Turnus-Evaluierung: Tendenz: leicht positiv

25.10.2014 | Politik

Die Richtung stimmt, auch wenn es nach oben hin noch Luft gibt – so lässt sich das Ergebnis der dreijährigen Evaluierung über die Ausbildungsqualität im Turnus kurz zusammenfassen. Von Agnes M. Mühlgassner

Alois Alkin – er ist Leiter des Ärztlichen Qualitätszentrums in Linz – präsentierte kürzlich bei der Sitzung der Bundeskurie angestellte Ärzte in Wien die Ergebnisse der seit drei Jahren laufenden Evaluierung der Turnusärzte-Ausbildung. Als „erfreulich“ bezeichnet Alkin die hohen Beteiligungsquoten: Haben doch immerhin 46 Prozent aller Turnusärzte (4.069 von 8.809 eingeladenen) daran teilgenommen. Im Zuge von 157 Remindern (Wiedereinladungen) wurden rund 38.000 Mails ausgeschickt; hier liegt die Teilnahmequote sogar bei 83,5 Prozent, was Alkin als „sensationell“ einstuft.

Die Datenfülle ist ansehnlich: Mittlerweile gibt es bereits 9.256 Bewertungen von einzelnen Abteilungen; bei 546 von ihnen mehr als fünf Bewertungen, was dann letztlich eine Auswertung ermöglicht. Und die Zahl der auswertbaren Abteilungen steigt weiter: Seit August 2014 sind weitere 29 dazu gekommen; weitere 45 Abteilungen haben bereits vier Bewertungen. „Die Sicherheit ist derzeit schon sehr hoch“, sagt Alkin.

Bei einer der Hauptbewertungsfragen – wie die Turnusärzte die Qualität ihrer Ausbildung beurteilen – verbesserte sich der Wert von 2,77 im Jahr 2011 (auf einer fünfteiligen Skala analog dem Schulnotensystem) auf 2,66 in der Periode 2013/2014. „Eine signifikante Verbesserung im Bundesdurchschnitt“, wie Alkin betont. Burgenland, Tirol, Oberösterreich und Wien haben sich „signifikant“ (Alkin) verbessert.

Fächerbeurteilung & Lehrpraxen

Was nun die Fächerbeurteilung anlangt, so seien es „ein paar wenige Fächer, die ganz schlecht bewertet werden“. Es sind dies Gynäkologie und Geburts- hilfe, Chirurgie („bei beiden war das auch schon vor drei Jahren so“) und Nuklearmedizin. Ganz klar besser bewertet werden hingegen Lehrpraxen: Hier liegt die Beurteilung zwischen 1,23 und 1,76.

Im Zuge der Erhebung wurden auch die „Top Ten“, die zehn wichtigsten Einzelparameter, die die Gesamtzufriedenheit bei der Beurteilung der Ausbildungsqualität am meisten beeinflussen, ermittelt. Es sind: die Umsetzung eines guten Ausbildungskonzepts, Erreichbarkeit und Unterstützung durch die Stamm-Mannschaft, aktive Teilnahme an Stationsbesprechungen, selbstständig Untersuchungen durchführen können, das Bemühen des Ausbildungsverantwortlichen um die Ausbildung, wenig Zeitaufwand für nicht-ärztliche Tätigkeiten, ärztliche Gespräche mit dem Patienten führen können, Ambulanztätigkeit unter Anleitung, Teilnahme am Bedside- Teaching sowie abteilungsspezifische Untersuchungen durchführen können.

Auch beim Vorhandensein von Ausbildungskonzepten zeigt sich leicht steigende Tendenz. Im Periodenvergleich (2011 bis 2014) ist die Quote von 40 auf 42 Prozent gestiegen. Steigerungen gibt es vor allem in Tirol, Oberösterreich, Salzburg und dem Burgenland – auch in Vorarlberg, wo es schon zuvor hohe Quoten gab.

Interview – Karlheinz Kornhäusl

„Befriedigend ist unbefriedigend“

Das Ziel hat sich Karlheinz Kornhäusl, Obmann der Bundessektion Turnusärzte in der ÖÄK, hoch gesteckt: Er will Jungärzte in Österreich halten. Wie das gelingen soll, erklärt der stellvertretende Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte im Gespräch mit Agnes M. Mühlgassner.

ÖÄZ: Die Ausbildungsqualität beurteilen Österreichs Turnusärzte und Turnusärztinnen durchschnittlich mit 2,66 – ein Wert, mit dem man zufrieden sein kann?
Kornhäusl: Ich bin sehr stolz, denn es hat sich einiges gebessert bei der Turnusärzteausbildung, nicht zuletzt aufgrund unserer bundesweiten Aktivitäten, wozu auch die Landesärztekammern enorm beigetragen haben. Rundet man diesen Wert auf, kann man sagen: ein glattes Befriedigend. Für mich ist ein Befriedigend dennoch noch unbefriedigend, denn wir wollen in Österreich bei der Turnusärzteausbildung vorne liegen. Wobei man aber schon dazu sagen muss: Im Vergleich zu vor zwei Jahren haben wir uns verbessert.

Welches Ergebnis ist besonders markant?
Die Lehrpraxis ist in ganz Österreich mit einem „Sehr gut“ beurteilt worden – besser geht es gar nicht. Die verpflichtende Lehrpraxis vorerst einmal für sechs Monate hat ja in der neuen Ärzte Ausbildungsordnung auch ihren Niederschlag gefunden. Es gibt einen großen Wermutstropfen dabei: Die Finanzierung ist noch immer nicht gesichert. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass die Gesundheitsministerin alles daran setzen wird, eine öffentliche Finanzierung der Lehrpraxis umzusetzen. Die Kosten für die bundesweite Umsetzung betragen 15 Millionen Euro. Das ist eine lächerliche Summe im Vergleich zu anderen Dingen, die in diesem Land passiert sind. Es ist ein Auftrag an die Politik, das sicherzustellen.

Wenn Sie drei Dinge bei der Ausbildung sofort ändern könnten, welche wären das?
Erstens: weg mit allen nicht-ärztlichen Tätigkeiten von Turnusärzten. Zweitens: weg mit der überbordenden Bürokratie und drittens: hin zum Patienten.

Was ist das Ziel all Ihrer Bemühungen um eine bessere Ausbildungsqualität?
Ich habe eine ganz klare Vision und das ist der Auftrag, den die in diesem System Verantwortlichen haben: und zwar die Politik und die Krankenhausträger. Es geht darum, entsprechende Bedingungen zu schaffen, dass kein junger Arzt mehr Österreich verlassen muss, weil er sagt: Hier bekomme ich nicht die entsprechende Ausbildung, die ich brauche. Es muss unser höchstes Ziel sein, die jungen Kollegen im Land zu halten. Die teuerste Ausbildung an den Hochschulen in Österreich ist jene zum Mediziner und im Anschluss verliert man sie ans Ausland. Das ist grotesk. Wir müssen uns bemühen, mit einer besseren Ausbildungsqualität die jungen Kollegen wieder nach Österreich zu bekommen. Geld ist zwar ein wichtiger Faktor, aber eben nicht der einzige.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2014