Kurz und informativ

10.04.2018 | Medizin

Mit­ral­in­suf­fi­zi­enz: direk­ter Zusam­men­hang mit Herzinsuffizienz 

For­scher um Priv. Doz. Georg Goli­asch von der Med­Uni Wien haben den Ein­fluss der funk­tio­nel­len Mit­ral­in­suf­fi­zi­enz auf die Lang­zeit­pro­gnose von 576 Pati­en­ten mit chro­nisch systo­li­scher Herz­in­suf­fi­zi­enz unter­sucht. Es zeigte sich, dass die zuneh­mende Prä­va­lenz der funk­tio­nel­len Mit­ral­in­suf­fi­zi­enz direkt in Zusam­men­hang mit dem Schwe­re­grad der Herz­in­suf­fi­zi­enz steht. Dies bestärkt die Hypo­these, dass die funk­tio­nelle Mit­ral­in­suf­fi­zi­enz einen stark nega­ti­ven Ein­fluss auf das Lang­zeit­über­le­ben von Herz­in­suf­fi­zi­enz-Pati­en­ten hat – unab­hän­gig von ande­ren kli­ni­schen, echo­kar­dio­gra­phi­schen und neu­roh­u­mo­ra­len Fak­to­ren. Dem­nach hat sie vor allem bei jenen Pati­en­ten einen Ein­fluss, bei denen die Herz­in­suf­fi­zi­enz noch nicht weit fort­ge­schrit­ten ist. Dar­aus ergibt sich für einen ent­spre­chen­den Ein­griff ein „win­dow of oppor­tu­nity“, das für eine Inter­ven­tion genutzt wer­den sollte. APA/​European Heart Journal 


Gehirn­tu­more: neue Klas­si­fi­ka­tion

Ein inter­na­tio­na­ler Zusam­men­schluss von rund 100 For­schungs­ein­rich­tun­gen unter Betei­li­gung von Wie­ner Wis­sen­schaf­tern hat eine genauere Klas­si­fi­ka­tion von Gehirn­tu­mo­ren auf der Basis von DNA-Methy­lie­rungs­mus­tern ent­wi­ckelt. Unter Feder­füh­rung des Deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trums (DKFZ) Hei­del­berg und der Hei­del­ber­ger Medi­zin­uni­ver­si­tät wur­den Methy­lie­rungs­mus­ter von rund 450 Genen an Zell­pro­ben bei rund 2.800 Pati­en­ten bestimmt; diese Gewe­be­pro­ben waren bereits vor­han­den. Dabei wur­den 82 ver­schie­dene Typen iden­ti­fi­ziert. Einer­seits stell­ten die For­scher fest, dass in rund zwölf Pro­zent der Fälle die Befunde falsch waren; ande­rer­seits wur­den einige neue Hirn­tu­mor-Erkran­kun­gen iden­ti­fi­ziert, die in bis­he­ri­gen Klas­si­fi­ka­tio­nen nicht ein­deu­tig zuge­ord­net wer­den konn­ten. Auch bei der Ana­lyse von Gewe­be­pro­ben von etwa 1.100 neuen Pati­en­ten mit Gehirn­tu­mo­ren muss­ten rund zwölf Pro­zent der her­kömm­li­chen Dia­gno­sen modi­fi­ziert wer­den. Nun muss bestimmt wer­den, ob die neue Klas­si­fi­ka­tion auch bei der The­ra­pie der jewei­li­gen Erkran­kung mit ziel­ge­naue­ren Behand­lun­gen umge­setzt wer­den kann. APA/​Nature


Gono­kok­ken trei­ben Immun­zel­len in Apoptose 

Wie Neis­se­ria gonor­rhoeae mensch­li­che Immun­zel­len in die Apo­ptose trei­ben, haben For­scher um den öster­rei­chi­schen Bio­lo­gen Tho­mas Nade­rer von der Monash Uni­ver­sity in Clay­ton (Aus­tra­lien) unter­sucht. Die Bak­te­rien set­zen in den infi­zier­ten Per­so­nen Ves­ikel ihrer äuße­ren Mem­bran frei, die das Pro­tein „Porin‑B“ ent­hal­ten. Die Ves­ikel gelan­gen in das Innere der Makro­pha­gen und lie­fern Porin‑B an deren Mito­chon­drien. Dort ändert das Pro­tein seine Form und löst die Apo­ptose der Immun­zel­len aus. Mit die­ser Erkennt­nis könne man neue Stra­te­gien gegen die „Super­keime“ ent­wi­ckeln: Einer­seits könnte man den Trans­port der Ves­ikel unter­bin­den, ande­rer­seits sei es in Labor­ver­su­chen mög­lich gewe­sen, die Makro­pha­gen am Leben zu erhal­ten, wenn man den Signal­weg zur Apo­ptose blo­ckiert. APA/​Plos Pathogens 

Plas­tikrück­stände in Trinkwasser 

93 Pro­zent der Trink­was­ser-Pro­ben aus Plas­tik­fla­schen von füh­ren­den Mar­ken ent­hal­ten Plas­tikrück­stände wie Poly­pro­py­len, Nylon und Poly­ethy­len­te­re­phtha­lat (PET). Das haben US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher der State Uni­ver­sity of New York nach der Ana­lyse von 250 Plas­tik­fla­schen in den USA, Bra­si­lien, China, Indien, Indo­ne­sien, Kenia, Mexiko, Thai­land und dem Liba­non fest­ge­stellt. Die Kon­zen­tra­tion reichte bis zu mehr als 10.000 Par­ti­kel in einer Fla­sche. Die Gesund­heits­ri­si­ken seien unklar. Den Wis­sen­schaf­tern zufolge könnte es aber einen Zusam­men­hang mit einem erhöh­ten Risiko bei bestimm­ten Krebs­er­kran­kun­gen, der Ver­stär­kung der Sym­pto­ma­tik bei ADHS oder auch bei Autis­mus geben. APA 

M. Alz­hei­mer: mas­siv beschleu­nigte Form des nor­ma­len Alterns? 

For­scher um Johan­nes Ber­ger vom Zen­trum für Hirn­for­schung der Med­Uni Wien haben die Ver­än­de­run­gen von Cho­lin-Phos­pho­li­pi­den im Blut­plasma von gesun­den und an M. Alz­hei­mer erkrank­ten älte­ren Men­schen ana­ly­siert. Sie haben tief­ge­fro­rene Blut­pro­ben von 174 Pro­ban­den der „Vienna Trans­da­nube Aging Study“ (VITA-Stu­die) vom 75. Geburts­tag an über 7,5 Jahre hin­weg auf begin­nende Demenz unter­sucht. Bereits im gesun­den Alte­rungs­pro­zess zeigte sich eine cha­rak­te­ris­ti­sche Ver­än­de­rung der Cho­lin-Phos­pho­li­pid-Blut­werte. Aller­dings: Bei jenen Pro­ban­den, die an M. Alz­hei­mer erkrank­ten, waren die Ver­än­de­run­gen in deut­lich stär­ke­rem Aus­maß zu fin­den. Damit ließe sich den For­schern zufolge Alz­hei­mer zumin­dest auf der Ebene der unter­such­ten Lipide als mas­siv beschleu­nigte Form des nor­ma­len Alterns cha­rak­te­ri­sie­ren.
APA/​Journal of Alzheimer’s Disease 

Mamma-Ca: Xeno­ös­tro­gene kön­nen The­ra­pie beeinträchtigen 

US-ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaf­ter haben zusam­men mit inter­na­tio­na­len Kol­le­gen unter­sucht, ob die Ernäh­rung bei Frauen mit Hor­mon­re­zep­tor-posi­ti­vem, metasta­sie­ren­dem Brust­krebs die Wir­kung der The­ra­pie beein­träch­ti­gen kann. Ergeb­nis: Wenn Sub­stan­zen mit östro­ge­ner Akti­vi­tät (Xeno­ös­tro­gene) über die Nah­rung – wie Mais, Getreide und Soja – auf­ge­nom­men wer­den, kön­nen sie durch ihre hor­mo­nelle Wir­kung im Kör­per die Wirk­sam­keit der Kom­bi­na­ti­ons­the­ra­pie Palbociclib/​Letrozol redu­zie­ren. Das konn­ten die For­scher unter Betei­li­gung von Bene­dikt Warth von der Fakul­tät für Che­mie der Uni Wien im Zell­mo­dell zei­gen. „In Zell­kul­tur rei­chen schon geringe Dosen aus, um die Effi­zi­enz der Behand­lung deut­lich zu sen­ken“, so Warth. Dem­nach könnte es für Pati­en­tin­nen unter die­ser Brust­krebs­the­ra­pie ange­bracht sein, „nicht exzes­siv“ Pro­dukte mit Östro­gen-wirk­sa­men Sub­stan­zen essen. Die Labor­er­geb­nisse müs­sen noch im Tier­mo­dell und im mensch­li­chen Modell bestä­tigt wer­den. APA/​Cell Che­mi­cal Biology 


Tran­exam­säure erhöht Überlebenschance 

For­scher des Uni­ver­si­täts­spi­tals Zürich haben unter­sucht, wie sich die Gabe von Tran­exam­säure – einem Wirk­stoff aus der Gruppe der Anti­fi­bri­no­ly­tika – im Not­fall auf die Über­le­bens­chan­cen von Schwer­ver­letz­ten aus­wirkt. Seit 2013 ver­ab­rei­chen die Ret­tungs­or­ga­ni­sa­tio­nen der Stadt Zürich und die Schwei­ze­ri­sche Ret­tungs­flug­wacht (Rega) Trauma-Opfern noch an der Unfall­stelle Tran­exam­säure. Nun wur­den die Daten der Pati­en­ten, die zwi­schen Dezem­ber 2014 und März 2016 in die Kan­tons­spi­tä­ler St. Gal­len und Luzern und das Zür­cher Uni­ver­si­täts­spi­tal ein­ge­lie­fert wur­den, aus­ge­wer­tet. Ergeb­nis: Heute über­le­ben um 62 Pro­zent mehr Pati­en­ten ihre schwe­ren Ver­let­zun­gen als noch vor weni­gen Jah­ren. Durch die gerin­nungs­sta­bi­li­sie­rende Wir­kung wer­den weni­ger Blut­trans­fu­sio­nen gebraucht. APA

24 Stun­den …

statt der der­zeit gel­ten­den sechs Stun­den könnte das Zeit­fens­ter für die Ent­fer­nung eines gro­ßen Blut­ge­rinn­sels bei Insult- Pati­en­ten künf­tig betra­gen. Dafür spre­chen zwei US-ame­ri­ka­ni­sche Stu­dien; in den USA sind die Gui­de­lines bereits ange­passt wor­den. Abzu­klä­ren gilt es dafür die Aus­wir­kun­gen des Gefäß­ver­schlus­ses durch Spe­zia­lis­ten neu­ro­lo­gi­scher Inten­siv­sta­tio­nen mit Hilfe bild­ge­ben­der Dia­gnos­tik. APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 7 /​10.04.2018