Arznei und Vernunft: Osteoporose-Leitlinie

25.10.2017 | Politik

Mit Osteoporose befasst sich die neueste von der Initiative „Arznei & Vernunft“ erstellte Leitlinie, die kürzlich in Wien präsentiert wurde. Ein Informationsfolder für Patienten sowie ein E-Learning-Tool für Ärztinnen und Ärzte stehen ebenfalls zur Verfügung.

Die epidemiologischen Entwicklungen sowie die Fortschritte in der Therapie in den vergangenen Jahren haben die vier Partner der Initiative „Arznei & Vernunft“ zum Anlass genommen, eine völlig neu bearbeitete Leitlinie zur Osteoporose herauszugeben. Vertreter der ÖÄK, der Apothekerkammer, vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger sowie der Pharmig (Interessensverband der pharmazeutischen Industrie) haben die von 29 Experten ausgearbeitete Leitlinie kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien präsentiert. Darin wird der aktuelle Stand der Evidenz-basierten Wissenschaft wiedergegeben und niedergelassenen Ärzten eine fundierte Entscheidungshilfe bei Diagnose und Therapie zur Verfügung gestellt werden.

In Österreich sind etwa 370.000 Frauen und 90.000 Männer von Osteoporose betroffen; rund 16.000 über 50-Jährige von ihnen erleiden jährlich eine Oberschenkelhals-Fraktur. Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit nach Dänemark und Schweden an dritter Stelle.

„Unser gemeinsames Ziel muss es sein, entgegenzusteuern, um die hohe Zahl an Komplikationen aufgrund von Osteoporose und das Leid der Patienten zu reduzieren“, betonte ÖÄK-Präsident Univ. Prof. Thomas Szekeres bei der Präsentation. Daher gelte es, das Augenmerk nicht nur auf klassische Risikofaktoren wie das Alter (über 50 Jahre) sowie das Geschlecht (weiblich) zu richten, sondern auch mögliche andere Risikofaktoren zu beachten, die zu sekundärer Osteoporose führen. Dazu zählen etwa Diabetes mellitus, COPD, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Essstörungen. Mit Hilfe der nun neu erstellten Leitlinie und der begleitenden Fortbildungsangebote wolle man „solche neuen Erkenntnisse rasch in die Ordinationen und Spitäler bringen, damit die Patienten umgehend vom medizinischen Fortschritt profitieren“, erklärte Szekeres. Für Ärzte sind auch entsprechende E-Learning-Module verfügbar; acht DFP-Punkte können damit erworben werden.

Auf die Wichtigkeit der akkuraten Einnahme bei Osteoporose-Medikamenten, „damit die Therapie auch wirkt“, wies die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, hin.„Wir merken in den Apotheken, dass es unheimlich große Wissenslücken gibt“, führte sie weiter aus. Speziell bei Risikopatienten könne eine frühzeitige Thematisierung zu einer rechtzeitigen Diagnose und effizienteren Therapie führen.

Etwa bis zum 30. Lebensjahr wird Knochenmasse aufgebaut. Bis dahin ist es möglich, durch ausgewogene Ernährung und regelmäßiges körperliches Training die Knochen zu stärken. Zu den Faktoren, die auch im Erwachsenenalter das Risiko für Osteoporose erhöhen, zählen Bewegungsmangel, Untergewicht, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Alexander Biach vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger dazu: „Zusätzlich zur Prävention stehen in Österreich betroffenen Patienten ‚State of the Art‘-Diagnostik und Therapie der Osteoporose zur Verfügung. Die neue Leitlinie soll dazu beitragen, diese Qualität noch weiter zu verbessern.“

In der besseren Aufklärung der Patienten über die korrekte Einnahme von Osteoporose-Medikamenten durch die nun ebenfalls neu erstellte Patientenbroschüre sieht Pharmig-Präsident Martin Munte einen großen Fortschritt. „Nur wenn das Behandlungsschema eingehalten wird, können Medikamente ihre volle Wirkung entfalten.“ MW, AM

Tipp: www.arzneiundvernunft.at


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2017