kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

25.05.2015 | Medizin

Typ 1-Diabetes: Schluckimpfung in Sicht?

Bei Kindern, die ein hohes Risiko für Typ 1-Diabetes aufweisen, führt die einmal tägliche orale Gabe von 67,5mg Insulin im Vergleich zu Placebo zu einer Immunantwort, ohne dass eine Unterzuckerung auftritt. Das ist das Ergebnis der internationalen Pre-POINT-Studie, an der das Kinder-Diabetes-Forschungszentrum der Universitätsklinik von Colorado (Denver/USA), das Southmead Hospital in Bristol (Großbritannien), die Forschungsstelle in Dresden, das Institut für Diabetesforschung der TU München sowie die Universitätsklinik für Kinderheilkunde am AKH Wien beteiligt waren. In der Studie, die zwischen 2009 und 2013 erfolgte, erhielten 15 Kinder zwischen zwei und sieben Jahren für drei bis 18 Monate täglich Insulin in verschieden ansteigenden Dosierungen als Pulver zum Schlucken; zehn Kinder erhielten ein Placebo. Bei den immunologischen Untersuchungen zeigte sich, dass die mit Insulin behandelten Kinder bei der hohen Dosierung von 67,5mg vermehrt T-Lymphozyten bildeten. Da Insulin in dieser Dosierung im Mund aufgespalten werde, beeinflusse es nicht den Blutzuckerspiegel, erklärte Ezio Bonifacio vom Zentrum für regenerative Medizin der TU Dresden. Anette-Gabriele Ziegler vom Institut für Diabetesforschung in München sieht darin einen „revolutionären Ansatz“, um Typ 1-Diabetes zu verhindern.
APA/JAMA

Parabene hemmen Östrogenabbau

Im Rahmen des REACH-Programms der EU und des US-National-Toxicity-Programms haben Wissenschafter herausgefunden, dass Parabene den Östrogenabbau hemmen. Dazu Daniela Schuster vom Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck: „Das bedeutet, es könnten Östrogen-abhängige Tumore in ihrer Entwicklung begünstigt werden.“ Schuster hat für ihre Untersuchungen sogenannte Pharmakophormodelle am Computer entwickelt. Anhand von 3D-Modellen wird simuliert, wo und wie Substanzen im Körper andocken und welche Nebenwirkungen sie verursachen können. Im aktuellen FWF-Projekt wurde nun in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern eine Screening-Plattform entwickelt, die auf dem Prinzip der Pharmakophormodelle basiert. Die nachgebauten Modelle werden mit Datenbanken, in denen Umweltchemikalien aufgelistet sind, abgeglichen. Ebenso wurden Vertreter von Vanillederivaten entdeckt, die ebenfalls den Östrogenspiegel erhöhen; auch einige Lebensmittelfarben haben das Potential, den Östrogenspiegel zu beeinflussen. Mit dem Computer-basierten Frühwarnsystem können künftig auch diejenigen Verbindungen aufgelistet werden, die sich als harmlos erweisen.
APA

WHO: Luftverschmutzung verursacht hohe Kosten

Die gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung verursachen in der Europäischen Region rund 1,47 Billionen Euro Kosten, schätzt die WHO. Dies entspricht fast einem Zehntel des Bruttoinlandsprodukts der EU im Jahr 2013. Laut der von der WHO erstellten Studie starben 2010 in den 53 Ländern der Europäischen Region der WHO rund 600.000 Menschen vorzeitig an Krankheiten, die durch Luftverschmutzung ausgelöst werden.
APA

Depressionen: Mindfulness-Based Cognitive Therapie verhindert Rückfälle

Bei Menschen mit Depressionen, die mit der Mindfulness-Based Cognitive Therapie (MBCT) behandelt wurden, zeigte sich eine Rückfallrate von 44 Prozent; bei denen, die mit Antidepressiva behandelt wurden, lag die Rückfallrate bei 47 Prozent. Zwei Jahre lang wurden 424 Teilnehmer in der Vergleichsstudie untersucht. Bei der Achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie werden die Betroffenen darin geschult, negative Gedanken und Gefühle zu erkennen, zu akzeptieren und mit ihnen umzugehen, anstatt in neue Depressionen abzugleiten. Die Teilnehmer in Großbritannien mussten an acht Gruppensitzungen teilnehmen und zu Hause Übungen absolvieren. In den folgenden Monaten wurden weitere vier Sitzungen angeboten. Während dieser Zeit wurden regelmäßig alle Versuchsteilnehmer zu ihrem Gemütszustand befragt. Laut Studienleiter Willem Kuyken von der Universität Oxford stelle die Therapie eine „neue Alternative für Millionen von Menschen“ dar.
APA/The Lancet

Neurofeedback gegen Schlafstörungen

Bei moderaten Schlafstörungen lassen sich mit Hilfe von Neurofeedback-Training Verbesserungen erzielen. Das konnte Univ. Prof. Manuel Schabus mit seinem Team vom Zentrum für kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg nachweisen. Die Wissenschafter untersuchten dafür Menschen zwischen 19 und 50 Jahren, die an Schlafstörungen litten. In zehn Lerneinheiten mussten sich die Betroffenen bemühen, eine Kompassnadel am Bildschirm, die sich in Abhängigkeit von der Gehirnaktivität bewegte, allein durch die Kraft der mentalen Entspannung auf einen grünen Punkt zu lenken. Bei 16 von 24 Studienteilnehmern gelang es mit dieser Methode, den sensomotorischen Rhythmus – er ist besonders wichtig für den Leichtschlaf und zeigt sich im EEG als Schlafspindeln – im Wachzustand zu verbessern und die Schlafspindeln zu verstärken. Hingegen sprachen Personen mit länger andauernder oder ausgeprägter Schlaflosigkeit auf das Training nicht an.
APA

Synthetische Drogen: Hinweise auf Kanzerogenität

Synthetische Cannabinoide – sie werden in Rauchmischungen als „Legal Highs“ über das Internet vertrieben – schädigen die Erbsubstanz von menschlichen Zellen und sind möglicherweise kanzerogen. Das haben Wissenschafter vom Institut für Krebsforschung der MedUni Wien im Rahmen des internationalen EU-Projekts „SPICE II Plus“ herausgefunden.
APA

E-Zigaretten: Flüssigkeiten weniger toxisch

Keines der 42 untersuchten Liquid-Kartuschen-Modelle von 14 E-Zigaretten ist völlig frei von potentiell toxischen Komponenten. Einige – vor allem solche mit Aromen – enthielten darüber hinaus chemische Substanzen wie Formaldehyd. Laut den Schweizer und griechischen Forschern seien weitere Studien nötig, um die langfristigen Auswirkungen dieser Produkte zu evaluieren.
APA/Internat. Journal of Environmental Research and Public Health

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2015