Aktion Regen: Wissen begreifbar machen

10.05.2015 | Horizonte

Mit leicht verständlichen Aufklärungsbehelfen wie etwa der Geburtenkontrollkette vermitteln „Rain Workers“ Informationen über Familienplanung, AIDS-Prävention und Frauengesundheit in Entwicklungsländern. Die von der Wiener Gynäkologin Maria Hengstberger ins Leben gerufene Initiative sucht interessierte Ärzte für die Mitarbeit.Von Alexandra Schlömmer

Die Geschichte der „Aktion Regen“ begann 1989 in Äthiopien: Maria Hengstberger betreute als Gynäkologin und Entwicklungshelferin für Karlheinz Böhm eine Gesundheitsstation seiner Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“. Da das Wissen über Verhütungsmethoden ebenso wie die Möglichkeiten, diese anzuwenden, gering war, kam es bei den Frauen in Äthiopien in viel zu kurzen Abständen zu Schwangerschaften. „Acht bis zehn Kinder pro Frau waren Normalität“, weiß Hengstberger. Als Hilfe zur Selbsthilfe entwickelte sie gemeinsam mit Frauen vor Ort die Geburtenkontrollkette.

Sie stellt den Zyklus der Frau dar, wobei jede Perle einen Tag des Zyklus symbolisiert. An der Farbe und der Form der Perlen – in der Mitte des Zyklus sind sie als kleine Babys dargestellt – erkennt man, ob es sich um einen fruchtbaren oder unfruchtbaren Tag handelt. Dies erfolgt mit Hilfe eines kleinen Plastikrings, der täglich eine Perle weiter gezogen wird. Durch die Babykette erhalten die Frauen somit mehr Bewusstsein für und Kontrolle über ihren Körper. Eine Broschüre für junge Frauen unterstützt die Aufklärung über den Zyklus. Die Mutterschutzuhr wiederum soll helfen, die dringend geforderten Abstände zwischen den Geburten einzuhalten und so die Müttersterblichkeit in den Entwicklungsländern einzudämmen. Hengstberger dazu: „Durch die Entwicklung unserer Aufklärungstools wie der Babykette, der Mutterschutzuhr oder des Girl’s Diary bringen wir Wissen in begreifbare Form, wodurch es den Menschen leichter zu vermitteln ist.“

Rain Worker sind es, die anhand dieser Behelfe Wissen über Familienplanung, HIV/AIDS-Prävention und Frauengesundheit vermitteln. Bei den Rain Workers handelt es sich vorwiegend um lokale Mitarbeiter von NGOs, die bereits im sozialen Bereich tätig sind. Sie haben Zugang zu den Menschen in ihrem Land und fungieren als kulturelle Brückenbauer.

Schwerpunkt: Ausbildung

Heute engagiert sich die „Aktion Regen“ in vielen Entwicklungsländern. Fünf Projekte zum Bau von Gesundheitsstationen wurden bisher durchgeführt: in Ruanda, in Äthiopien in Kooperation mit CARE Österreich, in Mexiko im Rahmen des Sozialprojekts „Centro Comunitario San Martin de Porres“, in Nicaragua sowie in Nordindien gemeinsam mit der Partnerorganisation Nishtha. Neben Projekten wie „Wärme für Sibirien“ hat sich die „Aktion Regen“ mehr und mehr auf die Aus- und Weiterbildung im medizinischen Bereich spezialisiert. Der Schwerpunkt dabei liegt auf der Ausbildung der „Rain Worker“. Entsprechende Projekte gibt es – in Zusammenarbeit mit mehreren Partnerorganisationen – in Kenia, Äthiopien, Tansania sowie Ruanda.

Der Verein selbst – er trägt das Österreichische Spendengütesiegel – finanziert sich zum größten Teil durch Spenden. Unter dem Motto „Biete Wissen gegen Spende“ versucht Maria Hengstberger, finanzielle Mittel aufzubringen, indem sie Vorträge hält. „Ich möchte allen Frauen eine sinnvolle Familienplanung ermöglichen. So sollen auch die närmsten Menschen, selbst wenn sie Analphabeten sind, Informationen und Wissen über den Zyklus und die fruchtbaren Tage einer Frau, aber auch Hygiene und Gesundheit erhalten“, wünscht sich Hengstberger.

Spendenkonto

Aktion Regen bei der „Erste Bank“
IBAN: AT30 2011 1000 0372 5200
BIC: GIBAATWW

www.aktion-regen.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2015