kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.02.2018 | Medizin


Myo­kard­in­farkt: Kom­bi­na­ti­ons­the­ra­pie redu­ziert Mor­ta­li­tät

Wis­sen­schaf­ter um Stuart Con­nolly von der McMas­ter Uni­ver­sity in Hamil­ton (Kanada) haben in der COM­PASS-Unter­su­chung Daten von 24.824 Pati­en­ten mit sta­bi­ler koro­na­rer Herz­krank­heit von 558 Zen­tren welt­weit ana­ly­siert. Alle Pro­ban­den hat­ten einen Herz­in­farkt oder eine insta­bile Angina pec­to­ris erlit­ten und waren per Bal­lon­di­la­ta­tion oder Bypass ver­sorgt wor­den. Je ein Drit­tel der Pro­ban­den hatte pro Tag 100 Mil­li­gramm ASS plus zwei­mal pro Tag 2,5 Mil­li­gramm Rivaro­x­a­ban, ASS allein oder zwei­mal am Tag fünf Mil­li­gramm Rivaro­x­a­ban ein­ge­nom­men. Die Kom­bi­na­ti­ons­the­ra­pie Rivaroxaban/​ASS war so erfolg­reich, dass die Stu­die nach durch­schnitt­lich zwei Jah­ren Beob­ach­tungs­zeit vor­zei­tig abge­bro­chen wurde. Die Häu­fig­keit von Herz-Kreis­lauf-Todes­fäl­len, Myo­kard­in­fark­ten oder Insul­ten sank um 25 Pro­zent im Ver­gleich zu ASS allein (vier Pro­zent im Ver­gleich zu sechs Pro­zent). Die Gesamt­mor­ta­li­tät sank um 23 Pro­zent. Die Ergeb­nisse waren sta­tis­tisch hoch signi­fi­kant. Aller­dings zeigte sich unter der Kom­bi­na­ti­ons­the­ra­pie ein sta­tis­tisch signi­fi­kant grö­ße­res Risiko für Blu­tungs­zwi­schen­fälle (drei statt zwei Pro­zent). Lebens­be­droh­li­che oder töd­li­che Blu­tun­gen kamen sta­tis­tisch signi­fi­kant nicht häu­fi­ger vor. APA/​The Lancet 

Alz­hei­mer: Fort­schritt bei Früh­erken­nung?

For­scher in Japan und Aus­tra­lien haben bei ihren For­schun­gen an einer Methode zur Früh­erken­nung von Alz­hei­mer nach eige­nen Anga­ben Fort­schritte bei der Ent­wick­lung eines Blut­tests gemacht. Der Test, der Beta-Amy­loid nach­wei­sen kann, habe in einer Stu­die zu mehr als 90 Pro­zent genaue Ergeb­nisse erzielt. For­scher, die nicht daran betei­ligt waren, ver­wei­sen aller­dings dar­auf, dass die Ergeb­nisse der Stu­die, an der 252 Aus­tra­lier und 121 Japa­ner zwi­schen 60 und 90 Jah­ren teil­nah­men, zunächst repli­ziert wer­den müss­ten. „Wenn die Stu­die mit einer grö­ße­ren Anzahl von Men­schen wie­der­holt wer­den kann, wird die­ser Test uns einen Ein­blick in Ver­än­de­run­gen geben, die im Gehirn im Zusam­men­hang mit Alz­hei­mer auf­tre­ten“, so Mark Dal­las, Dozent für Neu­ro­wis­sen­schaf­ten an der bri­ti­schen Uni­ver­si­tät Rea­ding. Eine Blut­probe zur Dia­gnose sei aber „noch in wei­ter Ferne“. APA/​Nature

Mul­ti­re­sis­tente Keime in deut­schen Gewässern 

Um die Was­ser­qua­li­tät zu unter­su­chen, hat ein deut­scher Fern­seh­sen­der an ins­ge­samt zwölf Stel­len in Nie­der­sach­sen Pro­ben ent­nom­men – u.a. an Bade­seen, Flüs­sen und Bächen. Ergeb­nis: An allen unter­such­ten Orten waren dem­nach mul­ti­re­sis­tente Erre­ger nach­weis­bar. Tim Eck­manns vom Robert Koch-Insti­tut bezeich­net dies als „alar­mie­rend. Die Erre­ger sind anschei­nend in der Umwelt ange­kom­men und das in einem Aus­maß, das mich über­rascht.“ APA

Kuh­milch-All­er­gie: Vit­amin A wirkt positiv 

For­scher des Mes­serli For­schungs­in­sti­tu­tes Wien haben eine Mög­lich­keit gefun­den, wie man Kuh­milch-All­er­gien ver­hin­dern könnte. Gibt man dem Milch­pro­tein beta-Lac­to­glo­bu­lin, das die all­er­gi­sche Reak­tion aus­löst, das Vit­amin-A-Stoff­wech­sel­pro­dukt Retin­säure bei, wird das Immun­sys­tem nicht gegen das Pro­tein aktiv. Eine adäquate Bela­dung des Milch­pro­te­ins könnte ver­hin­dern, dass sich Klein­kin­der sen­si­bi­li­sie­ren und eine Milch­all­er­gie aus­prä­gen, so Stu­di­en­lei­te­rin Univ. Prof. Erika Jen­sen-Jaro­lim.
APA/​Scientific Reports 

Atem­wegs­in­fek­tio­nen bei COPD: mehr Cortison 

For­scher des Uni­ver­si­täts­spi­tals Basel haben 450 COPD-Pati­en­ten kon­ti­nu­ier­lich mit Bron­cho­di­la­ta­to­ren und inha­lier­ba­rem Cor­ti­son zur Ent­zün­dungs­hem­mung behan­delt. Trat eine Erkäl­tung auf, wurde die Cor­ti­son-Dosis für zehn Tage erhöht oder ein Pla­cebo ver­ab­reicht. Ergeb­nis: COPD­Pa­ti­en­ten, bei denen die Cor­ti­son-Dosis erhöht wurde, muss­ten drei Mal sel­te­ner ins Spi­tal als jene, die ein Pla­cebo erhiel­ten. APA/​American Jour­nal of Respi­ra­tory and Cri­ti­cal Care Medicine

Pro­stata-Kar­zi­nom benö­tigt Fett­säu­ren für Wachstum 

Ein Team des For­schungs­in­sti­tuts für Onko­lo­gie (IOR) an der Fakul­tät für Bio­me­di­zi­ni­sche Wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­sita della Svi­z­zera ita­liana in Lugano hat einen der Wachs­tums­me­cha­nis­men von Pro­stata- Tumor­zel­len iden­ti­fi­ziert. Ent­ge­gen der bis­her gel­ten­den Theo­rie, wonach Tumor­zel­len für ihr Wachs­tum unter Umge­hung des mito­chon­dria­len Meta­bo­lis­mus in ers­ter Linie auf Glu­ko­se­zu­fuhr ange­wie­sen sind, konnn­ten die Wis­sen­schaf­ter nun nach­wei­sen, dass die Tumor­zel­len gerade auf Mito­chon­drien ange­wie­sen sind. Und zwar nicht wegen der Pro­duk­tion von Ener­gie, son­dern weil diese in der Lage sind, „einen spe­zi­fi­schen meta­bo­li­schen Pro­zess zu regu­lie­ren“, sagte der Direk­tor des For­schungs­in­sti­tuts, Prof. Andrea Ali­monti. Über einen Enzym­kom­plex namens PDC, der in den Tumor­zel­len um das Zehn­fa­che akti­ver ist als in einer nor­mal wach­sen­den Zelle, kön­nen Mito­chon­drien die Lipo­ge­nese regeln.
APA/​Nature Genetics

Magen­by­pass und Sleeve-Gast­rek­to­mie gleich wirksam 

Ob eine Magen­by­pass-Ope­ra­tion oder eine Sleeve-Gast­rek­to­mie zu bes­se­ren Ergeb­nis­sen bei Über­ge­wicht führt, haben Wis­sen­schaf­ter der Uni­ver­si­tät Basel ana­ly­siert. Sie unter­such­ten 217 schwer über­ge­wich­tige Pati­en­ten und führ­ten nach dem Zufalls­prin­zip bei einer Hälfte eine Magen­by­pass-OP und bei der ande­ren eine Sleeve-Gast­rek­to­mie durch. Ergeb­nis: Fünf Jahre nach dem Ein­griff erziel­ten beide Metho­den einen ver­gleich­ba­ren Gewichts­ver­lust (Magen­by­pass: 68 Pro­zent; Sleeve-Gast­rek­to­mie: 61 Pro­zent). Der BMI sank bei bei­den Ver­fah­ren durch­schnitt­lich von 44 auf 32; Fol­ge­er­kran­kun­gen ver­bes­ser­ten sich. Aller­dings pro­fi­tier­ten Pati­en­ten, die zuvor an Magen­säu­re­re­flux lit­ten, eher von einem Magen­by­pass. APA/​JAMA


Tri­closan gegen resis­tente Malaria 

Schon seit eini­ger Zeit ist bekannt, dass Tri­closan das Wachs­tum von Mala­ria-Para­si­ten stoppt, indem es ein Enzym hemmt, das an der Pro­duk­tion von Fett­säu­ren betei­ligt ist. Nun haben For­scher der Uni­ver­si­tät Cam­bridge her­aus­ge­fun­den, dass Tri­closan Mala­ria-Infek­tio­nen sowohl in der Leber als auch im Blut unter­bre­chen kann. Das vor allem bei der Pro­duk­tion von Zahn­pasta und Rei­ni­gungs­mit­teln ein­ge­setzte Tri­closan hemmt ein wei­te­res Enzym der Mala­ria-Para­si­ten, die Dihy­dro­fo­lat­re­duk­tase (DHFR). Diese wie­derum ist das Ziel von Pyri­me­tha­min, gegen das die Para­si­ten vor allem in Afrika zuneh­mend resis­tent sind. „Die Ent­de­ckung, dass Tri­closan gegen Mala­ria-Angriffs­punkte wirk­sam ist, lässt hof­fen, dass wir damit ein neues Medi­ka­ment ent­wi­ckeln kön­nen“, sagte die an der Stu­die betei­ligte Wis­sen­schaf­te­rin Eliza­beth Bils­land. Die Fähig­keit von Tri­closan, an zwei Punk­ten im Lebens­zy­klus des Para­si­ten anzu­set­zen, bedeute, dass der Para­sit Schwie­rig­kei­ten habe, Resis­ten­zen zu ent­wi­ckeln. Laut WHO erkran­ken jähr­lich schät­zungs­weise 200 Mil­lio­nen Men­schen an Mala­ria; rund eine halbe Mil­lio­nen Men­schen stirbt daran. APA/​Scientific Reports 

Mehr Geld für Wie­ner Zika-Impfstoff-Forscher 

Für die Wei­ter­ent­wick­lung von kli­ni­schen und prä­kli­ni­schen Impf­stoff­kan­di­da­ten gegen das Zika-Virus und andere tro­pi­sche Infek­ti­ons­krank­hei­ten hat sich ein Wie­ner For­schungs­un­ter­neh­men fri­sches Geld geholt. Ins­ge­samt schie­ßen die bestehen­den Inves­to­ren sowie der New Yor­ker Invest­ment­fonds GHIF (Glo­bal Health Invest­ment Fund) zehn Mil­lio­nen Euro zu. Der­zeit am wei­tes­ten fort­ge­schrit­ten ist die Impf­stoff­ent­wick­lung gegen das Chi­kun­gu­nya-Virus, eine durch Stech­mü­cken über­tra­gene Tro­pen­krank­heit. APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 4 /​25.02.2018