Impf­tag 2019: Imp­fen ist cool

25.11.2018 | Medizin


Um Imp­fung als etwas „echt Coo­les“ zu ver­mit­teln, sind bei der Kom­mu­ni­ka­tion mit Jugend­li­chen die Wahl der Spra­che und der Kon­takt auf Augen­höhe ent­schei­dend. Um die rich­tige Ver­mitt­lung der Infor­ma­tio­nen geht es u.a. beim kom­men­den Impf­tag im Jän­ner 2019.

Mit wel­cher Art von Infor­ma­tion erreicht man unter­schied­li­che Bevöl­ke­rungs­grup­pen? Das ist eine der zen­tra­len Fra­gen beim nächs­ten Öster­rei­chi­schen Impf­tag, der von der Öster­rei­chi­schen Aka­de­mie der Ärzte gemein­sam mit der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien in Koope­ra­tion mit der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer und der Öster­rei­chi­schen Apo­the­ker­kam­mer ver­an­stal­tet wird. Der am 19. Jän­ner 2019 statt­fin­dende Impf­tag 2019 steht unter dem Motto „Impf­prä­ven­tion – Von Jung bis Alt“. 

Ein beson­de­rer Fokus liegt die­ses Mal auf der Wis­sens­ver­mitt­lung rund um das Thema Imp­fen an Schul­kin­der und Jugend­li­che. Die alters­ad­äquate Kom­mu­ni­ka­tion spielt hier eine ent­schei­dende Rolle. „Kin­der ab zehn Jah­ren bil­den eine wich­tige gesell­schaft­li­che Gruppe, die unbe­dingt und zwar auf ganz ver­ständ­li­che und fein­füh­lige Art ange­spro­chen wer­den sollte“, betont die wis­sen­schaft­li­che Lei­te­rin des Impf­tags, Univ. Prof. Ursula Wie­der­mann-Schmidt vom Insti­tut für Spe­zi­fi­sche Pro­phy­laxe und Tro­pen­me­di­zin an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien. Der Aus­sage von Wie­der­mann-Schmidt zufolge hät­ten Befra­gun­gen in öster­rei­chi­schen Gemein­den erge­ben, dass sich Jugend­li­che zuneh­mend Eigen­ver­ant­wor­tung und Auf­klä­rung in Hin­blick auf Imp­fun­gen wün­schen. „Die Kin­der tei­len ab einem gewis­sen Alter nicht auto­ma­tisch die Mei­nung ihrer Eltern und wün­schen sich, per­sön­lich, direkt und allem voran auf Augen­höhe ange­spro­chen zu wer­den“, erklärt die Expertin. 

Ab einem bestimm­ten Alter nimmt nicht nur die Rei­se­tä­tig­keit zu; auch Sexua­li­tät wird zu einem Thema. Dann sind beson­ders All­ge­mein­me­di­zi­ner, Päd­ia­ter und vor allem Gynä­ko­lo­gen gefor­dert, weiß Wie­der­mann-Schmidt. „Sie soll­ten erken­nen, dass die Jugend­li­chen selbst Infor­ma­tio­nen über ihren Impf­schutz ein­for­dern und eigen­ver­ant­wort­lich damit umge­hen wol­len“. Die­ses Inter­esse an der eige­nen Gesund­heit und somit auch am Wohl­erge­hen von ande­ren müsse auf ver­schie­dens­ten Ebe­nen genützt wer­den. Jugend­li­che soll­ten sich mit dem Thema Imp­fen aus­ein­an­der­set­zen und iden­ti­fi­zie­ren kön­nen. Es ist ein Bei­trag, gesund zu blei­ben und eben „cool, hip, en vogue“, wie Wie­der­mann-Schmidt es for­mu­liert, ein fun­dier­tes Wis­sen in Sachen Gesund­heit zu haben, sich selbst und somit auch seine Mit­men­schen zu schützen. 

Kom­mu­ni­ka­tive Sensibilisierung 

Beson­ders wich­tig sei in die­sem Zusam­men­hang, eine Form der Kom­mu­ni­ka­tion zu wäh­len, die Kin­dern und Jugend­li­chen ver­mit­telt, dass sie ernst genom­men wer­den. „In die­sem Alter sollte Impf­prä­ven­tion direkt kom­mu­ni­ziert und nicht über Dritte ver­mit­telt wer­den“, resü­miert Wie­der­mann-Schmidt. Für sie ist der Wunsch der Jugend­li­chen nach kla­ren Ant­wor­ten und einer empa­thi­schen Gesprächs­ba­sis „ver­ständ­lich und nach­voll­zieh­bar“. Beson­ders in die­sem sen­si­blen Alter kön­nen Ärzte dazu bei­tra­gen, Impf­prä­ven­tion als etwas Posi­ti­ves, etwas Coo­les zu trans­por­tie­ren. „Durch wirk­same Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien wird nega­ti­vem Impf­po­pu­lis­mus ganz gene­rell der Nähr­bo­den ent­zo­gen“, betont die Exper­tin. Fun­dier­tes, ver­ständ­lich ver­mit­tel­tes Wis­sen för­dert Eigen­ver­ant­wor­tung, prägt die Mei­nungs­bil­dung und gibt Sicher­heit. Nur wenn alle im Gesund­heits­be­reich Täti­gen aus­rei­chend Wis­sen über die Impf­stra­te­gien in den unter­schied­li­chen Lebens­ab­schnit­ten sowie über die rich­ti­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wege ver­fü­gen, kann die Bot­schaft auch ankom­men. „Im bes­ten Fall hat man als Ergeb­nis selbst­ver­ant­wort­li­che Men­schen von Jung bis Alt, die dazu im Stande sind, auf ärzt­li­che Bera­tung gestützte Impf-Ent­schei­dun­gen für sich selbst und ihre Ange­hö­ri­gen zu tref­fen.“ (lt)
 

Masern und Polio 

Masern: Das Ziel einer 95-pro­zen­ti­gen Durch­imp­fungs­rate mit zwei Impf­do­sen wird noch nicht erreicht – zu die­sem Ergeb­nis kommt ein vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit, Sozia­les, Gesund­heit und Kon­su­men­ten­schutz ver­öf­fent­lich­ter Kurz­be­richt (www.sozialministerium.at: Gesund­heit > Krank­hei­ten und Imp­fen > Kurz­be­richt Masern). Bei den Zwei- bis Fünf­jäh­ri­gen wird bei der ers­ten Impf­do­sis das Ziel einer 95-pro­zen­ti­gen Durch­imp­fungs­rate erreicht. Bei der zwei­ten Imp­fung liegt die Durch­imp­fungs­rate kon­stant bei rund 81 Pro­zent. Das heißt: 48.000 Kin­der in die­ser Alters­gruppe soll­ten eine zweite Imp­fung erhal­ten. Bei den Sechs- bis Neun­jäh­ri­gen liegt die Durch­imp­fungs­rate für die erste Dosis über 95 Pro­zent, für die zweite Dosis bei 89 Pro­zent. In die­ser Alters­gruppe soll­ten knapp 27.000 Kin­der eine zweite MMR-Imp­fung erhal­ten. In der Alters­gruppe der 15- bis 30-Jäh­ri­gen ver­fü­gen nur knapp 70 Pro­zent über einen kom­plet­ten Impf­schutz mit zwei Dosen. Somit benö­tigt fast eine halbe Mil­lion Men­schen zwi­schen 15 und 30 Jah­ren eine zweite Dosis einer Masernimpfung. 

Polio: Im Ver­gleich der Durch­imp­fungs­ra­ten von 2017 mit dem Vor­jahr zeigt sich laut dem vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit, Sozia­les, Gesund­heit und Kon­su­men­ten­schutz ver­öf­fent­lich­ten Kurz­be­richt fol­gen­des Bild: Bei der ers­ten Teil­imp­fung konn­ten Durch­imp­fungs­ra­ten von 96 Pro­zent erreicht wer­den. Die Situa­tion bei den unter Ein­jäh­ri­gen: Hier ist bei der ers­ten Teil­imp­fung die Durch­imp­fungs­rate von 64 auf 68 Pro­zent gestie­gen; bei der zwei­ten Teil­imp­fung von 43 auf 45 Pro­zent. Bei den Zwei- bis Vier­jäh­ri­gen hat sich der Anteil an nicht aus­rei­chend geimpf­ten Kin­dern von 16 auf 17 Pro­zent erhöht. Dem­nach liegt bei mehr als 43.500 Kin­dern keine voll­stän­dige Grund­im­mu­ni­sie­rung vor. Diese Kin­der sind – abge­se­hen vom feh­len­den Schutz gegen Polio – „höchst­wahr­schein­lich“ auch nicht aus­rei­chend bei­spiels­weise gegen Diph­the­rie, Teta­nus oder Per­tus­sis geschützt, wie es im Kurz­be­richt heißt. In der Alter­gruppe der Fünf- bis Neun­jäh­ri­gen sind fünf Pro­zent kom­plett unge­impft. Das heißt: Fast 21.000 Kin­der haben ver­mut­lich kei­nen Schutz gegen Teta­nus, Diph­the­rie oder Keuch­hus­ten. Auch feh­len bei mehr als 14 Pro­zent der Kin­der in die­ser Alters­gruppe Auf­fri­schungs­imp­fun­gen. Dem­nach sind rund 59.500 Kin­der zwi­schen fünf und neun Jah­ren nicht aus­rei­chend immu­ni­siert. Bei den Zehn- bis 16-Jäh­ri­gen sind mehr als 63.300 Kin­der nicht aus­rei­chend immun gegen Polio; 6.300 von ihnen sind gänz­lich unge­impft. Rund 57.000 Kin­der haben zumin­dest eine Teil­imp­fung erhal­ten, jedoch keine voll­stän­dige Grund­im­mu­ni­sie­rung. Somit sind sie „ver­mut­lich“ auch nicht aus­rei­chend gegen Diph­the­rie, Teta­nus und Per­tus­sis geschützt, wird im Bericht festgehalten.

Impf­tag 2019
Thema: Impf­prä­ven­tion – Von Jung bis Alt
 

Wann: 19. Jän­ner 2019; 8:00 bis 17:00 Uhr
Wo: Aus­tria Cen­ter Vienna, Bruno-Krei­sky-Platz 1, 1220 Wien
Wis­sen­schaft­li­che Lei­tung: Univ. Prof. Dr. Ursula Wie­der­mann-Schmidt
Anmel­dung und Infor­ma­tion: www.impftag.at

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 22 /​25.11.2018