Erste bundesweite Ärztinnen-Befragung: Stimmen der Ärztinnen

15.08.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK


Wie geht es den niedergelassenen Ärztinnen, jenen im Spital und den Ärztinnen in Ausbildung? Was brauchen all diese Kolleginnen? – In zwei Monaten startet das ÖÄK-Referat für Gendermainstreaming und spezifische Berufs- und Karrieremodelle von Ärztinnen die erste österreichweite Befragung, die sich ausschließlich an Medizinerinnen wendet.
Andrea Riedel

DAs ÖÄK-Referat wird von Petra Preiss, Präsidentin der Ärztekammer für Kärnten, geleitet. In die Befragung werde vieles aus ihrer eigenen Berufs- und Lebenserfahrung einfließen, wie Preiss im Gespräch mit der „Österreichischen Ärztezeitung“ betont. „Positive Veränderungen können wir nur anstreben und natürlich auch erreichen, wenn wir die gegenwärtige Situation genau kennen. Ich wünsche mir daher, dass möglichst viele Ärztinnen ihre Chance wahrnehmen und an der Online-Befragung Ende September teilnehmen.“ Preiss appelliert an niedergelassene Ärztinnen genauso wie an Spitalsärztinnen und in Ausbildung stehende Kolleginnen: „Sagen Sie uns, was Sie beispielsweise für einen Karriereschritt und was Sie für eine wirklich gute Ausbildung brauchen. Teilen Sie uns mit, was Sie stört und in Ihrer beruflichen Entwicklung behindert. Es ist unser Recht, aber auch unsere gesundheitspolitische Verantwortung, als Ärztinnen dazu beizutragen, dass sich unsere Arbeitsund Karrierebedingungen – und damit auch die unserer Kollegen – grundlegend verbessern.“

Chancen wie noch nie

So gut wie heute seien die Erfolgsaussichten dafür noch nie gewesen, ist Preiss überzeugt, denn „vieles, das früher vorwiegend ein Anliegen von Ärztinnen war, beschäftigt nun die gesamte junge Ärztegeneration – unabhängig vom Geschlecht“. Etwa eine unausgeglichene Work-Life-Balance, mangelnde Kinderbetreuung und fehlende Möglichkeiten des Job-Sharings. Spitalsträger, Gemeinden, Gesundheitspolitik, alle suchen Ärztinnen und Ärzte.

Aber immer weniger junge Menschen wollen den Beruf in Österreich ausüben – auch wegen der erwähnten Gründe. „Um all diese gemeinsamen gesellschaftspolitischen Anliegen ernsthaft in Angriff nehmen zu können, müssen wir auch eine systemimmanente Trägheit überwinden“, so die Präsidentin der Ärztekammer für Kärnten. Schließlich würden viele Verantwortliche meinen, „irgendwie“ werde es schon gehen. „Und genau da werden wir als Ärztinnen jetzt den Hebel ansetzen. Indem wir genau sagen: Das brauchen wir und dafür werden wir uns mit ganzer Kraft einsetzen.“ Den Rückhalt der Österreichischen Ärztekammer habe man jedenfalls: „Präsident Thomas Szekeres hat uns von Anfang an seine Unterstützung für die Befragung sowie weitere Maßnahmen zugesichert.“ Die Umsetzung von Befragungsergebnissen werde sich langfristig auch positiv auf die ärztliche Versorgung der Bevölkerung auswirken, erklärt Preiss. „Denn je mehr Ärztinnen die Möglichkeit bekommen, ihre individuell verfügbare Arbeitszeit gezielt einzusetzen, desto besser können wir dem Mangel an Ärztinnen und Ärzten gegensteuern.“

Schwerpunkte der Befragung werden die Themen Ausbildung, Karriere-Entwicklung, Arbeitszeit und neue Formen der Zusammenarbeit bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sein. Auch Sexismus und Belästigung am Arbeitsplatz oder durch Patientinnen und Patienten sollen zur Sprache kommen. „Was auch immer die erste österreichweite Ärztinnen-Befragung ergibt: Wir werden in der Österreichischen Ärztekammer darüber diskutieren und konkrete Arbeitsaufträge für die gesamte Funktionsperiode ableiten. Und davon werden alle Kolleginnen und alle Kollegen profitieren“, so Petra Preiss abschließend.

Eckdaten der Befragung

• Wie: Online, Einladung per Mail durch Hajek Public Opinion Strategies
• Wann: 1 Woche Ende September/Anfang Oktober
• Wer: Alle in der Ärzteliste eingetragenen Frauen
• Themen: Karriere, Ausbildung, Arbeitszufriedenheit, Zusammenarbeitsformen im niedergelassenen Bereich, Sexismus etc.
• Ziel: Das geballte Potenzial von Frauen im Arztberuf heben – mit standespolitischer Unterstützung auf Bundesund auf Länderebene 

Die mit „Aktuelles aus der ÖÄK“ gekennzeichneten Seiten stehen unter der redaktionellen Verantwortung von Michael Heinrich, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Österreichischen Ärztekammer.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2018