Aktu­el­les aus UEMO und EANA: EU-All­ge­mein­me­di­zin: Kräfte bündeln

25.09.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK


Die Ver­tre­tung der Inter­es­sen öster­rei­chi­scher Ärz­tin­nen und Ärzte auf inter­na­tio­na­ler, ins­be­son­dere auf EU-Ebene, wird auch im nie­der­ge­las­se­nen Bereich immer wich­ti­ger.
Andrea Riedel

„Viele Pro­bleme, die die die All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin­nen und ‑medi­zi­ner in Öster­reich bewe­gen, sind auch für unsere Kol­le­gen in ande­ren Län­dern ein Thema“, sagt Mar­tina Hasen­hündl, ÖÄK Dele­gierte zur UEMO, der Euro­päi­schen Ver­ei­ni­gung der Ärzte für All­ge­mein­me­di­zin. Diese Kräfte zu bün­deln sei daher durch­aus sinn­voll. Aktu­ell bemühe sich die UEMO, ihre Schlag­kraft zu erhö­hen: „Wir wol­len der All­ge­mein­me­di­zin in EU-Gre­mien so viel Gehör ver­schaf­fen, wie das etwa die Euro­päi­sche Ver­ei­ni­gung der Fach­ärzte (UEMS) schon erreicht hat.“ 

Eines der The­men, die bei der jüngs­ten UEMO-Gene­ral­ver­samm­lung im Juni dis­ku­tiert wur­den, ist die man­gelnde Wert­schät­zung, mit der Haus­ärz­tin­nen und Haus­ärzte in man­chen EU-Län­dern kon­fron­tiert sind. Und zwar nicht nur sei­tens der Poli­tik, son­dern oft auch sei­tens der Bevöl­ke­rung. So gese­hen kön­nen die öster­rei­chi­schen All­ge­mein­me­di­zi­ner auf ihre große Beliebt­heit bei den Pati­en­ten durch­aus stolz sein. Gleich­zei­tig ist Öster­reich immer noch eines von nur noch vier EU-Län­dern ohne Fach­arzt für All­ge­mein­me­di­zin (siehe ÖÄZ 6/​2018).

„Der Fach­arzt­ti­tel ist ein wesent­li­ches Ele­ment von Wert­schät­zung, daher kämpft die UEMO für eine flä­chen­de­ckende Ein­füh­rung und stärkt uns damit den Rücken“, sagt Hasen­hündl. Ein wich­ti­ger Schritt hier­bei wäre es, dass man die All­ge­mein­me­di­zin inner­halb der Aner­ken­nungs­richt­li­nie (2005/​36/​EG) in der­sel­ben Kate­go­rie auf­nimmt, die auch die Fach­ärzte umfasst. Die Gene­ral­ver­samm­lung hat daher im Juni beschlos­sen, dass jene 18 Län­der, die den Fach­arzt­ti­tel für All­ge­mein­me­di­zin natio­nal ein­ge­führt und auch auf EU-Ebene gemel­det haben, die EU-Kom­mis­sion schrift­lich dazu auf­for­dern sollen. 

Ein wei­te­res zen­tra­les Thema der jüngs­ten UEMO-Ver­samm­lung war Prä­ven­tion, ins­be­son­dere das Imp­fen. Aus­ge­hend von einem Legis­la­tiv­vor­schlag der EU-Kom­mis­sion, der eine Bün­de­lung natio­na­ler Maß­nah­men im Kampf gegen die wach­sende Impf­skep­sis vor­sieht, ist damit die Arbeits­gruppe „Pre­ven­tive Acti­vi­ties“ befasst, deren Ergeb­nisse im Herbst dis­ku­tiert wer­den sollen. 

HTA: UEMO für mehr Transparenz 

Auch Health Tech­no­logy Assess­ment (HTA) beschäf­tigt die UEMO der­zeit sehr. Kon­kret geht es um den Vor­schlag der EUKom­mis­sion, die kli­ni­sche Bewer­tung von neuen Medi­ka­men­ten, Medi­zin­pro­duk­ten und ‑tech­no­lo­gien im Rah­men von HTA­Ver­fah­ren ver­pflich­tend auf EU-Ebene durch­zu­füh­ren und nur noch den nicht-kli­ni­schen Part in der Hoheit der ein­zel­nen Län­der zu belas­sen. HTA die­nen dazu, medi­zi­ni­sche Inno­va­tio­nen sys­te­ma­tisch auf ihre Vor­teile gegen­über bestehen­den Tech­no­lo­gien zu bewer­ten. „Wir haben bei der Gene­ral­ver­samm­lung im Juni ein HTA-Posi­ti­ons­pa­pier erar­bei­tet, das wir in den nächs­ten Mee­tings fina­li­sie­ren wol­len – ent­spre­chend den poli­ti­schen Ent­wick­lun­gen in die­ser Frage“, erklärt Hasen­hündl. Immer­hin hät­ten sich einige EU-Staa­ten bereits gegen die Zen­tra­li­sie­rung von kli­ni­schen HTA-Ver­fah­ren ausgesprochen. 

Eben­falls im Juni tagte die Euro­päi­sche Arbeits­ge­mein­schaft der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte, EANA. Auch an den Mee­tings die­ser Orga­ni­sa­tion nimmt Mar­tina Hasen­hündl in Ver­tre­tung der ÖÄK teil: „Die EANA dis­ku­tiert der­zeit spe­zi­ell dar­über, unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Dele­ga­tion ärzt­li­cher Auf­ga­ben an Ver­tre­ter nicht-ärzt­li­cher Gesund­heits­be­rufe auf EU-Ebene ver­ein­heit­licht wer­den kann. Eine der Min­dest­an­for­de­run­gen ist die Har­mo­ni­sie­rung der Aus­bil­dun­gen der ein­zel­nen Gesund­heits­be­rufe.“ In einer Dekla­ra­tion for­dert die EANA u.a. klare Pro­zesse und Ver­fah­ren für die Über­tra­gung ärzt­li­cher Auf­ga­ben. Nur so könn­ten Qua­li­tät und Effek­ti­vi­tät garan­tiert und alle Akteure im Falle uner­wünsch­ter Ereig­nisse im Rah­men einer medi­zi­ni­schen Behand­lung geschützt werden. 

Die mit „Aktu­el­les aus der ÖÄK“ gekenn­zeich­ne­ten Sei­ten ste­hen unter der redak­tio­nel­len Ver­ant­wor­tung von Michael Hein­rich, Lei­ter der Öffent­lich­keits­ar­beit der Öster­rei­chi­schen Ärztekammer. 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 18 /​25.09.2018