Styriamed.net: Vernetzung wirkt

10.10.2015 | Politik

Die institutionalisierte Vernetzung im niedergelassenen Bereich und mit den Spitälern gibt es bereits und sie funktioniert auch, wie das steirische Ärztenetzwerk Styriamed.net eindrucksvoll beweist. Nicht nur das: Für die bestmögliche Versorgung von Schmerzpatienten wurde es kürzlich mit einem Preis ausgezeichnet.
Von Agnes M. Mühlgassner

Begonnen hat alles 2009 mit der Gründung von regionalen Ärzteverbänden in den Bezirken Leibnitz und Hartberg. Heute gibt es Styriamed.net bereits in zehn steirischen Bezirken; erst kürzlich sind die Südoststeiermark und Liezen dazugekommen. In den zehn regionalen Ärzteverbünden arbeiten insgesamt 207 Allgemeinmediziner, 142 Fachärzte, 15 Krankenhäuser und Wahlärzte zusammen. Die von der Ärztekammer Steiermark und steirischen Ärzte gestartete Initiative wurde ohne jegliche finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand realisiert.

Antwort auf PHC

Das ist die steirische Antwort auf die im Zuge der Gesundheitsreform geplanten Primary Health Care-Zentren. Den Vorwurf der Reformverweigerung lässt der steirische Ärztekammer-Präsident Herwig Lindner nicht gelten: „Dieser Vorwurf richtet sich selbst. Wir Ärzte reden nicht nur über Reformen, wir machen sie.“ Man sei nicht gegen eine Verbesserung der medizinischen Grundversorgung, aber „wir kämpfen gegen ein sinnloses Gesetz.“ Verärgert ist Lindner auch darüber, dass es noch im Vorjahr Einigkeit über ein Primary Health Care-Konzept gegeben habe – die nun kürzlich von der Gesundheitsministerin präsentierten Eckpunkte hätten allerdings mit einer Lösung „wenig zu tun“. Lindner weiter: „Das sind politische Tricksereien, gegen die wir uns gemeinsam mit unseren Patienten wehren.“ Und man werde jedenfalls die gemeinsame Arbeit mit dem Land Steiermark, dem Gesundheitsfonds und auch den Krankenkassen fortsetzen, um die medizinische Grundversorgung zu verbessern.

Und Vernetzung wirkt: So wurde Styriamed.net Hartberg-Fürstenfeld Ende September für die bestmögliche Versorgung von Schmerzpatienten mit dem erstmals verliehenen Förderpreis „Goldene Dolores“ ausgezeichnet. Prämiert wurde damit die Zusammenarbeit von niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Fachärzten mit dem Landeskrankenhaus Hartberg bei der Befunderhebung durch Austausch der Patientendaten sowie die ausgelagerte multimodale Therapie. Ausgeschrieben wurde der Preis von der vor drei Jahren gegründeten Allianz „Chronischer Schmerz“, einer Plattform von 47 Selbsthilfegruppen, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine bessere Schmerzversorgung zu erreichen. Besonderes Augenmerk habe man bei der Bewertung auf den offenen Zugang für Kassenpatienten, die praktische Umsetzbarkeit im Gesundheitssystem, die Ausbaufähigkeit und die möglichst einfache künftige Übertragbarkeit der preiswürdigen Modellprojekte auf andere Institutionen und Regionen Österreichs gelegt, erklärte der Vorsitzende der Fachjury, Univ. Prof. Hans Georg Kress. Ebenfalls auch in der Fachjury vertreten war das Gesundheitsministerium, Hauptverband und der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger.

Der 2. Preis ging an die Salzburger Ambulante Psychosoziale Rehabilitation, bei der erstmals die psychosozialen und psychosomatischen Auswirkungen von chronischem Schmerz berücksichtigt und ambulant behandelt wurden. Der 3. Preis ging an das Projekt „Schmerzfreies Pflegeheim“, das rund 3.400 Bewohnern in 52 SeneCura-Heimen zu einer besseren Lebensqualität verhilft.

Übrigens: Styriamed.net war heuer auch nominiert in der Finalistengruppe für den vom Gesundheitsfonds Steiermark ausgeschriebenen steirischen Gesundheitspreis SALUS.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2015