Impftag 2018: Universell statt saisonal

25.11.2017 | Politik


Geringe Durchimpfungsraten und nicht ausreichend hohe Wirksamkeit von Impfstoffen sind wesentliche Herausforderungen im Bereich des Impfwesens. Der Impftag 2018 thematisiert diese Problemfelder – speziell im Hinblick auf Influenza- und Pertussis-Vakzine – und stellt zugleich innovative Alternativen vor.
Von Marlene Weinzierl

Bekannte Probleme mit bereits etablierten Impfstoffen erfordern Lösungskonzepte für die Zukunft – und zum Teil gibt es sie bereits. Als Motto des Österreichischen Impftages, der am 13. Jänner 2018 stattfindet, wurde daher die Frage „Künftige Impfstoffe – Wo geht die Reise hin?“ gewählt. Veranstalter sind in bewährter Weise die Österreichische Akademie der Ärzte und die Medizinische Universität Wien in Kooperation mit der Österreichischen Ärztekammer und der Österreichischen Apothekerkammer.

Besonderer Fokus wird diesmal aufdie Influenza- und Pertussis-Vakzine gelegt. „Die Influenza Impfstoffe gehören in Österreich zu den am schlechtesten angenommenen Impfstoffen mit einer Durchimpfungsrate von weit unter zehn Prozent“, weiß Univ. Prof. Ursula Wiedermann-Schmidt vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Universität Wien und wissenschaftliche Leiterin des Impftages. Das hängt zum einen mit der falschen Wahrnehmung der Patienten zusammen, was die Wirksamkeit anbelangt; andererseits kommt es tatsächlich immer wieder zu einem Versagen der Influenza- Impfstoffe, weil sie aufgrund der langen Produktionswege mit den spontan auftretenden antigenen Veränderungen der Influenza-Viren nicht Schritt halten können. „Ein neuer Ansatz ist deshalb die Beschleunigung der Produktion von Impfstämmen durch deren Vermehrung in Gewebekulturen sowie durch gentechnologische Herstellung“, berichtet Univ. Prof. Theresia Popow-Kraupp vom Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien. In den USA sind bereits rekombinante und Zellkultur-basierte Influenza- Impfstoffe zugelassen.

Individuelle Effektivität

Die Effektivität der Impfung wird außerdem stark von der individuellen Infektions- und Impfgeschichte des Patienten beeinflusst. Popow-Kraupp dazu: „Aktuell wird deshalb an einem universellen Impfstoff gearbeitet, der kreuzprotektive Antikörper gegen mehrere Influenza-Subtypen induziert und dadurch auch gegen pandemische Influenza-Viren schützen kann.“ Die Immunisierung erfolgt dabei mit konservierten Virusregionen, die unabhängig von Veränderungen an der Virusoberfläche eine breitere und länger anhaltende Schutzwirkung ermöglichen. „Möglicherweise kommen wir damit dem Ziel einer Impfung für mehrere Saisonen näher“, zeigt sich Wiedermann optimistisch.

Ein zweiter „Problem behafteter“ (Wiedermann) Impfstoff ist jener gegen Pertussis. Die Zahl der Erkrankungen steigt bei Kindern wie auch Erwachsenen weltweit. Ein Grund dafür: Bei der seit vielen Jahren angewendeten azellulären Vakzine lässt der Impfschutz nach maximal vier Jahren deutlich nach. Darüber hinaus kann mit der Pertussis-Impfung zwar eine Erkrankung, aber nicht die Besiedelung mit den Bakterien verhindert werden, weshalb selbst geimpfte Personen andere anstecken können. Aktuelle klinische Studien mit einem nasalen Lebendimpfstoff sind Erfolg versprechend und lassen auf eine bessere, lang andauernde Immunität – auch im Hinblick auf die Reduktion der Besiedelung mit Keimen – hoffen.

Beim Impftag werden außerdem aktuelle Entwicklungen bei Vakzinen gegen chronische Erkrankungen beleuchtet: Eine aktuelle Phase I-Studie liefert beispielsweise „hoffnungsvolle Ergebnisse,dass es in naher Zukunft eine Impfung gegen Morbus Alzheimer geben wird“, erklärt Wiedermann. Weiters gehen Experten im Rahmen eines Lunch-Workshops praxisnah darauf ein, wie man auf impfkritische Fragen antwortet. Ein wichtiger Aspekt, um die Impfskepsis abzubauen, ist die richtige Form der Kommunikation: weg von negativen Assoziationen („Die Impfung muss sein. Wer nicht geimpft ist, gefährdet andere.“) hin zu einer positiven Darstellung der Inhalte („Wer geimpft ist, schützt auch andere, die nicht geimpft werden können.“).

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2017