kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.09.2017 | Medizin

Hoher Salz­kon­sum erhöht Risiko für Herz­in­suf­fi­zi­enz

For­scher um Pekka Jou­si­lahti vom Natio­nal Insti­tute for Health and Wel­fare in Hel­sinki haben unter­sucht, ob hoher Salz­kon­sum das Herz­in­suf­fi­zi­enz-Risiko erhöht. Über einen Beob­ach­tungs­zeit­raum von zwölf Jah­ren nah­men 4.630 Pro­ban­den teil, deren Salz­kon­sum in Urin­pro­ben gemes­sen wurde. 121 aller Pro­ban­den ent­wi­ckel­ten eine Herz­in­suf­fi­zi­enz. Jene Pro­ban­den, die mehr als 13,7 Gramm Salz pro Tag kon­su­mier­ten, hat­ten ein zwei­mal höhe­res Herz­in­suf­fi­zi­enz-Risiko als jene, die unter 6,8 Gramm und damit am wenigs­ten Salz zu sich nah­men. Die WHO emp­fiehlt einen maxi­ma­len Salz­kon­sum von fünf Gramm pro Tag; in Öster­reich wird – so die Öster­rei­chi­sche Kar­dio­lo­gi­sche Gesell­schaft (ÖKG) – in allen Alters­grup­pen mehr Salz kon­su­miert. APA/​European Heart

Kau­gummi erkennt Ent­zün­dun­gen

For­scher aus Deutsch­land arbei­ten an der Ent­wick­lung eines Kau­gum­mis, der als Dia­gno­se­mit­tel für bak­te­ri­elle Ent­zün­dun­gen im Mund ver­wen­det wer­den kann. Ziel ist, eine schnelle Dia­gnose mit­hilfe der eige­nen Zunge zu ermög­li­chen. Lei­det der Pati­ent an Ent­zün­dun­gen im Mund­raum, bekommt der Kau­gummi nach weni­gen Minu­ten einen bit­te­ren Geschmack. Diese Methode ist vor allem für Trä­ger von Zahn­im­plan­ta­ten hilf­reich, da sie Zahn­fleisch­ent­zün­dun­gen auf­grund der zer­stör­ten Ner­ven nicht oder zu spät bemer­ken. Bei Men­schen ohne Implan­ta­ten machen sich Infek­tio­nen meist durch Schwel­lun­gen und Schmer­zen bemerk­bar. Trotz aktu­el­ler Erfolge in der For­schung muss der Kau­gummi noch wei­ter ent­wi­ckelt wer­den. Bis er markt­reif ist und von Pati­en­ten und Zahn­ärz­ten genutzt wer­den kann, dürfte es noch zwei bis drei Jahre dau­ern. APA

Pum­pen­des Sili­kon­herz aus 3D-Dru­cker

For­scher um Nicho­las Cohrs von der ETH Zürich haben mit­tels 3D-Dru­cker ein künst­li­ches Herz aus Sili­kon erzeugt, das dem natür­li­chen sehr ähn­lich ist. Die Herz­hälf­ten sind dabei nicht durch eine Schei­de­wand, son­dern eine zusätz­li­che Kam­mer getrennt. Diese Kam­mer wird durch Luft­druck bewegt, um die Pump­funk­tion eines ech­ten Her­zens zu imi­tie­ren. Noch ermü­dete das Mate­rial in die­sem Mach­bar­keits­test nach nur rund 3.000 Schlä­gen – also einer hal­ben bis drei­vier­tel Stunde. Leis­tungs­fä­hig­keit und Leis­tung müs­sen noch ver­bes­sert wer­den. APA/​Artificial Organs

Neuer Doping-Test mit Gen-Mar­ker

Bri­ti­sche For­scher haben ein neues Doping-Test­ver­fah­ren ent­wi­ckelt, das effi­zi­en­ter sein soll als bis­he­rige Metho­den. Dem­nach kann es Gen-Mar­ker im Blut iden­ti­fi­zie­ren, die pro­du­ziert wer­den, wenn Sport­ler ver­bo­tene Sub­stanze wie EPO oder Ana­bo­lika genom­men haben. Der Nach­weis ist durch das neue Ver­fah­ren auch noch meh­rere Wochen danach mög­lich. Bis­her kön­nen die Gen-Mar­ker nur in Blut­pro­ben iden­ti­fi­ziert wer­den; an einem Spei­chel­test wird gear­bei­tet. Der Lei­ter der For­scher­gruppe, Prof. Yan­nis Pit­sal­i­dis von der Uni­ver­si­tät Brigh­ton, ist zuver­sicht­lich, dass das neue Ver­fah­ren schon bei den Olym­pi­schen Spie­len 2020 in Tokio ange­wen­det wer­den kann. APA


Muta­tion führt zu chro­ni­scher Darmerkrankung

Ein Team um Kaan Boz­tug vom Lud­wig Boltz­mann-Insti­tuts für Sel­tene und Undia­gnos­ti­zierte Erkran­kun­gen in Wien hat eine junge Pati­en­tin unter­sucht, die seit frü­her Kind­heit an chro­ni­scher Diar­rhoe, Infek­tio­nen und chro­nisch man­gel­haf­ter Nähr­stoff­auf­nahme aus unge­klär­ter Ursa­che litt. Eine gene­ti­sche Unter­su­chung ergab: Fehlt auf­grund einer Gen­mu­ta­tion das Pro­tein CD55, kann das Kom­ple­ment­sys­tem nicht mehr abge­schal­tet wer­den; auch die Pro­duk­tion von IL-10 wird gehemmt. Beide Effekte ver­stär­ken ein­an­der: Das Über­schie­ßen der Immun­ab­wehr fällt mit dem Aus­blei­ben von IL-10 zusam­men. Ins­ge­samt konn­ten die For­scher elf Pati­en­ten mit der glei­chen Muta­tion und ähn­li­chen Sym­pto­men aus­fin­dig machen. Ein bereits zuge­las­se­nes Medi­ka­ment kann auch bei feh­len­dem CD55 ein­ge­setzt wer­den. APA/​New Eng­land Jour­nal of Medicine


HIV: Lang­zeit-The­ra­pie mit­tels Injektion?

US-ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaf­ter haben unter­sucht, wie effek­tiv eine anti­re­tro­vi­rale The­ra­pie mit­tels Injek­tion im Ver­gleich zur her­kömm­li­chen ora­len HIV-The­ra­pie ist. Das Team um Prof. David Mar­go­lis von der Uni­ver­sity of North Caro­lina hat zunächst 286 Pati­en­ten mit täg­lich oral 30 Mil­li­gramm des HIV Inte­grase-Hem­mers Cabo­te­gra­vir plus eine Kom­bi­na­tion der Reverse Tran­skrip­tase-Blo­cker Aba­ca­vir und Lami­vu­dine (600 bezie­hungs­weise 300 Mil­li­gramm) behan­delt. Nach 20 Wochen, nach­dem die Virus­un­ter­drü­ckung erreicht war, nah­men 20 Pro­zent der Pro­ban­den diese Medi­ka­mente bis zu 96 Wochen lang wei­ter. 40 Pro­zent erhiel­ten alle vier Wochen die Lang­zeit­me­di­ka­tion iv; wei­tere 40 Pro­zent alle acht Wochen eine Injek­tion einer höhe­ren Dosis. Die Kom­bi­na­tion bestand aus dem Inte­grase-Inhi­bi­tor Cabo­te­gra­vir und dem Reverse Tran­skrip­tase-Inhi­bi­tor Ril­pi­vi­rine. Nach 32 Wochen wurde bei 91 Pro­zent der oral the­ra­pier­ten Pro­ban­den eine anhal­tende Virus­un­ter­drü­ckung fest­ge­stellt; nach 96 Wochen bei 84 Pro­zent. Bei der iv-The­ra­pie lagen die Raten bei 94 Pro­zent (Injek­tion alle vier Wochen) und 95 Prozent(Injektion alle acht Wochen). Nach 96 Wochen wie­sen die bei­den iv-behan­del­ten Grup­pen 87 Pro­zent (Behand­lung alle vier Wochen) bezie­hungs­weise 94 Pro­zent (Behand­lung alle acht Wochen) weni­ger als 50 HIV-Virus­ko­pien pro Mil­li­li­ter Blut auf. Damit war die neue The­ra­pie­form gleich wirk­sam wie die alte. APA/​The Lancet

Doping-Dun­kel­zif­fer erschre­ckend hoch

Nach jah­re­lan­gem juris­ti­schem Streit wurde nun eine Stu­die („Doping in Two Elite Ath­le­tics Com­pe­ti­ti­ons Asses­sed by Ran­do­mi­zed-Response Sur­veys“) ver­öf­fent­licht, die auf­zeigt, „dass durch bio­lo­gi­sche Tests von Blut- und Urin­pro­ben bei wei­tem nicht alle Doping­fälle auf­ge­deckt wer­den“, so Har­ri­son Pope von der Har­vard Medi­cal School (Boston/​Massachusetts). Im Auf­trag der Welt-Anti-Doping-Agen­tur (WADA) hat­ten die Uni­ver­si­tät Tübin­gen und die Har­vard Medi­cal School 2011 bei der Leicht­ath­le­tik-WM und den Pan-Ara­bi­schen Spie­len mehr als 2.000 Teil­neh­mer befragt, ob sie vor den Wett­kämp­fen gedopt hät­ten, was 30 Pro­zent der befrag­ten Leicht­ath­le­tik-WM-Teil­neh­mer zuga­ben. Bei Doping­kon­trol­len waren aber nur 0,5 Pro­zent der Test­s­po­si­tiv. Bei den Pan-Ara­bi­schen-Spie­len gaben 45 Pro­zent Doping zu; trotz­dem waren nur 3,6 Pro­zent der offi­zi­el­len Pro­ben posi­tiv. Vor allem Tests vor und wäh­rend eines Wett­kamp­fes sind den Aus­sa­gen der For­scher zufolge wenig effi­zi­ent: Oft seien Doping­mit­tel bio­lo­gisch nicht mehr nach­weis­bar, weil sie lange vor­her ein­ge­nom­men wür­den. Eine höhere Auf­klä­rungs­quote mit etwa 14 Pro­zent biete der „Bio­lo­gi­sche Pass“, in dem Blut- und Hor­mon­werte im Lang­zeit­ver­gleich doku­men­tiert wer­den. APA

Typ-2-Dia­be­tes: Risi­ko­mar­ker Afamin

For­scher der Med­Uni Inns­bruck haben unter­sucht, ob das Gly­ko­pro­tein Afa­min mit Typ 2‑Diabetes zusam­men­hängt. Dazu wurde Afa­min inner­halb von sie­ben Jah­ren bei mehr als 20.000 Men­schen aus acht pro­spek­ti­ven Kohor­ten-Stu­dien im Rah­men einer inter­na­tio­na­len Koope­ra­tion gemes­sen. Diese Daten wur­den in Zusam­men­hang mit Typ 2‑Diabetes, Präd­ia­be­tes und Insu­lin­re­sis­tenz ana­ly­siert. „Schon lange vor der Mani­fes­ta­tion eines Typ 2‑Diabetes kön­nen erhöhte Afa­min-Kon­zen­tra­tio­nen im Blut gefun­den wer­den“, so Erst­au­torin Assoc. Prof. Bar­bara Kol­le­rits. Eine um 10 mg/​L höhere Afa­min-Kon­zen­tra­tion erhöht das Risiko, im Lauf der Zeit einen Typ 2‑Diabetes zu ent­wi­ckeln, um etwa 30 Pro­zent. APA/​Diabetes Care


Magnet­sti­mu­la­tion gegen Schizophrenie

Fran­zö­si­sche Wis­sen­schaf­ter haben unter­sucht, ob man bei Schi­zo­phre­nen die Stim­men, die sie hören, mit­tels­Ma­gnet­sti­mu­la­tion aus­schal­ten kann. 26 Pati­en­ten wur­den mit Magnet­sti­mu­la­tion (TMS) behan­delt, 33 mit Pla­cebo. Mehr als ein Drit­tel der mit TMS behan­del­ten Pati­en­ten haben eine „deut­li­che“ Ver­bes­se­rung erlebt, so Stu­di­en­au­to­rin Prof. Sonia Doll­fus vom Centre Hos­pi­ta­lier Uni­ver­si­taire in Caen (Frank­reich). Man habe laut der Fach­ärz­tin für Psych­ia­trie „mit Sicher­heit“ den Ort im Gehirn aus­fin­dig gemacht, der für die Stim­men ver­ant­wort­lich sei. Die Unter­su­chun­gen sol­len fort­ge­setzt wer­den. APA


© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 18 /​25.09.2017