kurz & infor­ma­tiv: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

10.10.2016 | Politik

ÖÄK: Neben­be­schäf­ti­gung von Spi­tals­ärz­ten wich­tig

„Ein­di­men­sio­na­les Den­ken“ ortet ÖÄK-Prä­si­dent Artur Wech­sel­ber­ger beim Vor­stoß des Haupt­ver­ban­des der Sozi­al­ver­si­che­run­gen, die Neben­be­schäf­ti­gung für Spi­tals­ärzte ver­bie­ten zu wol­len. „Der Haupt­ver­band hat nur die Kos­ten der Rück­erstat­tung im Auge, über­sieht aber geflis­sent­lich, dass die Wahl­ärzte jene Lücken schlie­ßen, die der Haupt­ver­band selbst auf­ge­ris­sen hat“, so Wech­sel­ber­ger wei­ter. Wenn die öffent­li­che Ver­sor­gung sys­te­ma­tisch wei­ter aus­ge­dünnt werde, dürfe man sich nicht über stei­gende Wahl­arzt­zah­len und ein unat­trak­ti­ves Kas­sen­sys­tem wun­dern. Die Mög­lich­keit der Neben­be­schäf­ti­gung sei Teil der freien Berufs­aus­übung und not­wen­dig, um eine gute medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung zu gewähr­leis­ten. Wel­che Aus­wir­kun­gen der Vor­schlag auf die Arbeit im Not­arzt­sys­tem, in der Flug­ret­tung oder im Ver­tre­tungs­we­sen für Wochen­en­den und Urlaube hat, dürfte im Haupt­ver­band noch nie­mand durch­dacht haben. Ein Ver­bot der Neben­be­schäf­ti­gun­gen könnte sich fatal aus­wir­ken, warnte auch der Obmann der Bun­des­ku­rie Ange­stellte Ärzte, Harald Mayer: „Für die Pati­en­ten erge­ben sich dann noch län­gere War­te­zei­ten, die ja mit ein Grund sind, warum immer mehr Men­schen auf Wahl­ärzte aus­wei­chen – weil das Kas­sen­sys­tem ver­sagt.“ Den Ärz­ten die Schuld zuzu­schie­ben, ist für beide Stan­des­ver­tre­ter „absurd“ – seien es doch Haupt­ver­band und Kran­ken­kas­sen, die sys­te­ma­tisch dafür sorg­ten, dass Kas­sen­or­di­na­tio­nen in Öster­reich immer unat­trak­ti­ver wer­den – für Ärzte und Pati­en­ten glei­cher­ma­ßen. Anstatt Ablen­kungs­ma­nö­ver zu star­ten, solle sich der Haupt­ver­band sei­ner Auf­gabe – näm­lich dem Aus­bau der kas­sen­ärzt­li­chen Ver­sor­gung – wid­men, so die ÖÄK-Vertreter.

PVA: „Mas­ter­plan“ für künf­tige Reha-Maß­nah­men

Die PVA (Pen­si­ons­ver­si­che­rungs­an­stalt) prä­sen­tierte kürz­lich einen „Mas­ter­plan“, wie ein „zukunfts­wei­sen­des Bild der Reha­bi­li­ta­tion in Öster­reich“ aus­se­hen könnte. Dem­nach müsse sich Reha­bi­li­ta­tion wei­ter spe­zia­li­sie­ren, um die best­mög­li­che Ver­sor­gung etwa von Pati­en­ten mit Herz­trans­plan­ta­tio­nen sicher­zu­stel­len. Schließ­lich müsse auch nach schwe­ren Ein­grif­fen ein Wie­der­ein­stieg in den Arbeits­markt ermög­licht wer­den. Dazu brau­che es auch fle­xi­ble Reha-Maß­nah­men, die berufs­be­glei­tend mög­lich sind – zum Bei­spiel durch die Ver­knüp­fung von sta­tio­nä­rer und ambu­lan­ter Reha­bi­li­ta­tion. Um die Maß­nah­men umzu­set­zen, soll das „Bio-Psycho-Soziale-Modell“ imple­men­tiert wer­den, bei dem der indi­vi­du­ell Betrof­fene und des­sen Reha­bi­li­ta­ti­ons­ziele im Fokus ste­hen. Die PVA erbringt der­zeit rund 70 Pro­zent der sta­tio­nä­ren sowie rund 89 Pro­zent aller ambu­lan­ten Reha­bi­li­ta­tio­nen in Österreich.

Polen: Ärzte demons­trie­ren gegen Ein­spa­run­gen

Meh­rere Tau­send Ärzte und Pfle­ge­kräfte aus ganz Polen haben kürz­lich in War­schau für bes­sere Arbeits­be­din­gun­gen und mehr Per­so­nal im Gesund­heits­sys­tem demons­triert. Sie kri­ti­sier­ten die Regie­rung von Minis­ter­prä­si­den­tin Beata Szydlo, im Wahl­kampf mehr Geld ver­spro­chen zu haben als jetzt zur Ver­fü­gung stehe. Zum Pro­test hatte die Ver­ei­ni­gung der Mit­ar­bei­ter des pol­ni­schen Gesund­heits­sys­tems aufgerufen.

Nie­der­lande: umstrit­te­nes Organspende-Gesetz

Das nie­der­län­di­sche Par­la­ment hat mit hauch­dün­ner Mehr­heit (75 gegen 74 Stim­men) einem umstrit­te­nen Gesetz­ent­wurf zur Organ­spende zuge­stimmt. Dem­nach wer­den künf­tig Bür­ger auch dann als Spen­der regis­triert, wenn sie nicht aus­drück­lich zuge­stimmt haben. Alle Bür­ger sol­len befragt wer­den, ob sie Organ­spen­der sein wol­len; wer sich nicht ent­schei­det, wird auto­ma­tisch als Spen­der regis­triert. Die Erste Kam­mer des Par­la­ments muss dem Ent­wurf noch zustimmen.

ÖÄK for­dert Büro­kra­tie­ab­bau im Spital

Die enorme Belas­tung der Spi­tals­ärzte durch die über­bor­dende Admi­nis­tra­tion müsse end­lich ein Ende haben – das for­dert Harald Mayer, Obmann der Bun­des­ku­rie Ange­stellte Ärzte. Die Kurie hat des­halb eine Initia­tive zur Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung gestar­tet. Dabei kön­nen Spi­tals­ärzte ihre Erfah­run­gen und Ver­bes­se­rungs­vor­schläge an die E‑Mail-Adresse buerokratieabbau@aerztekammer.at schi­cken. Außer­dem soll abge­fragt wer­den, was die Spi­tals­ärzte unter Büro­kra­tie ver­ste­hen und in wel­chen Berei­chen sie betrof­fen sind. Dar­aus soll ein For­de­rungs­ka­ta­log erstellt und kon­krete Vor­schläge erar­bei­tet wer­den. Über den Som­mer seien bereits zahl­rei­che Vor­schläge ein­ge­langt, die sich mit jenen der Bun­des­ku­rie deck­ten, berich­tet Mayer. So werde etwa zusätz­li­ches Ver­wal­tungs­per­so­nal gefor­dert, das Ärzte bei admi­nis­tra­ti­ven Tätig­kei­ten ent­las­ten soll. Kri­ti­siert werde auch, dass stän­dig neue EDV-Pro­gramme und EDV-Sys­teme ein­ge­führt wer­den. Auch müss­ten sie über­mä­ßig viel Zeit für Büro­kra­tie auf­wen­den, anstatt Pati­en­ten zu behan­deln. „Wenn wir die­ses Pro­blem nicht rasch in den Griff bekom­men, wer­den wir wei­tere junge Medi­zi­ner ver­lie­ren, die unter die­sen Bedin­gun­gen trotz zufrie­den­stel­len­der Gehalts­si­tua­tion ein­fach nicht arbei­ten wol­len“, warnte Mayer.

Deutsch­land: stren­ge­res Gesetz gegen Legal Highs

In Deutsch­land soll die rasante Aus­brei­tung von neuen syn­the­ti­schen Dro­gen – auch „Legal Highs“ genannt – här­ter bekämpft wer­den, indem deren Han­del, Ein­fuhr, Ver­brei­tung und Her­stel­lung ver­bo­ten und straf­bar wer­den. Bei Ver­stö­ßen dro­hen dem­nach bis zu drei Jahre Haft oder eine Geld­strafe; bei gewerbs­mä­ßi­gem Han­del, bei der Abgabe an Min­der­jäh­rige oder wenn schwere Gesund­heits­schä­den ver­ur­sacht wer­den, sind es ein bis zehn Jahre. 2015 stieg die Zahl der durch Legal Highs ver­ur­sach­ten Todes­fälle auf 39; 2014 waren es noch 25. Die Stoffe stam­men vor allem aus Asien und wer­den als „Kräu­ter­mi­schun­gen“ oder „Bade­salze“ in Europa meist online ver­kauft. Weil die neuen psy­cho­ak­ti­ven Sub­stan­zen in ihrer Zusam­men­set­zung stän­dig abge­än­dert wer­den, ist nur ein gerin­ger Teil von der Dro­gen­ge­setz­ge­bung erfasst. Das neue Gesetz soll genau diese „Rege­lungs- und Straf­bar­keits­lü­cke“ schlie­ßen: Statt ein­zel­ner Wirk­stoffe sol­len ganze Stoff­grup­pen ver­bo­ten werden.

War­nung vor unse­riö­sen Angeboten

Für die Wei­ter­emp­feh­lung und Ver­mitt­lung von Neu­kun­den wurde Ärz­tin­nen und Ärz­ten in Wien kürz­lich per Post von einem Laser­be­hand­lungs-Unter­neh­men eine Prä­mie von 30 Euro in Aus­sicht gestellt. Die Ärz­te­kam­mer Wien hat – wie in sol­chen Fäl­len üblich – die Ange­le­gen­heit der dafür in Wien zustän­di­gen Magis­trats­ab­tei­lung 40 zur Prü­fung und wei­te­ren Ver­an­las­sung gemel­det. Unab­hän­gig von der all­fäl­li­gen recht­li­chen Ver­ant­wor­tung des Unter­neh­mens wird davor gewarnt, auf diese Art von Ange­bo­ten ein­zu­ge­hen, da eine sol­che „Zusam­men­ar­beit“ gegen das ärzt­li­che Berufs­recht (Stich­wort Wer­be­be­schrän­kung und ärzt­li­cher Ver­hal­tens­ko­dex) ver­sto­ßen würde und mit­un­ter dis­zi­pli­näre Kon­se­quen­zen hätte.

Süd­ost­asien: 100.000 Tote durch Smog

Auf­grund von wochen­lan­gem Smog sind laut US-ame­ri­ka­ni­schen Wis­sen­schaf­tern in Süd­ost­asien im Jahr 2015 mehr als 100.000 Men­schen gestor­ben. Allein in Indo­ne­sien hat es mehr als 90.000 Todes­fälle gege­ben, wie die For­scher der Uni­ver­si­tä­ten von Har­vard und Colum­bia mit­hilfe kom­ple­xer mathe­ma­ti­scher Modelle berech­net haben. In Indo­ne­sien kommt es wegen ille­ga­ler Brand­ro­dun­gen durch Plan­ta­gen­be­sit­zer jedes Jahr wäh­rend der Tro­cken­zeit zu Wald­brän­den; 2015 wur­den sie durch El Niño noch verstärkt.

Ver­güns­tig­tes Insu­lin für ärmste Länder

Die däni­sche Phar­ma­kon­zern Novo Nor­disk will den ärms­ten Län­dern der Welt für min­des­tens zehn Jahre Preis­nach­lässe auf Insu­lin gewäh­ren. Damit wür­den die Behand­lungs­kos­ten pro Per­son bei zehn bis 15 Cent pro Tag lie­gen – weni­ger als ein Fünf­tel der Kos­ten in Indus­trie­län­dern. Das Ange­bot gilt auch für aus­ge­wählte Orga­ni­sa­tio­nen, die in huma­ni­tä­ren Not­la­gen Hilfe leis­ten. Nach Anga­ben des Kon­zerns – er stellt nahezu die Hälfte des welt­weit pro­du­zier­ten Insu­lins her – haben welt­weit etwa 50 Mil­lio­nen Men­schen, die an Dia­be­tes mel­li­tus erkrankt sind, kei­nen Zugang zu Insulin.

Sim­babwe: Analge­tika-Man­gel ver­hin­dert Operationen

Weil keine Schmerz­mit­tel zur Ver­fü­gung ste­hen, kön­nen im wich­tigs­ten Kran­ken­haus von Sim­babwe, dem Harare Cen­tral Hos­pi­tal, vor­über­ge­hend nur Not­ope­ra­tio­nen durch­ge­führt wer­den. Alle ande­ren Ope­ra­tio­nen wur­den gestri­chen. Der Man­gel an Medi­ka­men­ten und Aus­stat­tung habe laut der Hilfs­or­ga­ni­sa­tion „Com­mu­nity Working Group on Health“ Kri­sen­sta­tus erreicht. Die Oppo­si­tion spricht von einem „völ­li­gen Ver­sa­gen des Staa­tes“ unter dem 92-jäh­ri­gen Lang­zeit-Prä­si­den­ten Robert Mugabe.

11,6 Mil­li­ar­den Euro für Kampf gegen töd­li­che Krankheiten

Der Glo­bale Fonds zur Bekämp­fung von AIDS, Tuber­ku­lose und Mala­ria hat zur Bekämp­fung die­ser Krank­hei­ten für die nächs­ten drei Jahre Spen­den in Höhte von 11,6 Mil­li­ar­den Euro gesam­melt. Zu den Geber­län­dern gehö­ren u.a. die USA, Frank­reich, Groß­bri­tan­nien und Deutsch­land. UN-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki Moon betonte beim Tref­fen der Geber­län­der in Mont­real, dass der Fonds in sei­ner 15-jäh­ri­gen Geschichte gehol­fen hätte, rund 20 Mil­lio­nen Todes­fälle zu verhindern.

Rumä­nien: Todes­fälle durch Masern-Epidemie

In Rumä­nien sind in den ver­gan­ge­nen Tagen drei Babys an Masern gestor­ben, wie das Gesund­heits­mi­nis­te­rium in Buka­rest mit­teilte. Weil die Durch­imp­fungs­rate gesun­ken ist, hat die Krank­heit epi­de­mi­sche Aus­maße erreicht. Heuer wur­den in Rumä­nien 675 Masern-Fälle regis­triert, im Vor­jahr waren es sie­ben. Die ver­stor­be­nen Babys waren unter einem Jahr alt und noch nicht geimpft; sie wur­den von älte­ren nicht geimpf­ten Kin­dern ange­steckt. Die MMR-Imp­fung ist in Rumä­nien nicht gesetz­lich vor­ge­schrie­ben; sie wird für Kin­der von einem bis sie­ben Jah­ren empfohlen.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 19 /​10.10.2016