kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

10.03.2016 | Medizin

M. Alzheimer durch Hirnhaut-Transplantation

Durch Hirnhaut-Transplantationen könnten auch Proteine übertragen werden, die mit neurodegenerativen Krankheiten wie M. Alzheimer zusammenhängen. Das haben Forscher der MedUni Wien und der Universität Zürich herausgefunden. Die Wissenschafter um Karl Frontzek vom Institut für Neuropathologie der Uni Zürich untersuchten die Gehirne von sieben Patienten, die an Creutzfeldt- Jakob verstorben waren. Diesen war Jahre zuvor Hirnhaut transplantiert worden, wobei sie unabsichtlich mit Prionen infiziert wurden. Daneben fanden die Forscher bei fünf der Patienten auch Proteinablagerungen, die für M. Alzheimer typisch sind. Ein Zusammenhang wird vermutet, weil diese deutlich häufiger vorkamen als bei Patienten, denen keine Hirnhaut transplantiert worden war. Auch waren die Patienten relativ jung – ein untypisches Alter für solche Proteinablagerungen.
APA

Bessere Fitness, bessere Gehirnleistung

Menschen mit einer guten körperlichen Fitness verfügen auch über eine bessere Gehirnleistung. Das zeigt eine neue Auswertung der „Austrian Stroke Prevention Study“, bei der seit 1991 Daten erfasst werden. Aktuell wurden Ergebnisse von 877 Frauen und Männern aus Graz mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren analysiert. Die Probanden mussten einen Fitness- Test sowie Tests zur Gedächtnisleistung, zu motorischen Fähigkeiten und der zielgerichteten Handlungssteuerung absolvieren. Körpergewicht und maximale Ruheherzfrequenz wurden gemessen. MRT-Scans sollten bereits vorhandene Gehirnschädigungen aufzeigen. Ergebnis: Fitte Studienteilnehmer erzielten durchwegs bessere Resultate. Die kognitiven Funktionen der Teilnehmer mit dem höchsten Fitness-Level waren ähnlich wie jene von bis zu sieben Jahre jüngeren Personen. Bei reduzierter Fitnessleistung wies auch die Gehirnleistung reduziertere Werte auf. Der Effekt war unabhängig vom Alter sichtbar. Über welche Mechanismen die Fitness die kognitiven Fähigkeiten im Alter beeinflusst, muss noch geklärt werden. Die Autoren vermuten, dass die kortikalen und subkortikalen Strukturen durch hohe maximale Sauerstoffaufnahme besser geschützt sind.
APA/Neurology

Wie das Gehirn Erinnerungen kontrolliert

Wie das Gehirn durch das Aktivieren von Nervenzellen Erinnerungen speichert und behält, haben Wissenschafter der Universität Genf durch Versuche an Mäusenn herausgefunden. Indem die Forscher gezielt Zellen im Hippocampus von Mäusen aktivierten, entdeckten sie einen Schaltkreis aus Nervenzellen, der die Größe eines Engramms – des Zell-Netzwerks, das eine Erinnerung speichert – kontrolliert. Das Ensemble von Zellen, das einer Erinnerung entspricht, formiert sich beim Abspeichern. Es wird gefestigt, indem genau die richtige Anzahl von Zellen aktiviert wird. Die Nervenzellen eines Engramms legen die umliegenden Neuronen lahm, indem sie unterdrückende Zellen aktivieren. So wird die Größe des Engramms und auch die Stabilität der Erinnerung kontrolliert. Werden zu viele Zellen aktiviert, kann die Speicherung von Informationen gestört sein. Eine Erinnerung wird demnach umso besser behalten, je größer das Engramm ist, erklärte Studienleiter Pablo Mendez. „Das gilt aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ist dieser überschritten, funktioniert die Erinnerung nicht mehr“, betont Mendez.
APA/Neuron

HIV: Gentherapie im Labor erfolgreich

Die Wissenschafter um Joachim Hauber vom Heinrich-Pette-Institut in Hamburg und Frank Buchholz von der Technischen Universität Dresden haben eine Designer- Rekombinase (Brec1) entwickelt, die das Pro-Virus bei mehr als 90 Prozent der bekannten HIV-Varianten aus dem Erbgut der Wirtszelle herausschneidet. Noch ist die Methode Grundlagenforschung; sie könnte die Therapie in einigen Jahren aber bereichern.
APA/Nature Biotechnology

China: täglich 7.500 Krebstote

Einer neuen Berechnung zufolge sterben in China täglich rund 7.500 Menschen an Krebs; bei Männern ist die Mortalität doppelt so hoch wie bei Frauen. Pro Jahr gibt es 4,3 Millionen neue Krebsdiagnosen und 2,8 Millionen Tote durch Krebs. Das ergab eine Studie, für die Daten aus 72 Krebsregistern von 2009 bis 2011 von rund 6,5 Prozent der Bevölkerung hochgerechnet wurden. Bei Männern sind Bronchial-, Magen-, Ösophaguskarzinome am häufigsten, bei Frauen Mamma-, Bronchial- und Magenkarzinome. Rauchen verursacht in China rund ein Viertel aller tödlichen Krebserkrankungen. Besondere die Luftverschmutzung und die Verschmutzung von Erdreich und Trinkwasser zählen demnach zu den kanzerogenen Faktoren.
APA/CA: A Cancer Journal for Clinicians

STAT5 für Krebs-Abwehrreaktion erforderlich

Natürliche Killer-Zellen brauchen aktives STAT5-Protein, um Tumorzellen eliminieren zu können. Das hat ein Team um Dagmar Gotthardt und Univ. Prof. Veronika Sexl von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien herausgefunden. STAT5 fungiert dabei als molekularer Schalter. Fehlt STAT5 oder wird es gehemmt, bewirken die Killerzellen das Gegenteil und fördern das Tumorwachstum, indem sie VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) produzieren. Inhibitoren, die STAT5 hemmen, könnten laut den Forschern das Tumorwachstum beschleunigen. STAT5 ist bei vielen Karzinomen aktiv – beispielsweise beim Mammakarzinom, Pankreaskarzinom, Leukämie und Leberzellkrebs.
APA/Cancer Discovery

Trisomie 21: Verlust des Cohesin-Komplexes als Ursache?

Dass der Cohesin-Komplex bei Frauen im Alter verloren geht und die Eizellen diesen nicht erneuern können, könnte erklären, warum ältere Frauen häufiger Kinder mit Trisomie 21 bekommen. Fehlt Cohesin, kann dies zur fehlerhaften Chromosomenaufteilung beitragen. Forscher am Institut für molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien haben entdeckt, dass die Teilung von Eizellen bei Säugetieren vom Cohesin-Komplex abhängt; er umschließt die Chromosomen schon vor der Geburt und geht möglicherweise mit den Jahren verloren. Die Studie basiert auf Tachibana-Konwalskis Arbeit als Postdoc an der Universität Oxford, die zeigt, dass sich Cohesin während eines Zeitraums von zwei bis drei Wochen vor der Ovulation in Eizellen nicht erneuert. Das IMBA-Team fand nun heraus, dass Cohesin in erwachsenen Mäusen mindestens vier Monate lang aufrechterhalten wird und sich nicht erneuert. Umgelegt auf den Menschen bedeutet dies, dass Cohesin möglicherweise die Chromosomen in den Eizellen der Frauen für Jahrzehnte ohne Erneuerung zusammenhält. Der altersbedingte Verlust von Cohesin ist laut den Forschern daher wahrscheinlich irreversibel.
APA/Current Biology

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2016