kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

25.09.2015 | Medizin

Remnant-Cholesterin: neuer Risikomarker

Das Remnant-Cholesterin kann als Risikomarker für Herz-Kreislaufereignisse dienen – unabhängig von anderen Risikofaktoren. Das bestätigen Ergebnisse von zwei Studien aus Wien und Feldkirch, die auf dem Europäischen Kardiologenkongress (Kongress der European Society of Cardiology, ESC) Anfang September in London präsentiert wurden. Eine multizentrische Studie mit Beteiligung der MedUni Wien untersuchte 102 Herzinfarkt-Patienten unter 40 Jahren sowie 200 Teilnehmer als Kontrollgruppe. Das Remnant-Cholesterin war bei den jungen Herzinfarkt-Patienten im Durchschnitt zirka doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe. Diese Beobachtungen waren unabhängig von anderen etablierten Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse. Eine weitere Studie am LKH Feldkirch untersuchte über die Dauer von acht Jahren die Rolle des Remnant-Cholesterins bei mehr als 1.700 Patienten mit und ohne Diabetes – mit demselben Ergebnis: Das Remnant-Cholesterin konnte Herz-Kreislaufereignisse bei Patienten mit und ohne Diabetes sehr gut voraussagen, unabhängig von anderen Risikofaktoren.
APA/ESC

Mehr Myokardinfarkte bei kaltem Wetter

Pro zehn Grad Celsius Temperaturabfall steigt das Risiko für eine STEMI-Infarkt um sieben Prozent. Diese Daten einer Studie der Universität Manitoba in Winnipeg (Kanada) wurden kürzlich beim Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft in London präsentiert. Das Studienteam um Erstautorin Shuangbo Liu wertete in einer retrospektiven Analyse die Daten aller ST-Hebungsinfarkte der vergangenen sechs Jahre aus; dann wurden sie in Zusammenhang mit den Wetterdaten gesetzt. Als bester prognostischer Faktor erwies sich die Tageshöchsttemperatur. An Tagen mit einer Höchsttemperatur unter null Grad Celsius gab es 0,94 STEMI pro Tag; an Tagen mit Höchsttemperaturen über dem Nullpunkt lag die Ereignisrate bei 0,78. Ebenfalls von prognostischer Relevanz waren die Tageshöchsttemperaturen der beiden Tage vor dem Infarkt.

Medikament als HIV-Prävention

Das zur Therapie von HIV eingesetzt Truvada kann eine Infektion mit dem Erreger auch verhindern. Von den 657 Teilnehmern, die das Präparat mindestens zwei Jahre eingenommen haben, hat sich niemand infiziert. Laut dem Epidemiologen Jonathan Volk, der die Untersuchung der privaten Krankenkasse Kaiser Permanente geleitet hatte, handle es sich dabei um „sehr zuverlässige Daten“ und es zeige sich, dass die Medikamente selbst in Gruppen mit hohem Risiko wirkten. So wurde Truvada etwa Partnern von HIV-Infizierten gegeben. Allerdings kostet eine Monatsdosis des Präparats in den USA mehr als 1.400 US-Dollar (rund 1.240 Euro).
APA/Clinical Infectious Diseases

Schlafdefizit erhöht Erkältungsrisiko

Schlafdefizit steigert das Risiko für Schnupfen um das Vierfache. Das ergab eine Studie von Forschern um Aric Prather von der University of California in San Francisco. Die Forscher untersuchten 164 Erwachsene und befragten sie hinsichtlich ihres Lebensstils etwa in Bezug auf Alkohol, Tabak und Ernährung. Ebenso wurde eine Woche lang der Schlaf gemessen. Die Teilnehmer wurden mit Erkältungsviren infiziert, eine Woche lang in einem Hotel isoliert; täglich wurde eine Probe des Nasenschleims untersucht. Fazit: Wer weniger als sechs Stunden pro Nacht schlief, war 4,2mal so anfällig für eine Erkältung wie jemand mit mindestens sieben Stunden Schlaf. Wer weniger als fünf Stunden schlief, war sogar 4,5mal stärker gefährdet. Insgesamt hatte die Schlafdauer einen größeren Einfluss als Alter, Ernährung, Stress oder Rauchen.
APA/Sleep

Nase unterscheidet eine Billion Gerüche

Neuesten Erkenntnissen von Forschern um Alan Carleton von der Universität Genf zufolge kann die menschliche Nase bis zu einer Billion Gerüche unterscheiden. Demzufolge werden elektrische Signale von den Riechzellen in der Nase an den Riechkolben im Gehirn weitergeleitet. Dieser arbeitet – so die neue Erkenntnis – wie ein Sortierzentrum und leitet sie dann an den Kortex weiter. Die Forscher kamen in Tierversuchen zu diesem Ergebnis. Sie ließen Mäuse an Fruchtaromen wie Kiwi, Erdbeere und Bananen in verschiedenen Kombinationen schnuppern. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren konnten sie erkennen, dass die Sequenzen der elektrischen Impulse sich je nach Duft-Kombination voneinander unterschieden.
APA/Nature Neuroscience

Europa: jeder fünfte hat chronische Schmerzen

Rund 20 Prozent der erwachsenen Europäer leiden an chronischen Schmerzen, erklärte der Präsident der Europäischen Schmerzföderation Chris Wells im Rahmen des Europäischen Schmerzkongresses Anfang September in Wien. Die direkten und indirekten Kosten, die dadurch entstehen, bezifferte er mit 1,5 bis drei Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts. Rund 80 Millionen Menschen in Europa leiden an chronischen Schmerzen; neun Prozent haben täglich Beschwerden. Zwei Drittel der Menschen mit chronischen Schmerzen sind noch berufstätig; ihre Beschwerden schlagen sich mit 500 Millionen Krankenstandstagen pro Jahr zu Buche.
APA

Phthalate können Erbgut verändern

In einer Studie fütterten Forscher des Universitätsspitals Genf sowie der Universitäten von Genf und Lausanne Mäuseweibchen von zwei genetisch unterschiedlichen Stämmen während der Schwangerschaft mit Phthalaten. Die Dosen lagen weit über den für den Menschen akzeptablen Grenzwerten. Bei der Untersuchung des Erbguts sowie der Spermienproduktion der männlichen Nachkommen stellten sie epigenetische Veränderungen fest. Diese ging auch mit einer Reduktion der Fruchtbarkeit dieser Männchen einher. Allerdings konnte diese Veränderung nur bei einem der Mäusestämme festgestellt werden. Beim anderen Stamm verursachten erst noch höhere Dosen von Phthalaten Schäden.
APA/PLOS ONE

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2015