolgt, gibt es diese Auffälligkeit nicht. Möglicherweise werde ADHS bei vielen Kindern überdiagnostiziert, weil sie in den ersten Schuljahren im Vergleich zu ihren Klassenkameraden noch relativ unreif sind, so der Erst-Autor der Studie, Timothy Layton.
APA/NEJM

160.000
HIV-Neuinfektionen waren in den 53 Staaten der WHO-Europaregion im Jahr 2017 ein neuer Höchststand. Während vor allem in Westeuropa ein Rückgang der Neuinfektionen zu verzeichnen ist, ist die Situation im Osten der Europaregion extrem Besorgnis erregend: Rund 104.000 aller Neuinfektionen entfielen auf Russland.

Intervallfasten: auch nur eine Form der Diät

Zwar hilft Intervallfasten beim Abnehmen und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus, es ist jedoch nicht besser als andere Kalorien-reduzierte Abnehmmethoden. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam um Ruth Schübel vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg. Beim Intervallfasten gibt es so gut wie keine Vorschriften außer, dass Pausen eingelegt werden müssen: Entweder acht Stunden am Tag zu essen und 16 Stunden zu fasten oder an fünf Tagen der Woche zu essen und an zwei Tagen weitgehend zu hungern (5:2-Intervall; maximal 500 Kalorien pro Tag). 150 übergewichtige und fettleibige Personen zwischen 35 und 65 Jahren wurden per Zufall in drei Gruppen geteilt: Gruppe 1 praktizierte das 5:2-Intervallfasten; Gruppe 2 hielt Diät mit 20 Prozent weniger Energie-Aufnahme; Gruppe 3 ernährte sich weiter wie üblich. Nach 50 Wochen Evaluierung zeigte sich, dass es bei den beiden Diät-Varianten keine erheblichen Unterschiede in Bezug auf den Gewichtsverlust gibt und dass sich der Stoffwechsel ähnlich verändert hatte. Nur bei den Glukose-Werten wiesen die Teilnehmer, die täglich weniger gegessen hatten, nach zwölf Wochen einen wesentlich geringeren Blutzuckerspiegel auf. Die Schlussfolgerung der Wissenschafter: Beim Abnehmen kommt es vermutlich nicht so sehr auf die Art der Diät an, sondern in erster Linie darauf, sich für eine Art zu entscheiden und diese dann durchzuhalten.
APA/American Journal of Clinical Nutrition

Mäusehirn: erster 3D-Atlas aller Zellen

Im Rahmen des „Blue Brain Projects“ haben Wissenschafter der ETH Lausanne einen digitalen 3D-Atlas aller Zellen des Mäusegehirns erstellt. Dieser enthält Informationen über diverse Zelltypen sowie Anzahl, Verbindungen und Positionen der Zellen für alle 737 Hirnregionen, die bisher nicht verfügbar waren. Die Forscher sehen darin einen großen Schritt hin zu einer komplexen Simulation des Mäusegehirns und damit einem zentralen Ziel des „Blue Brain Project“: zunächst ein Computermodell des Mäusegehirns und letztlich auch des menschlichen Gehirns zu schaffen. Fünf Jahre dauerten die Arbeiten an diesem neuen Atlas; dafür wurden die Daten aus Tausenden Gewebefärbungen mit einer Vielzahl von weiteren anatomischen Untersuchungen kombiniert.
APA/Frontiers in Computational Neuroscience

Rochen: Fischgenuss für Allergiker

In Knorpelfischen ist Parvalbumin – üblicherweise der Auslöser für eine Fischallergie – viel weniger allergen als in Knochenfischen. In Versuchen konnten zehn von elf Testpersonen Nagelrochen ohne jegliche negative Reaktion verzehren, wie Heimo Breiteneder und Tanja Kalic vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien erklärten.
APA

China stoppt Gen-Experimente an Babys

Die chinesische Regierung hat nach der angeblichen Geburt der weltweit ersten Gen-manipulierten Babys den Forschern weitere diesbezügliche Aktivitäten untersagt. Ende November hatten Wissenschafter um He Jiankui mit einem auf Youtube veröffentlichten Video die Geburt der ersten Gen-manipulierten Babys Lulu und Nana verkündet. Mit CRISPR/Cas9 hatten sie nach eigenen Angaben in den Embryonen einen Zellrezeptor deaktiviert, der für die Infektion mit dem HI-Virus wichtig ist. Eine unabhängige Bestätigung für die Behauptung gibt es bislang nicht.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2018