Standpunkt Harald Mayer: So muss Zukunft

10.09.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Gregor Zeitler

Alles verkürzt sich: die Sprache und vor allem die Interaktion zwischen Menschen; die zunehmende Digitalisierung tut ein Übriges. Vielleicht kommt die Verkürzung auch daher, dass wir heute ein Maximum an Lebensbereichen und Aktivitäten nebeneinander und miteinander unterbringen wollen.

„Life happens, while you are making plans.“ Dieses Zitat wird John Lennon zugeschrieben und war Ausdruck einer Lebenshaltung, die fast unvorstellbar geworden ist. Ärztinnen und Ärzte von heute wollen Kinder, Freizeit, Familie, Beruf und die persönliche Entwicklung unter einen Hut bringen. Ohne gute Planung ist das nur schwer möglich. Genau das ist das Motto von #wirsinddiezukunft am 28.9. im 25hours-Hotel, im Museumsquartier in Wien.

Charly Kornhäusl hat diese nun schon zum vierten Mal stattfindende Konferenz mit viel Engagement auf die Beine gestellt und möchte wieder auf ein hochaktuelles Thema der jungen Ärzte eingehen. Die Location ist chillig, würden meine Kinder sagen, und zeitlich wurde so geplant, dass man „nach Dienst“ interessanten Menschen begegnen und mit ihnen über eine gesunde „Work-Life-Balance“ für Ärzte diskutieren kann.

Im neuen Ärztegelöbnis ist nämlich zum ersten Mal explizit festgehalten, dass ein Arzt auf sich und seine Gesundheit achten soll. Vorbei die Zeiten, in denen man sich mit Dauerüberarbeitung selbst ausbeutete und sich zum schlechten Vorbild für seine Patienten entwickelte? Dennoch bin ich überzeugt, dass auch jene Ärzte, die neben einem Vollzeitberuf Zeit für Familie und Freunde haben und dann noch für einen Triathlon trainieren können, einen Preis dafür zahlen.

Ein Freund hat das Leben mit einem Kinder-Dreirad verglichen: vorne das größte Rad mit der Tretkurbel. In dieses Rad fließt die Energie und dort wird gelenkt. Dahinter zwei möglichst gleich große Räder, die quasi mitgezogen werden. Ein Rad steht für die persönliche Entwicklung, eines für die Familie/Freunde und das dritte Rad steht für den Beruf. Welches ist ihr „Vorderrad“? Und denken Sie daran: Sind die hinteren Räder nicht gleich groß, wird das Lenken schwer und man fährt nur im Kreis.

Das sind Fragen, die wir am 28.9. mit Ihnen diskutieren wollen. Meine Generation hat „Erfolg“ vielleicht anders definiert als die junge Generation heute; dennoch glaube ich, dass für uns alle das gleiche Sprichwort gilt: „Zum Erfolg gibt es keinen Lift, man muss immer die Treppe nehmen.“

Dr. Harald Mayer
3. Vizepräsident der ÖÄK

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2018