Kom­men­tar: Naghme Kamaleyan-Schmied

10.04.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK


Ärz­te­kam­mer, Radio­lo­gen und Öster­rei­chi­sche Krebs­hilfe lan­cie­ren eine Image­kam­pa­gne zur Brust­krebs- Früh­erken­nung. Ziel ist die Sen­kung der Brust­krebs­sterb­lich­keit. Die Kam­pa­gne star­tet am 10. April.
Bern­hard Salzer

Ziel­gruppe der Kam­pa­gne sind Frauen ab dem 40. Lebens­jahr sowie deren Ver­trau­ens­ärz­tIn­nen – Gynä­ko­lo­gIn­nen, All­ge­mein­me­di­zi­ne­rIn­nen und Inter­nis­tIn­nen. „Wir wol­len ein noch stär­ke­res Bewusst­sein für die Brust­krebs-Früh­erken­nung schaf­fen sowie die Moti­va­tion stei­gern, sich mit dem Thema aus­ein­an­der­zu­set­zen. Ziele des Pro­gramms sind die Sen­kung der Brust­krebs­sterb­lich­keit sowie die Sicher­stel­lung ver­bes­ser­ter Hei­lungs­chan­cen und scho­nen­de­rer The­ra­pie­ver­fah­ren für die Frauen in Öster­reich. Dafür kann jede sozi­al­ver­si­cherte Frau ab 40 alle 24 Monate die Früh­erken­nungs­un­ter­su­chung kos­ten­los in Anspruch neh­men“, so Klaus Wicke, Vor­sit­zen­der der Bun­des­fach­gruppe Radio­lo­gie (BURA).

Kern­stück der Kam­pa­gne ist die Web­site www.meine-brust.at, auf der Frauen unter ande­rem über ein eigens ent­wi­ckel­tes Tool einen Über­blick über alle zer­ti­fi­zier­ten Radio­lo­gie-Stand­orte erhal­ten und nach unter­schied­li­chen Kri­te­rien den für sie geeig­nets­ten fil­tern kön­nen. Ergänzt wird die Web­site mit einem Fach-Blog für VertrauensärztInnen. 

Für das kos­ten­lose Mam­mo­gra­phie-Scree­ning genügt die frei­ge­schal­tete e‑card. Ob die e‑card frei­ge­schal­tet ist, kann über die Ser­vice­hot­line 0800500181 oder beim radio­lo­gi­schen Stand­ort im Rah­men der Ter­min­ver­ein­ba­rung nach­ge­fragt wer­den. Sobald eine Vor­sorge-Mam­mo­gra­phie durch­ge­führt wurde, ist die Pati­en­tin im Sys­tem regis­triert und bekommt auto­ma­tisch nach 24 Mona­ten die Ein­la­dung zur nächs­ten Mam­mo­gra­phie. Frauen zwi­schen 45 und 69 Jah­ren erhal­ten unab­hän­gig davon auto­ma­tisch ein offi­zi­el­les Schrei­ben als Erin­ne­rung zur Mam­mo­gra­phie sowie eine Auf­lis­tung von radio­lo­gi­schen Stel­len, die an dem Pro­gramm teilnehmen. 

Die Ent­schei­dung für ein zwei­jäh­ri­ges Unter­su­chungs­in­ter­vall beruht auf den Emp­feh­lun­gen euro­päi­scher wie auch inter­na­tio­na­ler Unter­su­chun­gen und wurde nach Ana­lyse medi­zi­ni­scher Exper­ten gemein­sam mit der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer beschlos­sen. Die Teil­nahme am Brust­krebs- Früh­erken­nungs­pro­gramm ist für alle in Öster­reich sozi­al­ver­si­cher­ten Frauen ab dem 40. Geburts­tag bei den zer­ti­fi­zier­ten radio­lo­gi­schen Unter­su­chungs­stel­len kos­ten­frei. Johan­nes Stein­hart, ÖÄK-Vize­prä­si­dent und Obmann der Bun­des­ku­rie nie­der­ge­las­sene Ärzte, appel­liert zum Start der Kam­pa­gne an alle Frauen in Öster­reich: „Geben Sie Brust­krebs keine Chance und gehen Sie alle zwei Jahre zum Brust- Scree­ning, denn die Mam­mo­gra­phie ent­deckt Brust­krebs, bevor er tast- und spür­bar wird.“

Infos zur Kam­pa­gne
www.meine-brust.at
Tele­fon­hot­line „Früh erken­nen“: 0800 500 181 (kos­ten­los Mo-Fr 08:00 bis 18:00 Uhr)

Facts & Figures

Welt­weit erkrank­ten in den letz­ten 25 Jah­ren 40,5 Mil­lio­nen Frauen an Brust­krebs (Quelle: WHO). In Öster­reich erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brust­krebs. Jähr­lich wer­den über 5.000 Neu­erkran­kun­gen dia­gnos­ti­ziert. Die­ser hohe Ver­brei­tungs­grad ist in allen west­li­chen Indus­trie­län­dern ähn­lich. Rund drei Vier­tel der erkrank­ten Frauen sind älter als 50 Jahre. In sehr sel­te­nen Fäl­len (bei rund einem Pro­zent der Krebs­fälle) tritt Brust­krebs auch bei Män­nern auf. Mit einem Anteil von etwa 30 Pro­zent an allen Tumo­ren ist Brust­krebs die häu­figste Krebs­er­kran­kung bei Frauen. Jähr­lich ver­ster­ben rund 1.500 Frauen in Öster­reich an den Fol­gen einer Brust­krebs­er­kran­kung – Brust­krebs ist mit 17 Pro­zent aller Krebs­ster­be­fälle auch die häu­figste Krebs­to­des­ur­sa­che bei Frauen (Daten­quelle zu Öster­reich: Sta­tis­tik Austria). 

Das Öster­rei­chi­sche Brust­krebs-Früh­erken­nungs­pro­gramm wurde im Jahr 2014 ein­ge­führt. Es rich­tet sich an die gesunde, ver­meint­lich nicht an Brust­krebs erkrankte Frau, die bei der letz­ten Mam­mo­gra­fie einen unauf­fäl­li­gen Befund hatte, bzw. an jene Frauen ab 40, die noch nie bei der Mam­mo­gra­fie waren. Zur Teil­nahme am Pro­gramm benö­ti­gen Frauen mitt­ler­weile keine ärzt­li­che Über­wei­sung zur Mam­mo­gra­phie – es reicht die „e‑card“. Nach der Frei­schal­tung der e‑card, kön­nen Frauen alle zwei Jahre zur Früh­erken­nungs­mam­mo­gra­fie gehen, indem sie bei einem Radio­lo­gen, der an dem Pro­gramm teil­nimmt, einen Ter­min zur Mam­mo­gra­fie ver­ein­ba­ren. Die Teil­nahme am Brust­krebs-Früh­erken­nungs­pro­gramm ist frei­wil­lig und für alle in Öster­reich sozi­al­ver­si­cher­ten Frauen ab 40 kostenfrei. 

Die Ziele des Brust­krebs-Früh­erken­nungs­pro­gramms sind die Mobi­li­sie­rung und Infor­ma­tion der Ziel­gruppe, die Früh­erken­nung von Brust­krebs in einem nicht-inva­si­ven bzw. meta­sta­sen­freien Sta­dium, die Ver­bes­se­rung der Chan­cen auf Hei­lung sowie die Anwen­dung scho­nen­de­rer The­ra­pien, die Erhö­hung des Anteils an brust­er­hal­ten­den Ope­ra­tio­nen, die Mini­mie­rung von unnö­ti­gen medi­zi­ni­schen Ein­grif­fen durch ein stan­dar­di­sier­tes und qua­li­täts­ge­si­cher­tes Abklä­rungs­ver­fah­ren sowie die Sen­kung der Brustkrebssterblichkeit.

KOMMENTAR
Selbst­kon­trolle und Mam­mo­gra­phie

Von Naghme Kamaleyan-Schmied*

In Öster­reich erkran­ken jähr­lich etwa 40.000 Men­schen an Krebs. Über 5.000 davon sind Brust­krebs­neu­erkran­kun­gen bei Frauen. Mit einem Anteil von etwa 30 Pro­zent ist Brust­krebs die häu­figste Krebs­er­kran­kung und mit 17 Pro­zent aller Krebs­ster­be­fälle die häu­figste Krebs­to­des­ur­sa­che bei Frauen. Diese sta­tis­ti­schen Daten sind der Grund für die Kam­pa­gne zur Brust­krebs­vor­sorge. Das Ziel ist, Frauen bezüg­lich Brust­krebs zu sen­si­bi­li­sie­ren, um die Krebs­fälle früh­zei­tig in Sta­dien zu ent­de­cken, die eine bes­sere Pro­gnose haben und dadurch scho­nen­dere Behand­lun­gen zu ermög­li­chen und letzt­end­lich die Brust­krebs­mor­ta­li­tät und das Leid der Pati­en­tin­nen und deren Ange­hö­ri­gen zu senken. 

Um Brust­krebs­er­kran­kun­gen mög­lichst früh zu erken­nen sind Vor­sor­ge­maß­nah­men uner­läss­lich. Ein ers­ter Schritt ist die Selbst­kon­trolle, doch auch das muss „gelernt sein“. Ich sehe es als meine Auf­gabe als All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin, meine Pati­en­tin­nen auf­zu­klä­ren und ihnen (auch) zu zei­gen, wie das selbst­stän­dige Abtas­ten der Brust funk­tio­niert. Die Mam­mo­gra­fie ist aller­dings die wich­tigste Methode, um Brust­krebs bei Frauen früh­zei­tig zu erken­nen. Das wol­len wir im Zuge der Kam­pa­gne allen Frauen ver­mit­teln und ihnen auch die wich­tigste Bot­schaft mit auf den Weg geben: wird Brust­krebs früh ent­deckt, kann Frau sich viel Leid ersparen! 

*) Dr. Naghme Kama­leyan-Schmied, Lei­te­rin des ÖÄK-Refe­rats für Pri­mär­ver­sor­gung, Sek­ti­ons­ob­frau All­ge­mein­me­di­zin der Wie­ner Ärz­te­kam­mer und All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin in Wien Floridsdorf

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 7 /​10.04.2018