kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.03.2015 | Medizin

Schützt Gicht vor M. Alzheimer?

Wis­sen­schaf­ter aus Kanada und den USA fan­den sta­tis­ti­sche Hin­weise dar­auf, dass Gicht-Pati­en­ten ein gerin­ge­res Risiko für M. Alz­hei­mer haben könn­ten. Für ihre Stu­die wer­te­ten sie Infor­ma­tio­nen einer bri­ti­schen Daten­bank mit Anga­ben zu 3,7 Mil­lio­nen Men­schen über 40 Jahre aus. Fazit: Das Risiko, in einem Zeit­raum von fünf Jah­ren an Alz­hei­mer zu erkran­ken, war bei Gicht-Pati­en­ten um 24 Pro­zent nied­ri­ger als bei jenen, die nicht an Gicht lit­ten; andere Risi­ko­fak­to­ren wur­den her­aus­ge­rech­net. Bestimmte Eigen­schaf­ten der Harn­säure könn­ten – so die Ver­mu­tung der Wis­sen­schaf­ter – das Gehirn schüt­zen.
APA/​Annals of the Rheu­ma­tic Diseases

Implan­tier­bare Defis: Prä­ven­tion bei mäßi­ger Herzinsuffizienz

For­scher der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Innere Medi­zin II an der Med­Uni Wien konn­ten in Zusam­men­ar­beit mit der Van­der­bilt Uni­ver­sity (Bethesda, USA) in einer Stu­die bele­gen, dass implan­tier­bare Defi­bril­la­to­ren Pati­en­ten mit mäßi­ger Herz­in­suf­fi­zi­enz vor dem plötz­li­chen Herz­tod schüt­zen kön­nen. Im Rah­men der Stu­die wur­den Herz­mus­kel­schwä­che-Pati­en­ten mit unge­fähr­li­chen Herz­rhyth­mus­stö­run­gen unter­sucht. Stu­di­en­lei­ter Tho­mas Pezawa von der Med­Uni Wien dazu: „Die Anzahl der poten­ti­ell töd­lich ver­lau­fen­den Fälle ist viel häu­fi­ger als erwar­tet. Lei­der betrifft der plötz­li­che Herz­tod auch Pati­en­ten mit nur gering aus­ge­präg­ter Herz­mus­kel­schwä­che.“ Dem­nach wurde in den bis­her ver­wen­de­ten Risi­ko­be­wer­tun­gen die Gefähr­dung durch einen plötz­li­chen Herz­tod von Pati­en­ten mit mäßi­ger Herz­in­suf­fi­zi­enz offen­bar unter­be­wer­tet. Diese neuen Erkennt­nisse soll­ten künf­tig in eine neue Risi­ko­be­wer­tung für Per­so­nen mit nicht-ischä­mi­scher Herz­mus­kel­schwä­che ein­flie­ßen. Die Emp­feh­lung der Stu­di­en­au­toren, auch bei gering aus­ge­präg­ter Herz­mus­kel­schwä­che einen Defi­bril­la­tor zu implan­tie­ren, könnte einen Para­dig­men­wech­sel in der Behand­lung ein­lei­ten.
APA/​Circulation AE

Neue Soft­ware hilft Autismus-Patienten

Eine in der Brille inte­grierte Soft­ware erkennt Gesich­ter und zeigt im Dis­play der Brille an, ob jemand trau­rig, fröh­lich oder über­rascht schaut. Die von For­schern um Jens Gar­bas vom deut­schen Fraun­ho­fer-Insti­tut ent­wi­ckelte Brille soll Autis­ten die Erfas­sung von Emo­tio­nen des Gegen­übers erleich­tern. Dem­nach kön­nen sechs grund­le­gende Emo­tio­nen in etwa 90 Pro­zent der Fälle kor­rekt ange­zeigt wer­den.
APA

Lun­gen­kar­zi­nom: Sup­pres­sor-Gen entdeckt

Das Gen ZNF677 behin­dert offen­bar nicht­klein­zel­lige Lun­gen­kar­zi­nome. For­scher der Med­Uni Wien unter­such­ten dafür Tumor­ge­webe von 101 Pati­en­ten mit einem nicht­klein­zel­li­gen Lun­gen­kar­zi­nom und ver­gli­chen es mit gesun­dem Lun­gen­ge­webe der sel­ben Per­so­nen. Im Tumor­ge­webe war die­ses Gen still­ge­legt. Als Ursa­che nen­nen die For­scher DNA-Methy­lie­rung.
APA

Anti­bak­te­ri­elle Pro­dukte sind überflüssig

Anti­bak­te­ri­elle Pro­dukte wie Sprays, Rei­ni­gungs­gels oder Des­in­fek­ti­ons­tü­cher sind über­flüs­sig. Kei­nes von 24 unter­such­ten Pro­duk­ten biete Ver­brau­chern einen „hygie­ni­schen Vor­teil“. Im Gegen­teil: Einige Her­stel­ler ver­wen­de­ten in ihren Pro­duk­ten Ben­zal­ko­ni­um­chlo­rid. Die­ses könne zu Resis­ten­zen bei Pseu­do­mo­nas aeru­gi­nosa füh­ren.
APA


WHO warnt vor zu lau­ter Musik

Stu­dien zufolge ist fast die Hälfte der 12- bis 35-Jäh­ri­gen beim Musik­hö­ren oder beim Besuch von Clubs einer gefähr­li­chen Laut­stärke aus­ge­setzt, erklärte die WHO. Als kri­tisch gilt eine Laut­stärke von 85 Dezi­bel (mitt­le­rer Stra­ßen­ver­kehr) über mehr als acht Stun­den pro Tag oder von mehr als 100 Dezi­bel (Geräusch eines Press­luft­ham­mers) über mehr als 15 Minu­ten.
APA

WHO prä­sen­tiert neue Zucker-Richtlinie

Auch wenn die WHO beim Kon­sum von Zucker in Soft­ge­trän­ken oder ver­ar­bei­te­ten Lebens­mit­teln ihre Ober­grenze von zehn Pro­zent der täg­lich kon­su­mier­ten Kalo­rien nicht auf­hebt, so emp­fiehlt sie in ihrer aktu­el­len Richt­li­nie eine Sen­kung auf fünf Pro­zent. Das ent­spricht einer Menge von etwa 25 Gramm Zucker oder sechs Tee­löf­feln. Die WHO-Richt­li­nie bezieht sich nicht auf den natür­li­chen, in fri­schem Obst oder in Milch vor­kom­men­den Zucker. Es gebe keine Beweise für des­sen Schäd­lich­keit. Hin­ge­gen könnte eine Dose Limo­nade allein 40 Gramm Zucker ent­hal­ten; ein Ess­löf­fel Ket­chup ent­hält oft einen Tee­löf­fel Zucker. Mit die­ser neuen Richt­li­nie hofft die WHO, die glo­bal zuneh­men­den Pro­bleme durch Über­ge­wicht ein­däm­men zu kön­nen.
APA

AB0-inkom­pa­ti­ble Herz­trans­plan­ta­tion bei Säuglingen

Künf­tig sol­len am AKH Wien auch Blut­grup­pen-inkom­pa­ti­ble Herz­trans­plan­ta­tion bei Babys und Kin­dern durch­ge­führt wer­den; das erfor­der­li­che Behand­lungs­pro­to­koll wurde kürz­lich bei Euro­trans­plant ein­ge­reicht. Dabei arbei­ten die Wie­ner Exper­ten mit den Ent­wick­lern die­ser Methode von der kana­di­schen Uni­ver­si­tät Alberta unter der Lei­tung von Lori West eng zusam­men. Schon vor 19 Jah­ren wurde dort einem Emp­fän­ger mit Blut­gruppe 0 ein Baby­herz eines Spen­ders mit Blut­gruppe AB trans­plan­tiert. Mög­lich sind Trans­plan­ta­tio­nen von AB0-inkom­pa­ti­blen Spen­der­her­zen des­we­gen, weil die Anti­kör­per­pro­duk­tion gegen Blut­grup­pen-Anti­gene erst gegen Ende des ers­ten Lebens­jah­res reift. Dem­zu­folge könnte bereits Ende die­ses Jah­res ein Kind – sofern erfor­der­lich – eine sol­che Behand­lung erhal­ten. Wien wäre dann euro­pa­weit nach Mün­chen die zweite Ein­rich­tung, an der inkom­pa­ti­ble Herz­trans­plan­ta­tio­nen durch­ge­führt wer­den. Welt­weit gab es bis­lang ins­ge­samt rund 200 der­ar­tige Ein­griffe.
APA

Pro­sta­ta­kar­zi­nom: bes­sere Diagnosemöglichkeiten

Neue Ultra­schall­tech­ni­ken und der Ein­satz von Multi-Para­me­ter-MRT wäh­rend der Biop­sie ermög­li­chen das Erken­nen und die exakte Abgren­zung von Pro­stata-Tumo­ren. Die der­zeit ver­füg­ba­ren Mög­lich­kei­ten bie­ten laut Anwar R. Padhani vom Paul Strick­land Centre am Mount Ver­non Hos­pi­tal im bri­ti­schen Nor­thwood unbe­frie­di­gende Leis­tung. Der Experte beklagte am Euro­päi­schen Radio­lo­gen­kon­gress in Wien, dass „Män­ner mit Pro­sta­ta­krebs sowohl unter- als auch über­dia­gnos­ti­ziert sind“. Sei­ner Ansicht nach sei die Multi-Para­me­ter-MRT auf dem Weg, eine Schlüs­sel­rolle bei der Dia­gnose von Pro­sta­ta­kar­zi­no­men zu spie­len ebenso wie gezielte MRT-geführte Biop­sien von Läsio­nen. Die Erhal­tung von Gewebe durch aktive Über­wa­chung und fokale The­ra­pie werde ein wich­ti­ger Schritt gegen die Über­be­hand­lung von Pro­sta­ta­krebs sein.
APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2015