Koope­ra­tion Ärz­te­schaft & Phar­ma­in­dus­trie: Ste­hen wir zu unse­ren Leistungen

15.07.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK


Bereits zum drit­ten Mal haben die phar­ma­zeu­ti­schen Unter­neh­men heuer auf ihren Web­sei­ten offen­ge­legt, was sie im Vor­jahr im Rah­men von Koope­ra­tio­nen mit der Ärz­te­schaft bezahlt haben. Das betrifft Hono­rare für die Leis­tun­gen ein­zel­ner Ärz­tin­nen und Ärzte wie auch von Insti­tu­tio­nen, etwa von Kran­ken­häu­sern.
Andrea Rie­del

Im Jahr 2014 hat­ten sich Euro­pas Phar­ma­ver­bände frei­wil­lig zu mehr Trans­pa­renz ver­pflich­tet und auch der Ver­band der phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie Öster­reichs (Phar­mig) nahm umfas­sende Trans­pa­renz­re­geln in sei­nen Ver­hal­tens­co­dex auf. Die Zusam­men­ar­beit von Ärz­te­schaft und Phar­ma­in­dus­trie ist durch den Code of Con­duct der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer wie auch durch den detail­lier­ten Phar­mig-Ver­hal­tens­co­dex genau­es­tens gere­gelt. Beide Doku­mente sind über die Home­pages der Orga­ni­sa­tio­nen für jeder­mann zugäng­lich. Im Zuge der Trans­pa­renz-Initia­tive der phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie müs­sen sich Ärzte und Insti­tu­tio­nen seit drei Jah­ren bei jedem Koope­ra­ti­ons­ver­trag aufs Neue ent­schei­den, ob sie auf der Web­site eines Phar­ma­un­ter­neh­mens nament­lich genannt wer­den wol­len oder nicht. Ent­spre­chend der Ent­schei­dung jedes ein­zel­nen Arz­tes und jeder Insti­tu­tion ver­öf­fent­licht das Unter­neh­men dann seine Hono­rar­zah­lun­gen, Spen­den und För­de­run­gen zusam­men­ge­fasst oder indi­vi­dua­li­siert (mit Nen­nung des Empfängernamens). 

Für eine nament­li­che Nen­nung haben sich auch 2017 wie­der knapp 20 Pro­zent aller Ärz­tin­nen und Ärzte ent­schie­den, die Leis­tun­gen für die phar­ma­zeu­ti­sche Indus­trie erbracht haben. 

Die ÖÄK hat die Trans­pa­renz-Initia­tive der Phar­mig von Anfang an begrüßt und sich für eine nament­li­che Nen­nung stark gemacht. Schließ­lich gibt es in der Öffent­lich­keit nach wie vor viele Vor­be­halte gegen die Zusam­men­ar­beit von Ärz­te­schaft und Phar­ma­in­dus­trie, obwohl diese not­wen­dig und sinn­voll ist. Mit jedem Arzt, der mit sei­nem Namen zu den Leis­tun­gen steht, die er als Koope­ra­ti­ons­part­ner der phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie erbracht hat, ver­rin­gert sich das „Mate­rial“ für Spekulationen.Allerdings domi­niert in unse­rer mit­tel­eu­ro­päi­schen Gesell­schaft immer noch die Devise „Über Geld spricht man nicht“. Es ist daher grund­sätz­lich nach­voll­zieh­bar, wenn sich Ärzte fra­gen, warum aus­ge­rech­net sie in die­ser Frage Vor­rei­ter sein soll­ten. Hier gibt ÖÄK-Prä­si­dent Tho­mas Sze­ke­res zu beden­ken: „Arzt­sein ist mehr als ein Beruf. Zu Recht legen die Men­schen höhere Maß­stäbe an, wenn es um die Ver­trau­ens­wür­dig­keit von Ärz­tin­nen und Ärz­ten geht. Was wir wol­len, ist ein behut­sa­mer, aber spür­ba­rer Kul­tur­wan­del bei den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Die Alter­na­tive wäre eine gesetz­li­che Ver­pflich­tung, wie sie etwa in den USA als ‚Suns­hine-Act‘ in Kraft ist und wie sie Trans­pa­rency Aus­tria for­dert.“ Ohne die Koope­ra­tion von Phar­ma­in­dus­trie und Ärz­te­schaft gäbe es kei­nen medi­zi­ni­schen Fort­schritt. Daher plä­diert Sze­ke­res dafür, sich „nicht zu ver­ste­cken“, ganz im Gegen­teil: „Ich bin der Mei­nung, wer seine ärzt­li­che Exper­tise für die Ver­bes­se­rung oder Neu­ent­wick­lung von Medi­ka­men­ten zur Ver­fü­gung stellt, sollte stolz dar­auf sein. Es ist selbst­ver­ständ­lich und völ­lig legi­tim, dass Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen für ihre Leis­tun­gen im Rah­men von Koope­ra­tio­nen mit der Phar­ma­in­dus­trie auch ange­mes­sen hono­riert wer­den.“ Schließ­lich erbräch­ten sie eine Zusatz­leis­tung, die letzt­lich den Pati­en­ten zugu­te­komme. Auch Ärzte, die an Anwen­dungs­be­ob­ach­tun­gen teil­neh­men, hel­fen mit, medi­ka­men­töse The­ra­pien zu opti­mie­ren. Ebenso wie Wis­sen­schaf­ter, die in Vor­trä­gen ihre Erkennt­nisse an die direkt ver­sor­gungs­wirk­same Kol­le­gen­schaft wei­ter­ge­ben: Sie sor­gen dafür, dass aktu­ells­ter medi­zi­ni­scher Fort­schritt rasch bei den Pati­en­ten ankommt. – Fazit: Ärzte soll­ten zei­gen, dass sie nichts zu ver­ber­gen hät­ten. Das Ver­trauen der Öffent­lich­keit in den ärzt­li­chen Stand und ins­be­son­dere das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zu den Pati­en­ten kann davon nur profitieren.

Geld­werte Leis­tun­gen der Phar­ma­in­dus­trie im Jahr 2017 gesamt: 135,4 Mio. Euro

Davon: 

• 63 % (86 Mio.): For­schung (z.B. Mit­ar­beit bei kli­ni­schen Prü­fun­gen),
• 22 % (29,7 Mio.): Ver­an­stal­tun­gen (z.B. Kon­gress-Teil­nah­me­ge­büh­ren),
• 11 % (14,4 Mio.): Dienst- und Bera­tungs­leis­tun­gen (z.B. Vor­trags­tä­tig­keit) 
• 4 % (5,4 Mio.): Spenden/​Förderungen (z.B. an Pati­en­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen, Forschungsprojekte)

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 13–14 /​15.07.2018