Facharztprüfung: Digitalisierung hält Einzug

10.10.2016 | Politik

Die E-Prüfung löst die klassische Papierprüfung ab. Nachdem in einigen Fächern der Umstieg bereits erfolgt ist, werden nun im Oktober an zwei Tagen Facharztprüfungen mehrerer Fächer zusammen abgehalten. Von Christina Schaar

Durchwegs positiv bewerten Kandidaten die E-Prüfung: 86 Prozent finden die E-Prüfung grundsätzlich gut. 92 Prozent finden die Handhabung der Prüfung selbsterklärend, 71 Prozent die verwendeten Medien aussagekräftig – so das Ergebnis einer Umfrage, die im Anschluss an das Pilotprojekt im Jahr 2014 erfolgte. Schon damals gab es die ersten E-Prüfungen in den Fächern Unfallchirurgie, Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie Kinder- und Jugendheilkunde. In einigen Fächern ist die Umstellung von der klassischen Papierprüfung auf die digitalisierte Form schon erfolgt – etwa in der Inneren Medizin sowie in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Nun folgt auch der Großteil aller anderen Multiple Choice-Fächer. „Mit dieser Umstellung ist Österreich ein Vorreiter“, meint Jonas vor dem Esche, Head of Business Development & Marketing von IQUL GmbH (Institut für Qualitätsmanagement in der universitären Lehre). Die im deutschen Bergisch Gladbach angesiedelte Firma ist für die Entwicklung der Technologie verantwortlich, welche nun von der Akademie der Ärzte bei der Durchführung der digitalisierten Facharztprüfungen zum Einsatz kommt. Dabei betreut die Firma die komplette technische Abwicklung. Der Software- Hersteller reist mit speziellen Prüfungslaptops an. Zwei bis drei Mitarbeiter sind – je nach Zahl der Prüfungskandidaten – vor Ort und helfen bei etwaigen technischen Fragen oder Schwierigkeiten.

Schüttet zum Beispiel ein Kandidat versehentlich ein Glas Wasser über den Computer, wird dieser umgehend ausgetauscht und „der Kandidat kann innerhalb von 20 bis 30 Sekunden weiterarbeiten“, sagt vor dem Esche. Durch dieses hochspezialisierte und eigens bei Prüfungsprozessen angewandte Hochsicherheits-Prüfungssystem können an speziell konfigurierten Geräten Prüfungen in höchster Qualität durchgeführt werden.

Praxisnähe durch Medien-Integration

Das Innovativste an der digitalisierten Facharztprüfung ist zweifelsohne die Einbindung von Bildern und Grafiken sowie die Zoomfunktion. All das macht die Prüfungssituation realer und Praxis-orientierter. So kann eine pathologische Stelle viel genauer befundet werden als in der bislang klassischen Papierform. Bei den Fragen zur Bilddiagnose wiederum kann krankes Gewebe markiert werden.

Die Fragenerstellung selbst – im Hinblick auf Methodik und fachliche Korrektheit – erfolgt in der Akademie mit den einzelnen Prüfungsausschüssen. Erst nach diesem Check wird eine Frage in den Fragen-Pool aufgenommen. Die Reihenfolge der Fragen bei der Prüfung ist randomisiert. Somit können Prüfungen auch in kleineren Räumen oder aber auch Prüfungen mehrerer Fächer gleichzeitig abgehalten werden. Die Ersteller der Fragen haben Zugang zur IQUL-Plattform. Auf diese Weise können Fragen online erstellt werden; ebenso werden die Fragen auf dieser Plattform verwaltet. Durch die Antworten der Kandidaten wiederum können mqualitätsverbessernde Maßnahmen gesetzt werden: So lassen sich an den Ergebnissen beispielsweise missverständlich formulierte Fragen erkennen, die dann in der Folge aus dem Fragenpool entfernt und allenfalls neu formuliert werden.

Die Prüfung – es handelt sich dabei um Multiple Choice-Fragen – läuft wie folgt ab: Zu Beginn gibt es eine technische Einführung durch die Software- Firma. All diejenigen, die sich schon vorab mit dem Handling dieser Prüfungsmethode vertraut machen wollen, können sich unter www.arztakademie.at eine Demo-Version der Prüfungs-Software ansehen. Bei der Facharztprüfung Unfallchirurgie sind beispielsweise innerhalb von vier Stunden 120 Fragen zu beantworten. Bei den Multiple-Choice-Fragen gibt es jeweils vier bis fünf Antwort- Möglichkeiten; zusätzlich werden Bilddiagnose-Fragen gestellt, bei denen die pathologische Region mittels Mausklick markiert werden soll.

Eine Überblicksseite zeigt dem Kandidaten während der Prüfung an, welche Fragen bereits beantwortet wurden, welche eventuell zurückgestellt beziehungsweise als „unsichere“ gekennzeichnet sind. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass die Kandidaten anonym auch Kommentare zu den Fragen abgeben können. Die Auswertung der Prüfung erfolgt nach internationalen Evaluationskriterien. Über das Prüfungsergebnis wird man innerhalb von acht Wochen nach der Prüfung schriftlich verständigt; üblicherweise erfolgt dies nach rund zwei Wochen. Weiters ist es auch möglich, das Ergebnis online abzufragen. Telefonische Auskünfte über das Prüfungsergebnis sind nicht möglich.

Tipp: Weitere Informationen gibt es unter www.arztakademie.at/prüfungen

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2016