Der Fall aus der Praxis – Labor-Zuweisung bei Autoimmunhepatitis

10.05.2018 | Medizin


Wenn auf der Laborzuweisung ein „Geher- Profil“ verlangt ist, tun sich oft viele Fragen auf. Speziell wenn das Spital die entsprechende Laborzuweisung verfasst hat und der Patient nun damit in die Ordination des Allgemeinmediziners kommt.
Madeleine Rohac

Der Allgemeinmediziner setzt sich nun mit dem zuständigen Labormediziner in Verbindung – und berichtet über die Patienten, für die das „Geher-Profil“ angefordert wurde. In diesem Fall handelt es sich um eine 31-jährige Frau, die vor drei Wochen wegen Müdigkeit, Abgeschlagenheit, fallweiser Übelkeit und Kopfschmerzen zum Allgemeinmediziner gekommen war. Bei der damals durchgeführten Laboruntersuchung zeigte sich eine Erhöhung der Transaminasen um das Vierfache bei normaler Gamma-GT und normaler alkalischer Phosphatase. Die serologischen Befunde auf Virushepatitis A, B, C waren unauffällig, ebenso der Abdomen-Ultraschall. Nach positiven Laborbefunden für die antinukleären Antikörper (ANA) und die antimitochondrialen Antikörper (AMA) erfolgte die Überweisung an die gastroenterologische Ambulanz des nahegelegenen Schwerpunkt- Krankenhauses. „Ein gerechtfertigtes Vorgehen“, stimmt Ao. Univ. Prof. Petra Munda von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Wien zu. „Bei einer Befundkonstellation mit Transaminasen im dreistelligen Bereich und negativer Hepatitis-Virusserologie, fehlendem Korrelat in der Sonografie, positiven ANA und AMA bei einer weiblichen Patientin zwischen 24 und 40 Jahren sollte man durchaus an eine Autoimmunhepatitis denken“, führt Munda weiter aus. Charakteristische Beschwerden sowie Schmerzsymptomatik fehlen dabei oft.

Bei der weiteren diagnostischen Vorgangsweise ist laut Munda die Bestimmung der quantitativen Immunglobuline der Klasse G „ganz wichtig“. Sie stellten einen höchst sensitiven Parameter bei der Autoimmunhepatitis dar, der auch zum Therapie-Monitoring verwendet wird. Ferner sollten die Leber-Autoantikörper LKM, SLA, eventuell SP-100 und die ANA-Subsets bestimmt werden. Die endgültige Diagnose wird mittels Leberbiopsie gestellt. „Der Verdacht auf Autoimmunhepatitis ist heute eigentlich die einzige wirklich klare Indikation für die Leberbiopsie“, hält Munda fest.

Die Labormedizinerin nimmt Kontakt mit dem Kollegen auf, der die Ambulanz-Zuweisung unterzeichnet hat – er kann das Rätsel lösen. Prof. Geher war vor einigen Jahren Leiter der gastroenterologischen Ambulanz und hatte ein internes Laborprofil für die unterstützende Diagnostik der Autoimmunhepatitis erstellt, das seither unter der internen Abkürzung „Geher-Profil“ an der Abteilung geläufig ist. Bei der externen Zuweisung hatte der Kollege vergessen, die Laborparameter detailliert anzuführen. „Die weitere Betreuung von Patienten mit Autoimmunhepatitis sollte von darauf spezialisierten Kollegen erfolgen. Oft ist eine Feinabstimmung der Kortikoid-Dosis erforderlich“, erklärt Munda. Übrigens: Der Kollege im Krankenhaus verspricht, bei der nächsten Ambulanzbesprechung den Casus „Geher-Profil“ auf die Tagesordnung zu setzen, um künftige Unklarheiten auf Zuweisungen zu vermeiden.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2018