Pri­mär­ver­sor­gung: Wie geht PHC?

25.10.2017 | Politik


Hat’s ein PHC-Gesetz gebraucht? Diese Frage – und viele andere Aspekte rund um Pri­mär­ver­sor­gung – haben Alex­an­der Biach, Tho­mas Sze­ke­res, und Her­wig Oster­mann mit Agnes M. Mühl­gas­s­ner (Mode­ra­to­rin) beim letz­ten „Gesund­heits­po­li­ti­schen Forum“ in Wien dis­ku­tiert.
Von Marion Huber

Braucht es für Pri­mär­ver­sor­gung ein Gesetz? „Ja“, sagte Univ. Prof. Her­wig Oster­mann, Geschäfts­füh­rer
der GÖG (Gesund­heit Öster­reich GmbH): „Das PHC-Gesetz gibt uns Chan­cen und mehr Ver­bind­lich­keit, um gute Pri­mär­ver­sor­gung flä­chen­de­ckend umzu­set­zen.“ Dem wider­sprach ÖÄK­Prä­si­dent Tho­mas Sze­ke­res: Um Pri­mär­ver­sor­gung zu betrei­ben, brau­che es kein Gesetz: „Das PHC Medi­zin Maria­hilf wurde gegrün­det, bevor es das Gesetz gege­ben hat.“ Dass es „viel­leicht“ ohne Gesetz­ge­gan­gen wäre, gestand auch Haupt­ver­bands-Vor­sit­zen­der Alex­an­der Biach ein; für ihn ist es ein „sym­bo­li­scher Akt“.

Gestal­tungs­spiel­raum

Dass das Gesetz die Ent­wick­lung der Pri­mär­ver­sor­gung ein­schränkt, glau­ben­die Ver­tre­ter von GÖG und Haupt­ver­band nicht. „Das Gesetz beschreibt Ste­reo­ty­pen, ich glaube aber, dass ver­schie­dene Gestal­tun­gen mög­lich sind“, meinte Oster­mann. Das Gesetz nor­miere ein Kern­team; wie die Zusam­men­ar­beit aus­sieht, sei in einem Kon­zept zu beschrei­ben. „Kla­rer­weise“ wer­den die Koope­ra­ti­ons­for­men je nach Region unter­schied­lich sein. Skep­tisch ob des Kon­zepts zeigte sich erneut der Prä­si­dent der ÖÄK: „Die Kol­le­gen rei­ßen sich nicht darum, bei PHC-Zen­tren mit­zu­ma­chen“, gab er zu beden­ken. Gründe gäbe es meh­rere: eine sol­che Part­ner­schaft sei ein Risiko; der Weg aus dem PHC zurück in einen Kas­sen­ver­tragsei zeit­lich limi­tiert und „es gibt keine Anstel­lung von Ärz­ten bei Ärz­ten, obwohl wir es uns gewünscht hät­ten“, so Sze­ke­res. „Ich ver­stehe die Bedin­gun­gen der ÖÄK im Hin­blick auf Sicher­heit, Plan­bar­keit und die mög­li­che Rück­kehr“, räumte Biach ein. Den­noch sei PHC der Ver­such, neue und fle­xi­ble Team­for­men zu fin­den. „PHC-Zen­tren wer­den nie­mals allein Pri­mär­ver­sor­gung sein, aber ein wesent­li­ches Ele­ment“, so Biach. Sze­ke­res betonte, dass es einen „Mix“ der­For­men geben müsse, um erfolg­reich Pri­mär­ver­sor­gung zu betrei­ben. „Was wir gar nicht wol­len, ist, dass man den klas­si­schen Haus­arzt tot redet“, stellte Sze­ke­res klar. Umfra­gen zeig­ten, dass 95 Pro­zent der Pati­en­ten ihren Haus­arzt schät­zen. „Und wir wol­len den freien Arzt­be­ruf erhal­ten“, fügte er hinzu. „Der freie Beruf ist unbe­strit­ten“, lenkte Oster­mann ein. Sollte es Stim­men geben, den klas­si­schen Haus­arzt abzu­schaf­fen, wäre das für Biach „poli­tisch sehr ein­fäl­tig“: „Dafür würde ich mich nicht her­ge­ben.“

Maß­nah­men­bün­del gefordert

Was allen Betei­lig­ten klar ist: Der Aus­bau der Pri­mär­ver­sor­gung – und deren Sicher­stel­lung durch genü­gend All­ge­mein­me­di­zi­ner – wird mit einem Maß­nah­men­bün­del geför­dert wer­den müs­sen. „Dazu wird es auch mone­tä­rer Ansätze bedür­fen“, ver­wies Biach etwa auf zusätz­li­che Abrech­nungs­po­si­tio­nen für All­ge­mein­me­di­zi­ner. „Es ist klar, dass man mit PHC nicht unbe­dingt spa­ren kann – aber man kann Pati­en­ten bes­ser nie­der­ge­las­sen ver­sor­gen und damit die Ambu­lan­zen ent­las­ten“, resü­mierte Ostermann.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2017