kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

25.02.2017 | Medizin

Tbc: neuer Therapie-Ansatz entdeckt?

Wissenschafter um Prof. Thierry Soldati von der Abteilung für Biochemie der Universität Genf haben entdeckt, dass das Mycobacterium tuberculosis in infizierten Makrophagen deren Fette für die Aufrechterhaltung der mitunter längeren Latenzzeit benötigt. Als Modell für die Immunzellen verwendeten die Forscher den Schleimpilz, eine soziale Amöbenart der Gattung Dictyostelium. Dieser wurde mit dem Erreger der Fisch-Tuberkulose, der sich genauso verhält wie Mycobacterium tuberculosis, infiziert. Das Mycobacterium reprogrammiert die infizierte Zelle, so dass sie alle Fettreserven der Amöbe anzieht. Die Forscher glauben daher, dass der Erreger, auf die Lipidnahrung angewiesen ist, um zu überleben. Ziel ist es nun, Wege zu finden, den Erreger auszuhungern, indem man die Lipid-Versorgung stoppt und daraus neue Therapie-Ansätze zu entwickeln. APA/PLOS Pathogens

Psychotherapie bei Sozialphobie beeinflusst Gehirn

Schweizer Wissenschafter konnten zeigen, dass eine kognitive Verhaltenstherapie bei Patienten mit sozialen Angststörungen (Sozialphobie) jene Hirnstrukturen wieder normalisiert, die für die Selbstkontrolle und Emotionsregulation verantwortlich sind und durch die Krankheit verändert wurden. Die Forscher um Annette Brühl von der Universität, des Universitätsspitals und der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) Zürich untersuchten das Gehirn von 33 Betroffenen vor und nach einer zehnwöchigen Therapie. Die Veränderungen im Gehirn waren umso ausgeprägter, je besser die Therapie bei den Patienten gewirkt hatte. Eine Einschränkung der Studie stellt laut den Forschern das Fehlen einer Kontrollgruppe dar. APA/Molecular Psychiatry

Ewing-Sarkom: epigenetische Biomarker für Verlauf

Der Verlauf von Ewing-Sarkomen hängt von epigenetischen Faktoren ab. Das haben österreichische und internationale Wissenschafter gezeigt. Sie haben mit bioinformatischen Methoden an 140 Tumorproben die Methylierung über das gesamte Genom der malignen Zellen hinweg untersucht. Ergebnis: Zwar haben alle Formen der Ewing-Sarkome bestimmte Methylierungsmuster (geringe Methylierung), von Tumor zu Tumor gibt es aber unterschiedliche Muster. Epigenetisch zeigte sich, dass sich Ewing-Sarkome aus verschiedenen Zellstadien entwickeln können, die von vornherein verschiedene DNA-Methylierungen besitzen. Manche scheinen aus dem Stammzellstadium zu kommen, andere aus später auftretenden Zellstadien. Durch die Entwicklung von epigenetischen Biomarkern könnte man den Verlauf vorhersagen. APA/Nature Medicine

Hausstaubmilben-Allergie: Immuntherapie in Tablettenform

Nach der Gräserpollen-Allergie gibt es nun auch für die Hausstaubmilben-Allergie eine Immuntherapie in Tablettenform. Anstatt wie bisher drei Jahre lang alle vier bis sechs Wochen Injektionen zu verabreichen, können Betroffene nun drei Jahre lang einmal täglich eine Tablette zur Hyposensibilisierung einnehmen. In groß angelegten klinischen Studien kam es zu einem Rückgang der Symptome bei allergischer Rhinitis um etwa die Hälfte. Ein guter Effekt wurde auch bei Asthmatikern erzielt. In Österreich sind rund 37 Prozent der für Inhalationsallergene anfälligen Personen auf Hausstaubmilben sensibilisiert; in internationalen Studien liegt diese Rate um die 20 Prozent. Weltweit leiden rund 500 Millionen Menschen an allergischer Rhinitis; etwa 300 Millionen Menschen an allergischem Asthma. APA

Creutzfeldt-Jakob: neue Variante

Mehr als 20 Jahre nach dem Auftreten der ersten Fälle der Creutzfeldt-Jakob-Variante vCJK haben Wissenschafter eine neue Form der Erkrankung nachgewiesen. Dies könne laut den Forschern um Tzehow Mok des University College London möglicherweise den Beginn einer neuen Erkrankungswelle bedeuten. Bisher traten vCJK-Fälle nur bei Menschen mit zwei Erbanlagen für Methionin auf; diese Kombination tragen etwa 40 Prozent der Bevölkerung. Beim aktuellen Fall trug der Patient eine Kombination mit nur einem Methionin-Allel, das etwa 50 Prozent der Bevölkerung haben. Schon im August 2015 wurde bei einem damals 36-Jährigen in der National Prion Clinic in London Creutzfeldt-Jakob festgestellt; im Februar 2016 starb der Patient. Feinuntersuchungen des Gehirns zeigten, dass der Mann an der Variante vCJK litt. Sie kann auf den Verzehr von infektiösem Fleisch zurückgehen, aber auch zum Beispiel über Blutspenden oder transplantierte Organe übertragen werden. Die Inkubationszeit kann je nach Erbanlagen-Kombination erheblich variieren und beträgt bei der nun erstmals betroffenen Gruppe etwa 20 bis 30 Jahre. Mitte der 1990er- Jahre tauchten die ersten Fälle von vCJK zunächst in Großbritannien auf; weltweit wurden rund 230 Fälle von vCJK erfasst. Ursache war hauptsächlich der Verzehr von infektiösem Rindfleisch. APA/NEJM

Mikrobiom beeinflusst Prognose nach Myokardinfarkt

Trimethylamin-N-oxid (TMAO) – es produziert Darmbakterien, wenn es Lecithin etwa aus rotem Fleisch verarbeitet – beeinflusst das Rezidiv- Risiko nach einem Myokardinfarkt. Das haben internationale Forscher um Thomas Lüscher vom Universitätsspital Zürich gezeigt. Sie hatten TMAO im Blut von mehr als 2.000 Patienten mit Anzeichen eines Myokardinfarkts an Schweizer Spitälern sowie der Cleveland Clinic (Ohio) gemessen. Diese Blutwerte verglichen sie mit dem Krankheitsverlauf bis zu sieben Jahre nach dem Infarkt. Jene Patienten mit den höchsten TMAO-Werten hatten ein bis zu sechsfach höheres Risiko für weitere Komplikationen als jene mit den tiefsten Werten. Der Zusammenhang blieb auch bestehen, als andere Risikofaktoren wie Alter oder Rauchen berücksichtigt wurden. Ein Bluttest auf TMAO könnte künftig helfen, Hochrisikopatienten besser zu erkennen und schneller Maßnahmen zu ergreifen.
APA/European Heart Journal

Südostasien: Therapie-resistente Malaria

In der südostasiatischen Mekong-Region breitet sich eine Therapie-resistente Malariaform aus. Der Erregertyp wurde erstmals 2007 in Kambodscha nachgewiesen; seither verdrängt der resistente Erregertyp die weniger gefährlichen Plasmodien und breitet sich in Teilen von Nordost-Thailand, im südlichen Laos und im östlichen Myanmar aus. Die Forscher befürchten eine Ausbreitung bis Afrika; ähnliches ist in den 1950er-Jahren bereits beim damaligen Therapieschema erfolgt.
APA/The Lancet Infectious Diseases

Krebs: Aktivierung von Tumorsuppressor geklärt

Wie man den Tumorsuppressor „p53“, der bei mehr als der Hälfte aller Tumorpatienten durch Mutation inaktiv ist, wieder aktiviert, haben Innsbrucker Forscher herausgefunden. Das Team um Univ. Prof. Andreas Villunger von der MedUni Innsbruck hat erstmals nachgewiesen, dass das Eiweiß-spaltende Enzym „Caspase-2“ das onkogene Substrat „MDM2“ spaltet und somit dessen Funktion als Negativregulator von „p53“ aushebelt. „Das Protein ‚p53‘ wird auf diese Weise stabilisiert und kann dadurch selektiv seine wachstumshemmende Wirkung entfalten“, so Erstautor Luca Fava. Mit dieser Erkenntnis könnte es letztendlich gelingen, „p53“ gezielt pharmakologisch in Tumorzellen, die diesen Faktor noch nicht verloren haben, zu aktivieren. APA

Erratum

Beim Beitrag „Fünf Schritte – fünf Wochen“ zur Raucherentwöhnung, der in der ÖÄZ Nr. 1/2 vom 25. Jänner 2017 erschienen ist, ist ein Fehler passiert. Bezüglich der EAGLES-Studie muss es richtigerweise heißen:

Die Studie zeigte keinen Anstieg an neuropsychiatrischen Nebenwirkungen, die Vareniclin oder Bupropion im Vergleich mit Nikotinpflaster oder Placebo zuzuschreiben waren. Vareniclin war bezüglich Abstinenz wirksamer als Placebo, Nikotinpflaster und Bupropion.

Wir bedauern! Die Redaktion

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2017