kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

15.12.2016 | Medizin

HIV: Impfstoff-Test in Südafrika

Weltweit zum ersten Mal seit sieben Jahren soll im Rahmen der Studie „HVTN 702“ ein HIV-Impfstoff an 5.400 gesunden Freiwilligen in Südafrika getestet werden. Basis bildet eine Vakzine, die im weltweit ersten HIVImpfstoff- Test am Menschen in Thailand geprüft wurde. Der damalige Test („RV144“) wurde von 2003 bis 2006 mit 16.000 Freiwilligen durchgeführt. Das Infektionsrisiko war bei den Geimpften innerhalb von 3,5 Jahren um 31,2 Prozent geringer als in der Placebo-Gruppe. APA

Peritonealdialyse: neue Lösung besser verträglich

Eine neue Lösung mit Alanyl-Glutamin soll die Peritonealdialyse verträglicher machen. Durch die Erhöhung der Aktivierung von Hitzeschockproteinen, die einen zentralen Bestandteil der natürlichen Zellreparatur darstellen, kann denn durch die Dialyselösung bedingten Schäden des Peritoneums entgegengewirkt werden, so das Ergebnis einer klinischen Studie der MedUni Wien. Bei rund zehn Prozent der etwa 5.000 Dialysepatienten in Österreich wird die Peritonealdialyse eingesetzt. APA

Computersimulation lindert Phantomschmerz

Kommt es nach der Amputation einer Gliedmaße zu Phantomschmerzen, können diese mithilfe von Computersimulation gelindert werden. Das haben Forscher um Max Ortiz-Catalan von der Chalmers University in Göteborg herausgefunden. Bei 14 Patienten mit einem amputierten Arm wurden Elektroden am Armstumpf befestigt, die die Signale der Muskelaktivität aufzeichneten. Diese wurden an einen Computer übertragen und die Probanden aufgefordert, den Arm zu bewegen oder sogar ein virtuelles Auto zu steuern. Nach zwölf Sitzungen waren Dauer, Frequenz und Intensität der Phantomschmerzen bei den Probanden im Durchschnitt um 50 Prozent gelindert. Zwei Patienten senkten die Dosis ihrer Schmerzmittel. Die Methode erlaube es den Patienten, „Bereiche des Gehirns zu reaktivieren“, die vor der Amputation genutzt wurden, so die Forscher. Nun soll eine klinische Studie mit einer Kontrollgruppe folgen. APA/The Lancet

Resistente Keime: Krankheitsfälle steigen

Die Zahl der Erkrankungen mit Antibiotikaresistenten Erregern ist 2015 erneut gestiegen. Das teilte das Europäische Präventionszentrum ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) mit. Bei Klebsiella pneumoniae etwa wirkten im Jahr 2012 Carbapeneme in 6,2 Prozent der Fälle nicht; 2015 waren es bereits 8,1 Prozent. In einigen Fällen war Klebsiella auch gegen eine Kombination mit Polymyxin-Antibiotika resistent. APA

H5N8: weitere Fälle in Europa und Japan

In Europa sind nun auch in Rumänien, Frankreich und Schweden die ersten Fälle von H5N8 aufgetreten. Auch in Japan werden auf Geflügelfarmen hunderttausende Hühner und Enten gekeult, nachdem das Virus nachgewiesen wurde. In Österreich wurden am Nationalen Referenzlabor für Aviäre Influenza der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) bisher 630 Proben von Wildvögeln und Hausgeflügel auf H5N8 untersucht: Bei 20 Wildvögeln aus dem Bodenseegebiet, in einem Putenbetrieb in Vorarlberg sowie bei einer Ente vom Salzburger Grabensee wurde das Virus nachgewiesen. APA

Typ 1-Diabetes: neue Therapie mit Artemisinin

Der am häufigsten gegen Malaria eingesetzte Wirkstoff Artemisinin könnte dazu führen, dass sich Alpha-Zellen des Pankreas in Insulin-produzierende Beta-Zellen umwandeln – was ein neues Therapieprinzip gegen Typ-1-Diabetes darstellen könnte. Das hat ein internationales Team um Stefan Kubicek vom Wiener Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) herausgefunden. Artemisinine können das Arx-Gen in den Glukagon-produzierenden Alpha-Zellen verändern; wird dieses Gen blockiert, wandeln sich Alpha-Zellen in Beta-Zellen um. Den Forschern ist es gelungen, den exakten molekularen Mechanismus aufzuklären: Artemisinin bindet an das Protein Gephyrin, das GABA-Rezeptoren aktiviert, wodurch wiederum das Arx-Gen blockiert wird. Diese Wirkung konnten die Forscher nicht nur in der Zellkultur, sondern auch bei Zebrafischen, Ratten und Mäusen, die an Diabetes mellitus leiden, nachweisen. Da die molekularen Bindungspartner von Artemisininen dort ähnlich sind wie beim Menschen, könnten diese Effekte auch beim Menschen eintreten. APA/Cell

Infarkt-Risiko: Rauchen für Junge schädlicher

Wie stark das Rauchen das Risiko für einen Myokardinfarkt erhöht, hängt vom Alter ab: unter 50 Jahren ist das Risiko acht Mal höher als bei Nichtrauchern, zwischen 50 und 65 Jahren fünf Mal höher und über 65 Jahre drei Mal höher. Das haben britische Wissenschafter um Ever Grech des Herzzentrums in Sheffield (South Yorkshire) herausgefunden. Sie haben die Daten von 1.727 Patienten ausgewertet, die zwischen 2009 und 2012 mit einem Myokardinfarkt hospitalisiert wurden. Weiteres Ergebnis: Raucher erlitten den Myokardinfarkt im Durchschnitt zehn Jahre früher als Nichtraucher oder ehemalige Raucher. In South Yorkshire sind 27 Prozent der Unter-50-Jährigen Raucher; unter den Herzinfarktpatienten unter 50 Jahren machen sie aber 75 Prozent aus. Rauchen sei damit „vielleicht der größte aller Risikofaktoren, der seine Wirkung früher als alle anderen Faktoren entfaltet“, so die Studienautoren. APA/Heart

Lungenkarzinom: Icotinib als Therapiealternative

Bei 176 Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom und Hirnmetastasen mit EGFR-Mutation wurde die Wirksamkeit einer Ganz-Hirnbestrahlung plus Chemotherapie mit einer Therapie mit Icotinib verglichen. Mit Icotinib konnte im Schnitt ein Stillstand der Erkrankung für 6,8 Monate erzielt werden; bei Bestrahlung und Chemotherapie waren es nur 3,4 Monate. Das ergab eine chinesische Studie, die bei der Welt-Lungenkrebs-Konferenz Anfang Dezember in Wien vorgestellt wurde. APA

Lungenkarzinom: Früherkennung aus Atemluft

Mit einem Atemtest, der bestimmte flüchtige organische Substanzen (VOCs) aus der Atemluft wahrnimmt, können Lungenkarzinome frühzeitig erkannt werden. Die „elektrische Nase“ (NaNose) wurde vom Team um Nir Peled vom Davidoff Cancer Center in Israel entwickelt und bei der Welt-Lungenkrebs-Konferenz präsentiert. 30 Probanden mit benignen Veränderungen in der Lunge, 86 mit Karzinomen in verschiedenen Stadien und 20 gesunde Menschen nahmen an der Untersuchung teil. Die Unterscheidung zwischen den einzelnen Gruppen erfolgte mit einer Genauigkeit von 75,6 bis 90 Prozent; die Genauigkeit zwischen benignen und malignen Veränderungen betrug 79 Prozent. APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2016