Ärz­te­tage Grado: Fil­ler gegen Falten

10.05.2016 | Medizin

Der „ästhe­ti­schen Der­ma­to­lo­gie“ steht heut­zu­tage ein breit gefä­cher­tes Spek­trum an Behand­lungs­for­men zur Ver­fü­gung. Mit dem Ein­satz von Botox, Fil­lern und Laser im Gesichts­be­reich befasst sich ein Semi­nar bei den dies­jäh­ri­gen Ärz­te­ta­gen in Grado Ende Mai, die heuer das 25-jäh­rige Jubi­läum fei­ern. Von Chris­tina Schaar

Deut­li­che Anzei­chen der Haut­al­te­rung las­sen sich daran erken­nen, dass diese sicht­bar dün­ner wird und an Elas­ti­zi­tät ver­liert, wei­ters kommt es zu einer Erschlaf­fung des Bin­de­ge­we­bes, wor­aus bestimmte Par­tien absin­ken: das sub­ku­tane Fett­ge­webe sinkt aus dem Mit­tel­ge­sicht nach unten und ver­stärkt die Naso­la­bi­al­falte. „Auch die Talg­bil­dung lässt nach, somit ver­liert die Haut an Geschmei­dig­keit und för­dert dadurch die Fal­ten­bil­dung“, so beschreibt Univ. Prof. Rai­ner Kunst­feld von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Der­ma­to­lo­gie am Wie­ner AKH die Anzei­chen der Haut­al­te­rung im Vor­feld der Ärz­te­tage in Grado. Wei­tere Zei­chen der Haut­al­te­rung sind laut Kunst­feld Telean­giek­ta­sien, Pig­ment­stö­run­gen, sicht­bare Rau­heit und akt­i­ni­sche Kera­to­sen. Wie Kunst­feld betont, spiele auch das intrin­si­sche Altern (phy­sio­lo­gi­sche Alte­rungs­vor­gänge) eine Rolle; die­ses äußert sich in ver­min­der­ter Zell­pro­duk­tion und der dar­aus resul­tie­ren­den ver­min­der­ten Bil­dung von Enzy­men und Zell­pro­duk­ten (Kol­la­gen, Elas­tin, Hyalu­ron­säure). Im Gegen­satz dazu wird das extrin­si­sche Altern von Umwelt­ein­flüs­sen (Son­nen­schä­den – solare Elastose/​Photoaging) und Rau­chen (exzes­sive Bil­dung freier Radi­kale) bestimmt.

Botox: Zulas­sung für Glabella-Falten

Im Jahr 1822 stieß der Arzt Jus­ti­nus Ker­ner bei der Suche nach einer Ursa­che für Ver­gif­tungs­wel­len nach dem Ver­zehr von Leber­wurst auf das „Wurst­gift“. Ker­ner fand her­aus, dass die­ses Gift weder das Gehirn, das Bewusst­sein noch die Sen­si­bi­li­tät trübt, son­dern, dass es – so wird es im „Spek­trum Der­ma­to­lo­gie“ beschrie­ben – „gezielt die peri­phe­ren sym­pa­thi­schen und para­sym­pa­thi­schen Ner­ven blo­ckiert“. Der Begriff „Botu­lis­mus“ (Wurst­ver­gif­tung) geht auf den Begriff „botulus“(Wurst) zurück.

Wie wird die­ses Gift vom Kör­per abge­baut? Dazu Kunst­feld: „Die Wir­kungs­dauer von Botu­li­num­to­xin A hängt ab von einer adäqua­ten Dosie­rung, der Aus­wahl der kor­rek­ten Injek­ti­ons­punkte sowie von indi­vi­du­el­len Pati­en­ten-Gege­ben­hei­ten.“ Stu­dien zufolge liegt die Wir­kungs­dauer bei der Behand­lung von Gla­bella-Fal­ten zwi­schen drei und fünf Mona­ten. Neuere Unter­su­chun­gen haben gezeigt, dass nach regel­mä­ßi­gen Injek­tio­nen im Abstand von vier Mona­ten über einen Zeit­raum von 20 Mona­ten hin­durch die Wirk­dauer auf bis zu sechs Monate gestei­gert wer­den konnte.

Wie stark ver­brei­tet die Botox-Anwen­dung tat­säch­lich ist, lässt sich sehr schwer sagen: „Dazu gibt es keine ver­läss­li­chen Ver­gleichs­stu­dien“, sagt Kunst­feld. Zur­zeit sind drei Botu­li­nus­to­xin A‑Präparate für die Behand­lung von Gla­bella-Fal­ten am Markt: Azz­alure®, Bocou­ture® und Vis­ta­bel®. Für andere ästhe­ti­sche Indi­ka­tio­nen hat kei­nes der genann­ten Pro­dukte eine Zulas­sung; sie wer­den off-label ein­ge­setzt. Die uner­wünsch­ten Wir­kun­gen hän­gen ab von der Injek­ti­ons­stelle und der Dosie­rung: Kopf­schmer­zen, Häma­tome und Hyp­äs­the­sien, Facia­li­s­pa­rese; ähn­li­che Sym­ptome bei­spiels­weise in der Peri­or­bi­tal­re­gion mit Seh­stö­run­gen, Diplo­pie (wenn zu nahe an der Orbita inji­ziert wurde: Läh­mung des M. rec­tus lat. bulbi), insuf­fi­zi­en­ter Lid­schluss; Gla­bella: Leva­tor­pa­rese, Pto­sis; peri­oral: Sprech- und Ess­stö­run­gen; Hals: Schluck­be­schwer­den, Ände­rung der Stimmlage.

Fil­ler: als Volu­mi­zer und Hauttuning

Nicht-inva­sive Behand­lun­gen mit Fil­lern haben in der ästhe­ti­schen Der­ma­to­lo­gie in den letz­ten Jah­ren an Bedeu­tung gewon­nen. Fil­ler kom­men zum Ein­satz als Volu­mi­zer (zur Volu­men­ver­bes­se­rung) und als Haut­tu­ning. Die ers­ten Anwen­dun­gen gehen bis zum Ende des 19. Jahr­hun­derts zurück. Damals kamen mit aus Rin­der­haut gewon­ne­nem Kol­la­gen (Zyderm ®) die ers­ten Fil­ler-Sub­stan­zen auf den Markt.

Bei inji­zier­ba­ren Füll­ma­te­ria­lien unter­schei­det man zwi­schen abbau­ba­ren (wie zum Bei­spiel Kol­la­gen und Hyalu­ron­säure) und per­ma­nen­ten Sub­stan­zen. Den Aus­sa­gen des Exper­ten zufolge soll­ten abbau­bare Füll­ma­te­ria­len bevor­zugt wer­den, da per­ma­nente Fil­ler „lebens­lang“ im Gewebe ver­blei­ben. Die Resorp­tion der abbau­ba­ren Füll­ma­te­ria­len erfolgt nach und nach über nor­male Stoff­wech­sel­pro­zesse; sie wer­den mit der Lymph­flüs­sig­keit aus­ge­schwemmt. Um einen anhal­ten­den Effekt zu erzie­len, wird alle vier bis acht Monate eine Nach­be­hand­lung empfohlen.

Kol­la­gen kann sehr exakt inji­ziert wer­den. Ver­schie­den starke Kon­zen­tra­tio­nen „ermög­li­chen den Ein­satz sowohl bei ober­fläch­li­chen als auch bei tie­fen Fal­ten“, führt Kunst­feld wei­ter aus. Bei der Hyalu­ron­säure han­delt es sich um ein „Füll­ma­te­rial im eigent­li­chen Sinn“. Sie bin­det die Feuch­tig­keit in der Haut und regt die Bil­dung von elas­ti­schen und kol­la­ge­nen Fasern an. Hyalu­ron­säure-Fil­ler wer­den ähn­lich wie Kol­la­gen bei Fal­ten unter­schied­li­cher Aus­prä­gung ein­ge­setzt; bezüg­lich der Halt­bar­keit sind sie jedoch dem Kol­la­gen über­le­gen. Per­ma­nente Fil­ler wer­den nicht resor­biert und blei­ben – im Ide­al­fall – reak­ti­ons­los in der Haut lie­gen, umhüllt von Bin­de­ge­webs­fa­sern. Mög­li­che Spät­fol­gen von Per­ma­nent-Fil­lern: Noch Jahre spä­ter kön­nen sicht­bare und auch spür­bare Knöt­chen auftreten.

Laser: selek­tive Zer­stö­rung von Struk­tu­ren

Seit der ers­ten Laser­an­wen­dung im Jahr 1963 durch Prof. Leon Gold­man hat sich die Laser­the­ra­pie rapide wei­ter­ent­wi­ckelt. Wie Kunst­feld berich­tet, gibt es mehr als 80 „gut gesi­cherte“ Indi­ka­tio­nen für den Ein­satz von Lasern und Blitz­lam­pen. Ziel der Laser­be­hand­lung ist die selek­tive Zer­stö­rung von Ziel­struk­tu­ren ohne umlie­gen­des Gewebe zu schä­di­gen. Diese selek­tive Pho­to­ther­mo­lyse kommt bei­spiel­weise bei der Behand­lung von Feu­er­ma­len bei Kin­dern zum Ein­satz; aber auch bei der Ent­fer­nung von Täto­wie­run­gen, Besen­rei­sern sowie bei der Epilation.

Ebenso kommt der Laser bei der Behand­lung von Nar­ben zum Ein­satz: So kön­nen Nar­ben durch den Ein­satz unter­schied­lichs­ter Laser auf­ge­hellt oder abge­flacht, aber auch ery­the­ma­töse Nar­ben behan­delt wer­den. Mög­li­che Neben­wir­kun­gen einer Laser­the­ra­pie sind das post­ope­ra­tive Ery­them (tritt in bei­nahe 100 Pro­zent der Fälle ein), Nar­ben­bil­dung, Ektro­pium, bak­te­ri­elle Super­in­fek­tion sowie virale Infek­tion. Erst Monate nach der Laser­the­ra­pie kann es zur post­in­flamm­a­to­ri­schen Hyper- und/​oder Hypo­pig­men­tie­rung kommen.

Details zum Kongress

25. Ärz­te­tage Grado
Ter­min: 22. bis 28. Mai 2016

Anmel­dung und Infor­ma­tion:
www.arztakademie.at/grado

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 9 /​10.05.2016