Inter­view – Karl­heinz Korn­häusl: Die Jun­gen ans Wort

25.10.2015 | Politik

Bei der „Kon­fe­renz der Ärzte in Aus­bil­dung“ Ende Novem­ber will die ÖÄK mit jun­gen Ärz­tin­nen und Ärz­ten aus allen Bun­des­län­dern ihre bren­nends­ten Fra­gen dis­ku­tie­ren. Noch wird zu wenig auf die Her­aus­for­de­run­gen reagiert, betont Karl­heinz Korn­häusl, stell­ver­tre­ten­der Bun­des­ku­ri­en­ob­mann der Kurie ange­stellte Ärzte in der ÖÄK, im Gespräch mit Marion Huber.

ÖÄZ: Work-Life-Balance, Kin­der­be­treu­ung, Ärz­te­man­gel, Arbeits­ver­dich­tung, Qua­li­tät der Aus­bil­dung etc. Der Kon­gress spannt einen Bogen über viele bren­nende The­men. Was erwar­ten Sie sich in der Dis­kus­sion dar­über?
Korn­häusl: Ziel ist es, dass die jun­gen Ärz­tin­nen und Ärzte zu Wort kom­men und die The­men mit­ein­an­der dis­ku­tie­ren kön­nen, die schließ­lich alle betref­fen. Ich hoffe, dass wir auch ein­mal hören und ver­glei­chen kön­nen: Wie ist das in ande­ren Bun­des­län­dern? Es gibt sicher ‚Best practice‘-Modelle für bestimmte Her­aus­for­de­run­gen, die Vor­bild für andere sein kön­nen. Wenn es um die Qua­li­tät der Aus­bil­dung geht, haben wir zum Bei­spiel in der Stei­er­mark das Modell der „Aus­bil­dungs-Ober­ärzte“. An jeder Abtei­lung gibt es die­sen Funk­ti­ons­ober­arzt, der für alles rund um die Aus­bil­dung der jun­gen Ärzte ver­ant­wort­lich ist, der sich um den Aus­bil­dungs­stand, die Zutei­lung und Orga­ni­sa­tion von Fort­bil­dun­gen etc. küm­mert. Das funk­tio­niert groß­ar­tig, das ist die Zukunft. Wir wol­len dis­ku­tie­ren, wel­che Mög­lich­kei­ten es gibt, die Aus­bil­dungs- und Arbeits­si­tua­tion in Zukunft bes­ser zu gestal­ten. Gute Ansätze gibt es ja vielerorts.

In der Aus­bil­dung wir­ken sich zwei The­men ganz aktu­ell aus: die Novelle des KA-AZG sowie die neue Ärz­te­aus­bil­dungs­ord­nung.
Bei­des wird auch beim Kon­gress ein Thema sein. Die Novelle des KA-AZG hat viele Vor­teile gebracht; die kür­ze­ren Arbeits­zei­ten waren schon lange über­fäl­lig. Ich höre aber von vie­len jun­gen Ärz­ten und Fach­ärz­ten, dass die Aus­bil­dung mehr denn je eine Her­aus­for­de­rung ist, weil der Arbeits­druck noch wei­ter zuge­nom­men hat. Die glei­che Arbeit ist in weni­ger Zeit zu erle­di­gen. Zusätz­li­ches Per­so­nal, das man bräuchte, fehlt. Des­halb wol­len wir beim Kon­gress auch dis­ku­tie­ren, wie man die Qua­li­tät der Aus­bil­dung hoch hal­ten kann. Zusätz­lich zu die­ser offe­nen Dis­kus­sion will die Bun­des­ku­rie Ange­stellte Ärzte der ÖÄK direkt die Fach­ärzte in Aus­bil­dung fra­gen, wie es um ihre Aus­bil­dung steht. Dazu hat die Kurie auch kürz­lich eine Umfrage gestartet.

Ein wei­te­rer The­men­schwer­punkt am Kon­gress lau­tet „Macht Geld alleine zufrie­den?“. Wie wich­tig ist ein gutes Gehalt für junge Ärzte?
Geld ist ein Fak­tor, aber ganz sicher nicht der ein­zige. Es sind min­des­tens drei Säu­len, die ent­schei­dend sind: Aus­bil­dungs­qua­li­tät, Arbeits­be­din­gun­gen und natür­lich auch das Gehalt. Mit einem guten Gehalt allein wird man junge Ärzte nicht gewin­nen und auch nicht hal­ten kön­nen. Das Resul­tat ist, dass die jun­gen Ärzte ins Aus­land oder in andere Bran­chen gehen. Das sehen wir tag­täg­lich. Da müs­sen die öster­rei­chi­schen Spi­tals­trä­ger reagie­ren und in Zukunft mehr bie­ten, um als Arbeit­ge­ber und Arbeits­um­feld attrak­tiv zu sein.

Woran den­ken Sie da?
Ich denke an die Work-Life-Balance. Ich denke daran, dass man Mög­lich­kei­ten schafft, Fami­lie und Beruf zu ver­ein­ba­ren, sei es durch fle­xi­ble Arbeits­zeit­mo­delle, durch genü­gend Plätze für die Kin­der­be­treu­ung, etc. Ich denke aber auch daran, dass man junge Ärzte bei ihrer Aus­bil­dung und Fort­bil­dung unter­stützt. Auch das ist ein gro­ßes Thema, das wir beim Kon­gress bespre­chen wol­len: Wie kann man die Fort­bil­dung für junge Ärzte erleich­tern, etwa durch finan­zi­elle Unter­stüt­zung oder Frei­stel­lung dafür?

Das Motto des Kon­gres­ses lau­tet „Wir sind die Zukunft“. In die­sem Sinn: was muss sich für die Zukunft ändern?
Die Trends, die wir in der jun­gen Ärz­te­ge­ne­ra­tion beob­ach­ten, sind ein­deu­tig – und man kann sie nicht igno­rie­ren. Wir haben immer mehr Frauen als Spi­tals­ärz­tin­nen, immer mehr Ärz­tin­nen und Ärzte, die in Teil­zeit oder fle­xi­blen Arbeits­mo­del­len arbei­ten wol­len, etc. All dem muss man Rech­nung tra­gen und das pas­siert bis­her zu wenig.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2015