Die fachärztliche Ausbildung wurde im Zuge der ersten österreichweiten Evaluierung anhand einer Schulnoten-Skala durchschnittlich mit 2,36 benotet. Fünf Faktoren sind maßgebend, damit Ausbildung gelingt – etwa das Vorliegen eines Ausbildungskonzepts. Eine neuerliche Evaluierung ist im Herbst dieses Jahres geplant. Von Agnes M. Mühlgassner
Erstmals in Österreich wurde im November 2015 die fachärztliche Ausbildung online evaluiert; durchgeführt wurde die Befragung vom Ärztlichen Qualitätszentrum in Linz. Insgesamt liegen 1.392 auswertbare Fragebögen vor, was einer Teilnahme von 32 Prozent von Ärztinnen und Ärzten aller Fachrichtungen entspricht. Von den teilnehmenden Assistenzärzten waren 55,5 Prozent Frauen; in Vorarlberg lag der Anteil bei 48 Prozent, in Oberösterreich und dem Burgenland bei 60 Prozent.
69 Krankenhäuser sowie 63 Abteilungen wurden mit Schulnoten bewertet, wobei sich die Evaluierung auf die Ausbildungsteile, die im Hauptfach absolviert werden, beschränkte. Der Themenbogen umspannte dabei die Ausbildungsverantwortlichkeit, die Organisation, die Arbeitsbelastung, die Fortbildung, die Arbeitszeit, die Work-Life-Balance, den Lernerfolg sowie die Gesamtbewertung der Qualität der Ausbildung. Fazit: Die Ausbildung erhielt durchschnittlich die Note 2,36 – mit beachtlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Bundesländern. Während Vorarlberg etwa eine durchschnittliche Bewertung von 1,95 erzielt, ist es in Wien die „Note“ 2,67.
Fünf Faktoren sind entscheidend für eine gute Bewertung der Ausbildung:
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Zu den Details: Auf die Frage nach dem Lernerfolg geben 77 Prozent der Befragten an, dass sie fach- und abteilungsspezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten zur Gänze“ beziehungsweise „zu einem großen Teil“ vermittelt bekommen haben. Oder anders gesagt: Nur 23 Prozent geben an, diese Kenntnisse und Fertigkeiten nur „zu einem kleinen Teil“ oder „gar nicht“ vermittelt bekommen zu haben. Im Vergleich zur Online-Evaluierung der Ausbildung zum Allgemeinmediziner fällt die Bewertung deutlich besser aus: Hier geben 38 Prozent an, nur „zu einem kleinen Teil“ oder „gar nicht“ dafür ausgebildet zu werden.
Auch bei den Fächern selbst gibt es einige Unterschiede: Eine bessere Bewertung als im Österreich-Durchschnitt gibt es etwa für die plastische Chirurgie, Pathologie, Frauenheilkunde und Gynäkologie; signifikant schlechter als im Österreich-Durchschnitt erfolgte die Beurteilung für die Fächer Dermatologie, Unfallchirurgie und Orthopädie.
Stichwort Ausbildungskonzept: Wenn ein solches vorliegt – 41 Prozent geben dies an –, wird es überwiegend gut bewertet (Schulnote 2,0) ebenso wie seine Umsetzung (Schulnote 2,4). Nahezu jeder Dritte gibt an, dass ihm kein Ausbildungsverantwortlicher genannt wurde. Wenn es solche gibt, dann werden sie überwiegend (60 Prozent) positiv beurteilt: Sie bemühen sich „sehr oft“ oder „oft“ um die Ausbildung. Für die fachliche Kompetenz gibt es die Note 1,35, für die didaktische Vermittlung die Note 1,86. Nicht so gut fällt hingegen die Bewertung in zwei anderen Punkten aus: So werden die Rahmenbedingungen für die Ausbildner hinsichtlich der Unterstützung durch die Leitung mit 2,27 und hinsichtlich der verfügbaren Zeit mit 2,68 kritischer gesehen. 25 Prozent der Befragten sind mit den Rotationsmöglichkeiten eher oder sehr unzufrieden, wobei die Unzufriedenheit in Vorarlberg mit 15 Prozent der Studienteilnehmer am geringsten, in der Steiermark mit 31 Prozent am höchsten ist.
Optimierungsbedarf besteht noch beim Feedback durch die Ausbildner: 71 Prozent der Assistenzärzte geben an, „hin und wieder“ oder „nie“ eine Rückmeldung zu erhalten. 29 Prozent erhalten „sehr oft“ oder „oft“ Feedback. Auch was die Rotationsmöglichkeiten anlangt, gibt es Verbesserungspotential. 21,5 Prozent sagen, teilweise oder gar nicht in die vorgeschriebenen Fächer rotieren zu können. Wenig verwunderlich daher, dass mit den Rotationsmöglichkeiten 25 Prozent eher oder sehr unzufrieden sind.
41 Prozent der Befragten sagen, dass Tätigkeiten des mitverantwortlichen Tätigkeitsbereiches nach dem GuKG nur „teilweise“ oder „gar nicht“ vom Pflegepersonal durchgeführt werden.
Und auch im Ergebnis dieser Umfrage spiegelt sich die Leistungsverdichtung im Krankenhaus insgesamt wider: So berichten 50 Prozent, immer oder meist länger im regulären Tag-Dienst bleiben zu müssen, um die Arbeit zu erledigen. Fast jeder Dritte (29 Prozent) kann die Höchstarbeitszeiten und Ruhezeiten nur teilweise oder gar nicht einhalten. Wenig überraschend, dass daher nicht einmal die Hälfte der Assistenzärzte (43 Prozent) die Work-Life-Balance als sehr gut oder gut bezeichnet; für 20 Prozent ist sie sogar schlecht oder sehr schlecht.
Drei Fragen an Karlheinz Kornhäusl „Sind auf einem guten Weg“ Der Obmann der Bundessektion Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, beurteilt die Ergebnisse der Fachärzte-Ausbildung zwar grundsätzlich positiv, sieht aber in einigen Bereichen noch Optimierungspotential. ÖÄZ: Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Ergebnis der Evaluierung? Wird es weitere Evaluierungen geben? Was muss konkret geschehen? |
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1–2 /25.01.2016