kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

25.03.2016 | Medizin

M. Alzheimer: Phosphatase 2A gegen Amyloid-Plaques

Der in Wien geborene US-Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel – er arbeitet am Howard Hughes Medical Institute der Columbia University in New York – fand mit Kollegen im Tierexperiment heraus, wann der Eiweißstoff PP2A (Protein Phosphatase 2A) die pathologischen Auswirkungen von Beta-Amyloid verringert. Aus Autopsien von Alzheimergeschädigten Hirnen war bereits bekannt, dass die Aktivität von PP2A, die durch das Anhängen und Entfernen von Methylgruppen gesteuert wird, dort verringert ist. Die Forscher untersuchten Mäuse, bei denen PP2A entweder mehr oder weniger solcher chemischen Veränderungen trug. Wurde die Aktivität eines Enzyms, das Methylgruppen von PP2A entfernt, in den Mäusehirnen gesteigert, war ein hoher Beta-Amyloid-Spiegel schädlicher als zuvor. Regten sie an, dass Methylgruppen von PP2A durch ein anderes Enzym vermehrt wurden, wurde es wirksamer und die Gehirnschäden waren verringert. Dies könnte laut den Forschern ein möglicher Ansatzpunkt für Medikamente gegen Alzheimer sein.
APA/PNAS

Mamma-CA: Gene bestimmen Östrogen-Effekt

Internationale Wissenschafter haben fünf Genvarianten im Umfeld des Gens für den Östrogen-Rezeptor (ESR1) gefunden, die unterschiedliche Effekte auf das Brustkrebsrisiko haben. Ein Team um Alison Dunning von der Universität in Cambridge hat unter Beteiligung von Wissenschaftern der Universitäts-Frauenklinik am Wiener AKH genetische Daten von 120.000 Frauen ausgewertet. Etwa ein Drittel der Frauen wies eine der fünf Genvarianten auf. Vier von ihnen waren stark mit der Entstehung von Tumoren korreliert, bei denen der Östrogen-Rezeptor (ESR1) ausgeschaltet ist und auch die Tumorzellen keinen Östrogen-Rezeptor aufweisen. Bei einer Genvariante hingegen wurde der Östrogen-Rezeptor hinaufreguliert. Dass alle fünf Genvarianten die Dichte der Östrogen-Rezeptoren auf Brustgewebezellen beeinflussen, „deutet darauf hin, dass es eine optimale Bandbreite für die Rezeptordichte gibt: zu wenige oder zu viele – und Zellen des Brustgewebes können bösartig werden“, so Dunning.
APA/Nature Genetics

Mikrozephalie durch Zika: Zusammenhang erwiesen

Erstmals haben US-amerikanische Wissenschafter um Guo-li Ming von der Johns Hopkins University einen Beweis für einen biologischen Zusammenhang zwischen dem Zika-Virus und Mikrozephalie gefunden. Demnach schaltet Zika neutrale Progenitorzellen aus, die für die Entwicklung des Kortex entscheidend sind. In In-vitro-Experimenten wurden neutrale Progenitorzellen dem Zika-Virus ausgesetzt. Innerhalb von drei Tagen waren 90 Prozent der Zellen infiziert; ein Drittel war bereits abgestorben. Außerdem reproduzierten die infizierten Zellen das Virus. Andere menschliche Zellen blieben bei einer Konfrontation mit dem Zika-Virus weitgehend unbeschädigt. Um zu zeigen, ob der Ablauf im Menschen gleich ist, sind weitere Studien nötig. Mittlerweile wurde das Zika-Virus in mehr als 40 Ländern nachgewiesen. In Brasilien, wo es rund 1,5 Millionen Zika-Infektionen gibt, werden mehr als 4.200 Verdachtsfälle von Mikrozephalie untersucht. Siemens hat kürzlich einen Zika-Viren-Test entwickelt, der Infektionen mittels PCR-Analyse erkennen soll. Dieser Test ist derzeit nur für Forschungszwecke erhältlich.
APA/Cell Stem Cell

Prostata-CA: Diagnose mit multiparametrischer MRT

Anstatt von Gewebestanzen können Prostatakarzinome auch durch multiparametrische MRT diagnostiziert werden. „Für mich ist diese neue Prostata-Bildgebung für den Mann in der Wichtigkeit vergleichbar mit der Mammografie für die Frau. Damit ist uns ein wirklicher Durchbruch gelungen“, betonte Univ. Prof. Wolfgang Schima, Präsident der Österreichischen Röntgengesellschaft beim Europäischen Radiologenkongress Anfang März in Wien. Auch beim Lungenkarzinom gibt es Fortschritte: Mit der Kombination von CT und PET kann die Zell-Zusammensetzung beim Lungenkarzinom sichtbar gemacht werden. Mithilfe von Fluoro-Deoxyglucose (FDG) als Tracer können Wissenschafter der Universität in Cork (Irland) und Radiologen der dortigen Universitätsklinik daraus prognostische Aussagen für den wahrscheinlichen Verlauf einer Lungenkarzinomerkrankung ableiten.
APA

Migräne: Nachteil durch Vermeidung von Licht

Die Vermeidung von Licht könnte bei Migräne nachteilig sein, weil sie die Empfindlichkeit gegenüber Licht (Photophobie) weiter erhöhen könnte. Das haben Wiener Forscher um Univ. Prof. Christian Wöber von der Universitätsklinik für Neurologie am AKH Wien festgestellt. Hingegen könnte die Desensibilisierung des Gehirns gegenüber Lichtreizen eventuell die bessere Strategie sein. Dabei werden die Betroffenen in einwöchigen Trainings durch „Flackerlicht“ an helles oder normales Licht gewöhnt. In einer Studie soll nun die optimale Strategie mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) identifiziert werden. Dabei werden sowohl Lichtexposition als auch Lichtentzug an Migräne-Patienten und Personen ohne Migräne untersucht.
APA

Adipositas: schon geringe Gewichtsreduktion nützt

Wenn stark Übergewichtige ihr Körpergewicht um nur fünf Prozent verringern, werden mehrere Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes und koronare Herzerkrankungen deutlich vermindert. Der Stoffwechsel verbessert sich ebenso wie die Insulinsensitivität der Organe; auch verringert sich der Blutzuckerwert. Der Körperfettanteil schrumpft um acht Prozent – auch beim viszeralen Fett (sieben Prozent). Das sind die Ergebnisse einer Studie der Washington University in St. Louis, an der 40 Erwachsene ohne weitere Erkrankungen mit einem BMI von knapp 38 teilgenommen haben. Ein Teil der Probanden hielt ihr Gewicht; der andere Teil nahm im Rahmen einer sechsmonatigen Diät rund fünf, zehn oder 15 Prozent ab. Dabei wurden Blutwerte und andere gesundheitlich relevante Daten wie Blutdruck und Herzfrequenz überwacht.
APA/Cell Metabolism

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2016