kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

25.03.2017 | Medizin

Allergisches Asthma: „IgEnio“ entfernt IgE-Antikörper

Forscher der MedUni Wien haben eine Methode entwickelt, mit der bei allergischem Asthma der IgE-Spiegel im Blut-Plasma verringert werden kann. Das Blut wird durch die „IgEnio-Säule“ geleitet, in der die IgE-Antikörper mittels Sepharose-Kügelchen, die mit IgE-Fänger-Proteinen besetzt sind, kleben bleiben. Diese binden das IgE in der Säule und entfernen rund 80 Prozent der Antikörper. „Zwar kommen sie nach einiger Zeit im Blut wieder und es ist eine neuerliche Behandlung nötig, aber es gibt Daten, die zeigen, dass die IgE-Beladung der Mastzellen im Gewebe durch die IgE-Entfernung nach und nach abnimmt“, so Erstautor Christian Lupinek vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien. Eine Kombination aus Entfernung der IgE sowie der medikamentösen Kontrolle der Asthma-Symptome durch Omalizumab bringt eine weitere Besserung. Die erste Studie mit „IgEnio“ zeigte bei Betroffenen, auch bei stark erhöhten IgE-Spiegeln, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität in derPollensaison. APA
 

Notfallkontrazeptivum mit Levonorgestrel wirkt nicht immer

Für Levonorgestrel-haltige Notfallkontrazeptiva gibt es laut AGES Medizinmarktaufsicht neue Anwendungsempfehlungen. Werden bis zu vier Wochen vorher Arzneimittel eingenommen, die das Ctyochrom P3A4-Enzym (CYP3A4) aktivieren, bewirkt dies eine starke Verringerung des Levonorgestrel- Spiegels. Beispiele: Barbiturate und andere Antiepileptika (zum Beispiel Primidon, Phenytoin und Carbamazepin), Rifampicin, Rifabutin, Efavirenz, Griseofulvin und Johanniskraut-Extrakte. In diesem Fall ist es notwendig, auf eine nicht-hormonelle Notfallkontrazeption auszuweichen oder die übliche Einmaldosis von 1,5 mg Levonorgestrel zu verdoppeln. Auf Ulipristal auszuweichen wird laut AGES nicht empfohlen, da dessen Wirksamkeit bei vorheriger Einnahme von Medikamenten, die CYP3A4 aktivieren, um bis zu 90 Prozent herabgesetzt werden kann. APA

Mamma-Ca: Eingriffe weniger invasiv

Bei der Therapie des Mammakarzinoms kommen zunehmend minimal-invasive Verfahren wie Radiofrequenzablation, Hyperthermie oder Kryotherapie zum Einsatz. Bisher durchgeführte Studien hätten eine extrem hohe Erfolgsrate gezeigt. Große Tumore konnten zumeist komplett oder zum größten Teil zerstört und somit biologisch inaktiviert werden, so Univ. Prof. Michael Fuchsjäger von der Universitätsklinik für Radiologie an der MedUni Graz. Guidelines für den Einsatz von minimal-invasiven Verfahren gibt es noch nicht. APA

Spenderorgane: bald längere Aufbewahrung?

US-amerikanische Forscher haben im Labor vor dem Einfrieren (Vitrifizierung) Nanopartikel aus Eisenoxid gemeinsam mit Kälteschutzmittel in tierische Gewebeteile eingebracht. Den Zellen wird dabei Wasser entzogen und durch ein Kälteschutzmittel ersetzt. Anschließend konnten die Partikel mithilfe von elektromagnetischen Wellen in einer Minute um 100 bis 200 Grad wieder erwärmt werden – zehn bis 100 Mal schneller als bei früheren Methoden. Die Nanopartikel ließen sich in den bis zu 50 Millimeter umfassenden biologischen Proben später ohne Rückstände auswaschen. Der Ansatz könnte ermöglichen, Gewebe und Organe irgendwann langfristig zu lagern.
APA/Science Translational Medicine

„Refraktäre“ rheumatoide Arthritis: neue Therapieoption

Bei rheumatoider Arthritis oder chronischer Polyarthritis kann Sirukumab – ein monoklonaler Antikörper gegen Interleukin 6 – wirken, wenn andere Biologika gegen TNF-alpha wirkungslos sind. Das haben internationale Forscher unter Beteiligung von Priv. Doz. Daniel Aletaha von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien gezeigt. Knapp 900 Patienten erhielten regelmäßig in etwa gleich großen Untergruppen entweder 50 oder 100 Milligramm des monoklonalen Antikörpers oder ein Placebo zusätzlich zu herkömmlichen Antirheumatika. Unter Sirukumab zeigten rund 40 Prozent der Behandelten nach 16 Wochen um zumindest 20 Prozent weniger Symptome. In der Placebo- Gruppe waren es 24 Prozent der Probanden. „Für viele dieser Patienten waren die Therapiemöglichkeiten praktisch erschöpft. Mit Sirukumab konnte auch in dieser Patientengruppe die entzündliche Aktivität der Erkrankung deutlich gesenkt werden“, so Aletaha. APA/The Lancet

Analgetika ohne Nebenwirkungen?

Wissenschafter der Berliner Charité haben bei Analgetika einen neuen Wirkmechanismus entdeckt, so dass sie ausschließlich in entzündetem Gewebe wirken. Damit könnten Nebenwirkungen vermieden werden. Anhand von Computersimulationen konnten die Forscher Interaktionen an den Andockstellen für Schmerzmittel analysieren. Im Tiermodell hat der Prototyp eines Morphin-ähnlichen Moleküls starke Schmerzstillung in entzündetem Gewebe ermöglicht; gesundes Gewebe hingegen hat auf den Wirkstoff nicht reagiert. APA/Science

Multiresistente Keime in der Donau

Forscher der MedUni Graz haben in Wasserproben der Donau multiresistente Keime gefunden. Untersucht wurde speziell auf E. coli und Klebsiella. „Bei den Wasserproben mit E. Coli konnten wir nachweisen, dass über ein Drittel zumindest eine Antibiotikaresistenz aufweist“, so Priv. Doz. Gernot Zarfel vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin. Zehn Prozent waren sogar multiresistent; mehrere der 21 getesteten Antibiotika blieben wirkungslos. Die Werte seien für den gesamten Verlauf der Donau gültig. Unter den gefundenen Klebsiella-Bakterien waren 15 Prozent gegen zumindest ein Antibiotikum resistent; zwei bis drei Prozent waren bereits multiresistent. Im Vergleich mit anderen Studien in der Schweiz und Frankreich oder China sei die Resistenzzahl zwar geringer, aber dennoch manifest. Für die „Joint Danube Survey“ haben internationale Wissenschafter im Sommer 2013 auf der gesamten Länge der Donau Proben entnommen und chemisch, physikalisch sowie mikrobiologisch untersucht. Eine Wiederholung ist für 2019 geplant. APA/PLOS ONE

Depressionen: 300 Millionen Menschen betroffen

Laut WHO haben im Jahr 2015 weltweit rund 322 Millionen Menschen an Depressionen gelitten. Das sind 4,4 Prozent der Weltbevölkerung und rund 18 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die Zahl der Betroffenen steigt rasant; dies sei vor allem auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen und die längere Lebenserwartung, wie Dan Chisholm, einer der Studienautoren, erklärt. Weltweit sind mehr Frauen als Männer betroffen, außerdem häufiger Menschen zwischen 55 und 74 Jahren. Bei etwa gleich vielen Menschen werden Angststörungen diagnostiziert. APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2017