kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

10.03.2017 | Medizin

Kindliche Tumore: Überlebensrate steigt

In Österreich liegt bei Kindern und Jugendlichen die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei malignen Tumoren schon bei 86 Prozent. Sie ist damit von 1994 bis 2011 um fünf bis sieben Prozentpunkte gestiegen, was vor allem auf bessere Diagnose- und Therapieverfahren zurückzuführen sein dürfte. Die Häufigkeit von Krebserkrankungen im Kindesalter ist im Beobachtungszeitraum gleich geblieben; bei Jugendlichen stieg sie etwas an. Wissenschafter um Univ. Prof. Ruth Ladenstein vom St. Anna Kinderspital in Wien haben Daten von mehr als 5.400 Krebspatienten, aus dem österreichischen Krebsregister, die vor dem 20. Lebensjahr an Krebs erkrankt sind, analysiert.
APA/Cancer Epidemiology

Masern: Durchimpfungsrate gering

Seit Beginn des Jahres wurden in Österreich bisher insgesamt 32 Masern-Fälle registriert. Das sind mehr als im gesamten Jahr 2016. Damit ist die Masern-Durchimpfungsrate in Österreich nach wie vor ein „Sorgenkind“, wie Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin im Gesundheitsministerium, beim diesjährigen Impftag erklärte: „Im Europa-Vergleich sind wir ganz schlecht gestellt.“ Erkrankungen gab es über alle Altersgruppen hinweg; dennoch betraf etwa ein Drittel davon Kinder unter fünf Jahren. Zum Erreichen des WHO-Ziels einer 95-prozentigen Masern-Durchimpfung fehlen in Österreich pro Jahr 4.500 Kinder, die gar nicht geimpft sind, und knapp 17.000 Kinder, die nur eine einzige MMR-Dosis erhalten haben. „Wir müssen früher und konsequenter als bisher zweimal impfen“, forderte Rendi-Wagner. Der Impftag 2017 wurde auch heuer von der Akademie der Ärzte veranstaltet und war mit mehr als 700 Teilnehmern überaus gut besucht.

Schwere körperliche Arbeit verringert Fruchtbarkeit

Schwere körperliche Arbeit und nächtliche Schichtarbeit beeinträchtigen die Eizellenqualität und Eizellenzahl von Frauen und damit womöglich ihre Fruchtbarkeit. Besonders ausgeprägt ist der Effekt bei übergewichtigen Frauen und über 37-Jährigen. Forscher um Lidia Minguez-Alarcon von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston (Massachusetts) haben Frauen untersucht, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterzogen haben. Verschiedene biologische Kenngrößen für die Fruchtbarkeit – etwa die Zahl der Eibläschen – wurden gemessen; auch wurde bestimmt, wie viele Eizellen im Zuge der Behandlung heranreiften und wie viele davon ausgereift waren. In einem Fragebogen wurden die Arbeitsbedingungen erhoben. Ergebnis: Bei Frauen, die schwer heben, reifen während der Fruchtbarkeitsbehandlung weniger Eizellen heran als bei jenen, die überwiegend im Sitzen arbeiten. Außerdem waren weniger Eizellen voll ausgereift. Die Ursachen dafür sind nicht bekannt. Laut den Forschern könnten Störungen der biologischen Uhr verantwortlich sein. Ob die Effekte umkehrbar sind und wie lange das dauert, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
APA/Occupational and Environmental Medicine

Depression: höheres Risiko für Krebstod?

Bei Menschen, die an Depressionen oder Ängsten leiden, verlaufen Karzinome von Colon, Pankreas und Prostata sowie Leukämien häufiger tödlich als bei psychisch Gesunden. Das haben Forscher des University College London bei der Auswertung von 16 Langzeitstudien herausgefunden, für die rund 163.000 Menschen im Schnitt fast ein Jahrzehnt lang beobachtet wurden. Mehr als 4.300 Studienteilnehmer sind in diesem Zeitraum an Krebs gestorben. Bei Leukämie war das Risiko bei Menschen mit Depressionen fast viermal höher, bei Pankreas- und Prostatakarzinomen doppelt so hoch. Die Forscher können aber nicht ausschließen, dass das Verhältnis von Ursache und Wirkung genau umgekehrt ist: Depressive Verstimmungen könnten auch einen Folge einer noch nicht diagnostizierten Krebserkrankung sein. APA/British Medical Journal

Prothesen: bidirektionale Kommunikation mit Gehirn

Ein Team um Ass. Prof. Daniel Huber von der Universität Genf hat an Versuchsmäusen eine Schnittstelle getestet, mit der das Gehirn nicht nur die Bewegung kontrolliert, sondern auch Informationen über die Position der Prothese im Raum erhält. War bei den Mäusen eine spezifische Nervenzelle für die Bewegung einer Prothese aktiv, stimulierten die Wissenschafter gleichzeitig und gleich stark eine andere Nervenzelle im sensorischen Cortex des Gehirns. Dabei nutzten sie nicht wie üblich Elektroden sondern blaues Licht, auf das die Neuronen künstlich empfindlich gemacht worden waren. Die Mäuse lernten schnell, die Bewegung und die sensorische Rückmeldung in Verbindung zu bringen. Dieses System wollen die Forscher nun verfeinern und weiter entwickeln – beispielsweise um zu testen, ob es auch für mehrere Bewegungen gleichzeitig funktionieren kann. APA/Neuron

Malaria: Impfung mit lebenden Erregern?

Eine Impfung gegen Malaria mit lebenden Erregern unter gleichzeitiger medikamentöser Malaria-Prophylaxe könnte wirksam sein. Das wurde in einer Studie mit neun Probanden gezeigt, die unter Mitarbeit von Heimo Lagler von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien durchgeführt wurde. In der nun getesteten Vakzine sind aus Stechmücken gewonnene Malaria-Sporozoiten enthalten, die der Infektion eines Menschen über einen Moskitostich entspricht. Die Vermehrung der Malaria-Sporozoiten in der Leber – wie sie bei einer Erkrankung vorkommt – wird durch die gleichzeitige Gabe von Chloroquin verhindert. Gesunde Probanden erhielten dreimal die Vakzine (PfSPZ-CVac) sowie Chloroquin oder eine Placebo-Impfung. Zehn Wochen nach der letzten Impfung wurden alle Probanden einer künstlichen Infektion mit Malaria-Erregern ausgesetzt. Ergebnis: Alle Probanden der Gruppe, die die höchste Impfdosis erhalten hatten, waren gegen Malaria geschützt. Bei Verwendung einer geringeren Dosis reduzierte sich die Schutzrate. In der Placebo-Gruppe kam es zum Auftreten von Symptomen. Allerdings hat die Studie bedeutende Einschränkungen: Zum einen ist eine Studien-Gruppe mit neun Probanden nicht aussagekräftig, zum anderen ist eine intravenöse Impfung in Staaten der Dritten und Vierten Welt kaum möglich. Der erste zugelassene Impfstoff setzt auf Antigene aus Malaria-Erregern, die eine ausreichende Immunantwort auslösen sollen; er schützt aber nur zu etwa einem Drittel. APA/Nature

Fluglärm: mehr Stresshormone im Körper

Bei Mäusen, die bis zu vier Tage lang Flug- und Umgebungslärm ausgesetzt waren, wurden vermehrt Stresshormone aktiviert, die Gefäßfunktion massiv gestört und die Bildung freier Radikale stark angekurbelt. Das haben Forscher der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Zuge von Tests an Mäusen ermittelt. APA

Ösophagus-Ca: Sarkopenie verkürzt Lebenserwartung

Tritt eine Sarkopenie im Rahmen einer Chemotherapie bei einem Ösophagus- Karzinom auf, verkürzt dies die Lebenserwartung der Betroffenen um durchschnittlich 32 Monate. Das hat eine aktuelle Studie des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien ergeben. Dazu Matthias Paireder von der Universitätsklinik für Chirurgie: „Sarkopenie ist nicht unbedingt eine Nebenwirkung der Chemotherapie. Die Gründe für diesen Verlust der generellen Muskelmasse sind schlechte Ernährung und wenig Bewegung.“ Jährlich erkranken in Österreich rund 420 Personen an einem Ösophagus-Karzinom – Tendenz steigend. APA

HIV: mehr Neuinfektionen

In Österreich ist die Zahl der diagnostizierten HIV-Neudiagnosen von 428 (2015) auf 447 im Jahr 2016 gestiegen. Nur zwei Bundesländer verzeichnen einen Rückgang: Wien von 224 (2015) auf 208 und Salzburg von 34 (1015) auf 33 Neudiagnosen. In Kärnten gab es dagegen den stärksten Anstieg: Die Neudiagnosen haben sich von 14 im Jahr 2015 auf 27 im darauffolgenden Jahr nahezu verdoppelt. APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2017