Angestellte Ärzte: Bürokratieabbau: jetzt!

15.07.2016 | Politik

Eine Initiative zum Abbau der überbordenden Bürokratie in Österreichs Spitälern startet die Bundeskurie Angestellte Ärzte. Konkret wurde die E-Mail-Adresse buerokratieabbau@aerztekammer.at eingerichtet, unter der alle Spitalsärzte in ganz Österreich anstehende Probleme mit überbordender Bürokratie oder ausufernder Dokumentation im Spital melden und gleichzeitig praktikable Lösungsvorschläge aufzeigen können.
Von Agnes M. Mühlgassner

Die aktuelle Befragung der österreichischen Spitalsärztinnen und Spitalsärzte zu ihrer Arbeitssituation, die vom Meinungsforschungsinstitut IFES durchgeführt wurde, hat bestätigt, was sie in ihrem Alltag am meisten belastet: Dokumentation, Personalmangel und Ambulanzüberlastung. So konnte zwar mit der Umsetzung der KA-AZG-Novelle eine Verringerung der Arbeitszeit erzielt werden – sofern keine Betriebsvereinbarung abgeschlossen wurde und die einzelnen Dienstnehmer zugestimmt haben. Die längst überfällige Umsetzung der KA-AZG-Novelle wird zwar laut IFES-Studie von den Spitalsärzten begrüßt, hat jedoch den negativen Begleiteffekt, dass der schon zuvor bestehende hohe Arbeitsdruck noch weiter zugenommen hat.

Allein die Administration beansprucht einen überaus großen Anteil der täglichen Arbeitszeit von Spitalsärzten: Aktuell werden 35 Prozent der Arbeitszeit dafür aufgewendet. Bei Turnusärzten ist die Situation noch dramatischer: Hier ist es sogar die Hälfte der Arbeitszeit. In der IFES-Studie geben darüber hinaus zwei Drittel der Befragten an, dass der enorme Dokumentationsaufwand ein „gravierendes Problem“ darstellt. Und die Bürokratie trägt dann noch das Ihre dazu bei – oder wie es Karlheinz Kornhäusl, stellvertretender Kurienobmann der angestellten Ärzte und Obmann des Bundessektion Turnusärzte in der ÖÄK, überspitzt formuliert: „Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neues Formular erfunden wird, das ausgefüllt werden muss.“ Die Ergebnisse der IFES-Studie in einem Satz zusammengefasst: In immer kürzerer Zeit ist immer mehr Arbeit zu bewältigen – und das bei zu wenig ärztlichem Personal.

Der von der Kurie angestellte Ärzte schon seit vielen Jahren geforderte Einsatz von Dokumentationsassistenten ist über engagierte Ansätze und Pilotversuche nicht hinausgekommen. Vereinzelt gibt es Krankenanstalten oder Abteilungen, an denen Ärzte von der Bürokratie entlastet sind. Jedoch: „Die überwiegende Mehrheit unserer Kolleginnen und Kollegen ist nach wie vor damit beschäftigt, Zettel für Überweisungen zu schreiben beziehungsweise am Computer einzugeben“, moniert Mayer. Deswegen habe man sich auch zu dieser Initiative entschlossen, wie er weiter ausführt. „Ziel dieser Aktivität ist es, Spitalsärzte einzuladen, Beispiele ausufernder Verwaltungs- und Dokumentationstätigkeit aus ihrem spitalsärztlichen Alltag einzubringen und gleichzeitig Lösungsvorschläge anzubieten.

Es wird die Aufgabe der Bundeskurie angestellte Ärzte sein, die Vorschläge zu sammeln, um einen möglichst umfassenden Katalog zu erstellen, der konkret aufzeigt, in welchen Bereichen es zu überbordenden administrativen und bürokratischen Tätigkeiten kommt.“ Was Mayer in diesem Zusammenhang auch wichtig ist: „Es soll auch aufgezeigt werden, wie dieser Bürokratieabbau praktisch erfolgen kann.“ Der positive Effekt, der laut Mayer dadurch entstehe: „Entlastet man den Spitalsarzt von der aufwändigen Dokumentation in den verschiedensten Bereichen, wird automatisch mehr Zeit frei für die eigentlich ärztlichen Aufgaben.“

Alle einlangenden Informationen werden vertraulich behandelt; aus den gesammelten Informationen sollen Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden, die dann an die Entscheidungsträger in der Politik herangetragen werden sollen.


Sie können unter buerokratieabbau@aerztekammer.at
• über Ihre persönlichen Erfahrungen mit überbordender Bürokratie und administrativen Aufgaben berichten und
• Ihre Lösungsvorschläge präsentieren.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2016