PHC: Keine Sandkastenspiele

10.10.2015 | Politik

Ein Ende der Sand­kas­ten­spiele for­dert ÖÄK-Prä­si­dent Artur Wech­sel­ber­ger ange­sichts der Eile, mit der Pri­mär­ver­sor­gung nun gesetz­lich gere­gelt wer­den soll.

Nicht nach­voll­zie­hen kann ÖÄK-Prä­si­dent Artur Wech­sel­ber­ger die Eile, mit der die zen­tra­li­sierte Pri­mär­ver­sor­gung gesetz­lich neu gere­gelt wer­den soll. Für ihn gehe es vor­ran­gig darum, Pri­mär­ver­sor­gungs­zen­tren als Pilot­pro­jekte unter der der­zeit gül­ti­gen Geset­zes­lage ein­zu­rich­ten und zu eva­lu­ie­ren. Als „kon­tra­pro­duk­tiv und über­has­tet“ bezeich­net er dem­nach, ein­sei­tig auf neue Ver­sor­gungs­ein­rich­tun­gen zu set­zen, „deren Nach­hal­tig­keit nicht bewie­sen ist“, so Wech­sel­ber­ger. Was er sich dazu von Gesund­heits­mi­nis­te­rin Sabine Ober­hau­ser erwar­tet? Die rasche Besei­ti­gung der der­zei­ti­gen Ver­sor­gungs­män­gel durch eine klare Prio­ri­tä­ten­set­zung. Wech­sel­ber­ger nennt in die­sem Zusam­men­hang feh­lende Kas­sen­ver­träge für Ärzte, aber auch für nicht-ärzt­li­che Berufe. Die Koor­di­na­tion und Ver­net­zung, der Team­ge­danke in der Pri­mär­ver­sor­gung könn­ten sich nur dann gedeih­lich ent­wi­ckeln, wenn die Gesund­heits­be­rufe von orga­ni­sa­to­ri­schen Belas­tun­gen frei­ge­spielt wür­den; die Ärzte soll­ten ihrer Auf­gabe ohne büro­kra­ti­sche Behin­de­run­gen nach­kom­men können.

Auch müss­ten die Sozi­al­ver­si­che­run­gen ihrer gesetz­li­chen Ver­pflich­tung nach­kom­men, für ein aus­rei­chen­des Leis­tungs­an­ge­bot zu sor­gen – eben durch die Ver­gabe von Ver­trä­gen, aber auch durch einen erwei­ter­ten Leis­tungs­ka­ta­log und För­de­rung der inter­dis­zi­pli­nä­ren Koope­ra­tion. Dies bilde die Grund­lage für eine ver­bes­serte Pri­mär­ver­sor­gung. „Wir brau­chen rasch ziel­ge­rich­tete Maß­nah­men. Man darf sich nicht län­ger in gesund­heits­po­li­ti­schen Sand­kas­ten­spie­len zur Umset­zung nicht erprob­ter Modelle ver­zet­teln“, so der Appell von Wech­sel­ber­ger. Zum Thema PHC hat Univ. Prof. Man­fred Maier, Lei­ter der Abtei­lung für All­ge­mein- und Fami­li­en­me­di­zin an der Med­Uni Wien, Ende Sep­tem­ber einen offe­nen Brief u.a. an ÖÄK-Prä­si­dent Artur Wech­sel­ber­ger gerich­tet. Auch Maier kann den Zeit­punkt, zu dem der Geset­zes­ent­wurf prä­sen­tiert wird, nicht nach­voll­zie­hen, zumal „die Imple­men­tie­rung der Pri­mary Health Care-Zen­tren an Pilot­stand­or­ten erfolgt und eva­lu­iert wer­den muss“. Die Ergeb­nisse der Eva­lu­ie­rung müss­ten abge­war­tet wer­den, um dar­aus Schlüsse für die Erstel­lung des Geset­zes zie­hen zu können.

Maier for­dert auch, end­lich die Pri­mär­ver­sor­gung durch die von der Poli­tik schon lange und immer wie­der ange­kün­digte Auf­wer­tung und Stär­kung der All­ge­mein­me­di­zin zu for­cie­ren. „Es ist aller­höchste Zeit, mög­lichst rasch ein Gesamt-Sanie­rungs­kon­zept für eine zeit­ge­mäße Pri­mär­ver­sor­gung auch in Öster­reich umzu­set­zen“, for­dert Maier.
AM

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 19 /​10.10.2015