kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

25.01.2015 | Medizin


Warum grüner Tee antioxidativ wirkt

Die in grünem Tee enthaltenen Polyphenole besitzen mehrere aktive Zentren, die unabhängig voneinander gleichzeitig wirken und den antioxidativen Effekt bewirken. Forscher der TU Graz um Georg Gscheidt-Demner haben die Elektronenspinresonanz-Spektroskopie genutzt, um innerhalb kurzer Zeitskalen in Echtzeit Einblick in die Wirkungsweise von Antioxidantien auf molekularer Ebene zu erlangen. „Diese aktive Zentren übertragen unabhängig voneinander Wasserstoffatome auf freie Radikale und wandeln diese in harmlose Moleküle um“, so Gscheidt-Demner. Die Forscher wollen nun weitere Polyphenole, wie sie etwa als Resveratrol in Rotwein vorkommen, untersuchen.
APA/Angewandte Chemie

E-Reader stören den Schlaf

E-Reader auf LED-Basis stören durch die mit kurzwelligem Licht angereicherte Beleuchtung den Tag-Nacht-Rhythmus. Das haben Forscher um Anne-Marie Chang von der Harvard University (US-Bundesstaat Massachusetts) herausgefunden. Zwölf Patienten, die stationär aufgenommen waren, wurden untersucht: Eine Gruppe las vor dem Schlafengehen vier Stunden lang gedruckte Bücher, die andere E-Books auf dem iPad. Nach fünf Abenden wechselten die Patienten zu Büchern beziehungsweise E-Books. Chang zu den Ergebnissen: „Natürliche circadiane Rhythmen wurden durch die mit kurzwelligem Licht angereicherte Beleuchtung, also durch ‚Blaulicht‘ dieser Geräte, unterbrochen.“ Jene Probanden, die E-Books gelesen hatten, schliefen später ein und waren nach acht Stunden Schlaf weniger aufmerksam und erholt. Außerdem waren bei ihnen die REM-Phasen reduziert und die Konzentration von Melatonin war geringer. Die Unterschiede wurden schon nach einer Stunde Lesen am E-Reader bemerkt; ebenso auch nach der Nutzung von Laptops, Mobiltelefonen und anderen LED-Geräten.
APA/PNAS

HDL-Cholesterin: Test auf Herz-Kreislauf-Risiko?

Sind zwei Proteinformen – Serum Amyloid A (SAA) und Surfactant Protein B (SP-B) – im HDL-Cholesterin erhöht, verliert es seine schützende Wirkung. Das haben Wiener Forscher bei 1.200 dialysepflichtigen Diabetikern nachgewiesen. Bei ihnen waren die Werte deutlich erhöht. Tests auf diese Bestandteile könnten eine genauere Prognose über das Herz-Kreislauf-Risiko zulassen.
APA

Experimentelle Therapie bei Pleuramesotheliom

Wiener Wissenschafter konnten die entscheidende Rolle des Fibroblasten-Wachstumsfaktors (FGF) beim Pleuramesotheliom nachweisen. Werden die FGF-Rezeptoren blockiert und beseitigt, wird das Zellwachstum vermindert. Das wurde sowohl an Zellkulturen als auch an Mäusen beobachtet. In Kombination mit Cisplatin könnte der Effekterhöht werden.
APA

Blut-Test für HIV und Hepatitis zugelassen

Der Blutscreening-Test „Cobas TaqScreen MPX“ eines Schweizer Pharmakonzerns wurde kürzlich in den USA von der FDA (Food and Drug Administration) zugelassen. Damit können in menschlichem Vollblut und in Blutbestandteilen HI-Viren, Hepatitis C- und Hepatitis B-Viren nachgewiesen und identifiziert werden. Der Test ist bereits in Kanada, Brasilien, China und Indien zugelassen.
APA

Lungenkarzinom: häufiger als Mamma-Karzinom

Trotz aller Fortschritte liegt die Lebenserwartung bei Patienten mit einem nicht kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) durchschnittlich bei 16,4 Monaten, erklärten Wiener Experten beim Zentraleuropäischen Lungenkarzinomkongress Ende November 2014 in Wien. Bereits 2015 dürfte Lungenkrebs die häufigste Krebs-Todesursache bei Frauen sein und das Mammakarzinom überholen.
APA

Ebola: Fledermäuse als Überträger?

Die seit einem Jahr in Westafrika grassierende Ebola-Epidemie könnte möglicherweise durch eine Insekten-fressende Fledermausart ausgelöst worden sein. Das haben Wissenschafter unter Führung des Berliner Robert-Koch-Instituts bei ihren Untersuchungen zum Ursprung der Epidemie herausgefunden. Dass Fledermäuse das Ebola-Virus in sich tragen können, ohne selbst zu erkranken, war bereits bekannt. Bislang galten aber vor allem Pflanzen-fressende Fledermäuse in Westafrika als wahrscheinliche Überträger. Die Forscher wollen die Tierart nun näher untersuchen. Indessen hat die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) kürzlich den Test einer Schweizer Pharmafirma zugelassen, mit dem eine Ebola-Infektion festgestellt werden kann. Bislang sind seit Ausbruch der aktuellen Epidemie mindestens 8.220 Menschen in den drei am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone gestorben. Die Zahl der Infizierten liegt laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) bei 20.712. Man geht jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.
APA/EMBO Molecular Medicine

PSA-Tests senken Prostatakrebs-Mortalität

Regelmäßige PSA-Tests können die Mortalität durch Prostatakarzinome senken. Das hat die Langzeit- ERSPC-Studie der Wissenschafter um Professor Fritz Schröder von der Universität Göteborg ergeben. Knapp 162.400 Männer zwischen 55 und 69 Jahren in mehreren europäischen Ländern (Niederlande, Belgien, Finnland, Spanien, Schweden und Frankreich) nahmen an der Untersuchung teil. Bei der Hälfte von ihnen wurde alle vier Jahre der PSA-Wert bestimmt; bei der anderen Hälfte nur bei verdächtigen Symptomen. Nach 13 Jahren wurden in der Gruppe mit PSA-Tests 7.408 Prostatakarzinome entdeckt, in der Kontrollgruppe 6.107. Bereits nach neun Jahren war die Häufigkeit der Diagnose mit PSA-Tests um 91 Prozent höher als in der Kontrollgruppe, nach elf Jahren um 64 Prozent und nach 13 Jahren um 57 Prozent. Die Prostatakrebs-Mortalität sank nach neun Jahren im Vergleich zur Kontrollgruppe um 15 Prozent, nach elf und 13 Jahren um knapp mehr als 20 Prozent. Damit wurde laut den Wissenschaftern ein Prostatakarzinom-Todesfall pro 781 Männern, die zu den Tests eingeladen wurden, verhindert.
APA/The Lancet

Lachgas gegen Depressionen?

Lachgas (N2O) könnte bei schweren Depressionen helfen – auch wenn sich eine Standardtherapie als erfolglos erweist. Der aus Österreich stammende Anästhesist Peter Nagele und seine Kollegen vom Department of Anesthesiology and Psychiatry von der Washington University School of Medicine in St. Louis (Missouri) haben 20 schwer depressive Patienten behandelt, die auf keine Standardtherapie ansprachen. In einer doppelblinden Studie wurden die Probanden im Abstand von einer Woche einmal mit einer Mischung aus 50 Prozent Sauerstoff und 50 Prozent N2O, behandelt, einmal nur mit Luft. Sieben Patienten zeigten am darauffolgenden Tag eine leichte, weitere sieben eine deutliche Verbesserung der Symptome. Bei drei Patienten waren die Symptome völlig verschwunden. Die Placebo-Behandlung hatte signifikant geringere positive Effekte. Lachgas brachte bereits zwei Stunden nach der Behandlung eine Verbesserung und hat kaum Nebenwirkungen. Nun wollen die Forscher die Studie auf eine größere Patientenzahl ausweiten und die Wirkung von verschiedenen Konzentrationen von Lachgas untersuchen.
APA/Biological Psychiatry

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2015