kurz & informativ: Politische Kurzmeldungen

25.10.2017 | Politik

Salzburg: KA-AZG verschärft Ärztemangel

Eine Umfrage unter rund 740 Salzburger Spitalsärzten hat gezeigt, dass derzeit knapp 60 Prozent der Ärzte – mit einer Betriebsvereinbarung – mehr als 48 Wochenstunden arbeiten. Ab 2021 ist diese freiwillige Verlängerung laut Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz (KA-AZG) in den Spitälern nicht mehr möglich. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Mehr als zwei Drittel der Spitalsärzte wollen über 2021 hinaus nicht länger als 48 Stunden arbeiten, viele sogar weniger. Angesichts dieser Zahlen warnte der Salzburger Ärztekammerpräsident Karl Forstner vor einem drohenden Mangel an Medizinern: „Die Politik muss rasch handeln, weil Salzburg sonst im Wettbewerb um gut ausgebildete Mediziner ins Hintertreffen gerät.“ In den kommenden zehn Jahren gehen in Salzburg rund 500 Spitals- und Kassenärzte in Pension. Dazu kommen rund 80 Ärztinnen und Ärzte, die zusätzlich benötigt werden, wenn 2021 die Arbeitszeit von 48 Stunden nicht mehr überschritten werden darf.
 

Styriamed.net: alle steirischen Bezirke vernetzt

Mit der Einrichtung des regionalen Ärztenetzwerks im Bezirk Voitsberg ist der Styriamed.net-Verbund ab sofort vollständig: Alle steirischen Bezirke – ausgenommen die Landeshauptstadt Graz – haben nun ein eigenes regionales Netzwerk. Styriamed.net garantiert eine enge Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten und Spitälern in den Regionen, eine rasche Terminvergabe für Patienten und einen gesicherten Informationsaustausch. Wesentlich ist, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Spitäler und nach Möglichkeit auch andere Gesundheitsberufe eingebunden sind. Alle Netzwerke sind über www.styriamed.net erreichbar.

Deutschland: Mehr Patientenverfügungen

Seit 2012 ist in Deutschland der Anteil der Patientenverfügungen von 26 Prozent auf 43 Prozent deutlich gestiegen. Weitere 32 Prozent setzten sich demnach ernsthaftdamit auseinander; vor fünf Jahren waren es noch 43 Prozent. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands. Darüber hinaus wünschen sich 58 Prozent der Deutschen, zu Hause zu sterben.


Italien: A(H5N8)-Virus festgestellt

Nach dem Ausbruch des Vogelgrippe-Virus A(H5N8) in Italien sind seit Anfang Oktober 2017 rund 860.000 Tiere erkrankt und müssen gekeult werden. Das A(H5N8)-Virus wurde im Verlauf der vergangenen Herbst- und Wintersaison in vielen europäischen Ländern registriert. In Österreich waren vor allem Wildvögel, aber auch Tiere in Betrieben in Vorarlberg und im Burgenland betroffen. Laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) wurden heuer bislang in Österreich noch keine Fälle registriert.

Nigeria: Cholera breitet sich aus

Die Zahl der Cholera-Erkrankungen im Nordosten Nigerias steigt rasch an. Bisher sind rund 2.600 Menschen infiziert, mindestens 44 gestorben. Die WHO will im Rahmen einer Impfkampagne nun bis zu 915.000 Menschen gegen Cholera impfen. Die Epidemie war Mitte August in einem Lager für Binnenflüchtlinge ausgebrochen. Der Nordosten Nigerias leidet seit 2009 unter der Terrororganisation Boko Haram; mindestens 20.000 Menschen wurden seitdem getötet, rund zwei Millionen sind auf der Flucht.

Influenza-Impfung: Stellungnahme des Impfgremiums

Das Nationale Impfgremium empfiehlt die jährliche Influenzaimpfung „für alle, die sich schützen wollen“, heißt es in einer vom Gesundheitsministerium übermittelten Stellungnahme zur Influenzaimpfung sowie zur Verwendung von inaktivierten Vierfach-Influenza-Impfstoffen. Die beste Zeit für eine Influenza Impfung beginnt Ende Oktober. Tipp: Diese Stellungnahme ist in voller Länge unter www.aerztezeitung.at abrufbar.


Günstige Aids-Medikamente für Afrika

Durch eine Vereinbarung zwischen Generikaherstellern und der Bill Gates Stiftung sollen Aids-Kranke in Afrika einen besseren Zugang zu modernen HIV-Medikamenten bekommen. Eine Therapie mit Dolutegravir soll dadurch maximal 75 Dollar (62,46 Euro) pro Patient und Jahr kosten – das entspricht weniger als dem Listenpreis für die Therapie pro Tag in den USA. Im Gegenzug sicherte die Bill Gates Stiftung den in Indien ansässigen Generikaherstellern feste Absatzmengen zu. Die neue Partnerschaft ist die bisher größte ihrer Art. Beteiligt sind auch die Regierungen von Südafrika und Kenia, die Clinton Health Access Initiative und amerikanische, britische und UN-Agenturen. Weltweit gibt es rund 37 Millionen HIV-Infizierte. Nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen bekommt antiretrovirale Therapien.


Frankreich verbietet Glyphosat

Die französische Regierung hat angekündigt, im Alleingang das umstrittene Pestizid Glyphosat bis 2022 komplett zu verbieten. Die EU-Kommission will die mit Jahresende auslaufende Zulassung für Glyphosat um zehn Jahre verlängern. Frankreich hat bereits angekündigt, dagegen zu stimmen. Auch Österreich wird auf EU-Ebene künftig gegen eine Verlängerung stimmen. Ein entsprechender Beschluss wurde auf Initiative der Grünen im EUUnterausschuss des Parlaments gefasst. SPÖ und FPÖ schlossen sich an, ÖVP und NEOS waren dagegen. Eine europäische Bürgerinitiative hat indes rund 1,1 Millionen gültige Unterschriften für ein Verbot von Glyphosat gesammelt und damit eine Anhörung im Europäischen Parlament erzwungen. Die Kommission muss Stellung dazu nehmen. Glyphosat ist höchst umstritten: Während das Internationale Krebsforschungszentrum es als „wahrscheinlich“ kanzerogen einstuft, hält die EU-Chemieagentur ECHA das Risiko für „unwahrscheinlich“.


Deutschland: Kosten für Cannabis-Therapie strittig

Nachdem Deutschland im März dieses Jahres Cannabis auf Rezept freigegeben hat, wird jetzt über die Abrechnung der stark gestiegenen Cannabis-Therapien diskutiert. Hersteller von Cannabis-Wirkstoffen kritisieren,dass die gesetzlichen Krankenkassen nicht alle Kosten übernehmen. Die Ablehnungsquote liegt schätzungsweise bei 50 Prozent. Die gesetzlichen Krankenkassen argumentieren, dass die Wirksamkeit von Cannabis noch nicht völlig erforscht sei. Viele Anträge auf Erstattung seien außerdem nicht vollständig oder fehlerhaft – etwa weil der Nachweis fehle, dass gängige Schmerztherapien ausgeschöpft seien.

Feinstaub: 400.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr

Der Feinstaub in der Luft verursacht EU-weit jährlich rund 400.000 vorzeitige Todesfälle, rund 5.600 davon in Österreich. Das haben Rechenmodelle der Europäischen Umweltagentur EEA ergeben, die auf Daten aus 2014 beruhen. Sieben Prozent der EU-Bürger in städtischen Gebietenwaren 2015 höheren Feinstaub-Werten ausgesetzt, als die EU erlaubt. Nimmt man den strengeren WHO-Grenzwert zur Messung, waren es sogar acht von zehn Menschen. Auch die Werte von Stickstoffdioxid (NO2) waren bei neun Prozent der städtischen Bevölkerung über den EU-Vorgaben – jährlich würden 75.000 vorzeitige Todesfälle dadurch verursacht. Zu hohe Ozonwerte, denen 30 Prozent der Menschen in Städten ausgesetzt waren, führten zu 13.600 vorzeitigen Todesfällen jährlich.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2017