kurz & informativ: Politische Kurzmeldungen

10.11.2014 | Politik

ÖÄK: übererfüllte Kassen-Sparziele verlängern Wartezeiten

Dass die Krankenkassen ihre Sparziele übererfüllt haben, habe die Entwicklung der ambulanten Versorgung massiv gebremst, wie ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger kürzlich kritisierte. „Mit nur einem Drittel des von den Krankenkassen erreichten SparzielÜberschusses könnte man mehr als die dringend benötigten 1.300 neuen Kassenstellen finanzieren.“ – wie es die ÖÄK schon seit Jahren fordert. Bekanntlich haben die Krankenkassen von 2010 bis 2013 drei Milliarden Euro eingespart – gefordert war jedoch nur ein Kostendämpfungsvolumen von 1,725 Milliarden Euro. Würden die Kassenstellen aufgestockt, ließen sich Wartezeiten abbauen und der Zustrom in die Spitalsambulanzen könnte gebremst werden, betonte Wechselberger. Und weiter: „Die Rechnung ist einfach: mehr Arztstellen bedeutet mehr medizinische Versorgungsleistung – und zwar dort, wo die Menschen sie brauchen.“ Dabei müssten die Kassenstellen aber auch für Ärzte attraktiv sein und sich wirtschaftlich rechnen: So seien flexiblere Arbeitszeitmodelle und Zusammenarbeitsformen sowie neue Leistungskataloge notwendig.


Uni-Projekt: Ärzte in Österreich 1938-1945

Ärzte und Ärztinnen in Österreich 1938-1945. Entrechtung, Vertreibung, Ermordung“ – unter diesem Titel will die Universität Wien u.a. mit Unterstützung der Ärztekammer Wien die Biographien von Ärzten erfassen, die Opfer dieser Zeit waren. 1938, nachdem die „erfolgreiche Entjudung des Ärztestandes“ in Österreich verkündet wurde, sank die Zahl der praktizierenden Ärzte von mehr als 5.000 auf weniger als 2.000 (Abb.: Karteikarten der Wiener Ärztekammer). Ein „Kahlschlag“, wie Projektleiterin Univ. Prof. Ilse Reiter-Zatloukal vom Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien betonte. Obwohl erst im Jahr 1900 Frauen zum Medizinstudium zugelassen wurden, seien rund 16 Prozent der Betroffenen weiblich. Mittlerweile – zur Halbzeit des Projekts – zählt die Datenbank 3.555 Einträge. Da mit rund 4.000 Opfern gerechnet wird, werden weiterhin Zeitzeugen und Angehörige gesucht. Kontakt: Barbara Sauer/ Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien; E-Mail: barbara.sauer@univie.ac.at; https://drmed1938.univie.ac.at

Frankreich: Gesetz gegen Komasaufen

Frankreich will das Komasaufen von Minderjährigen per Gesetz bekämpfen. Wer Minderjährige „direkt zu einem exzessiven Alkoholkonsum“ verleitet, dem drohen künftig bis zu einem Jahr Haft und 15.000 Euro Geldbuße. Wie Gesundheitsministerin Marisol Touraine erklärte, wolle man „der Trunkenheit, die den Jugendlichen so sehr schadet, ein Ende bereiten“.

Großbritannien: ungetestete Medikamente für Schwerkranke

In Großbritannien sollen sterbenskranke Patienten – etwa Karzinompatienten – künftig unter bestimmten Umständen mit ungetesteten Medikamenten behandelt werden. Von einem entsprechenden Gesetzesentwurf berichtete eine britische Tageszeitung. Voraussetzung:m andere Therapien müssen ausgeschöpft sein und der Patient der experimentellen Behandlung zustimmen.

Südchina: schwerer Ausbruch von Dengue-Fieber

Die südchinesische Provinz Guangdong erlebt mit 6.000 Infektionen den seit zehn Jahren schwersten Ausbruch von Dengue-Fieber. Allein in der Provinz-Hauptstadt Guangzhou gab es 5.190 Fälle; zwei Menschen starben. Heuer haben hohe Temperaturen und starke Regenfälle die Population der Überträger-Mücken verfünffacht. Die WHO schätzt, dass es jährlich 50 bis 100 Millionen Fälle von Dengue-Fieber gibt.

Peking: zweithöchste Alarmstufe wegen Smogs

Peking erlebt den schlimmsten Smog seit acht Monaten; deswegen musste unlängst an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die zweithöchste Alarmstufe „Orange“ ausgerufen werden. Die Schadstoffwerte überstiegen das 15-Fache des Grenzwerts der WHO (Weltgesundheitsorganisation). Die 20 Millionen Einwohner wurden aufgefordert, Atemmasken zu tragen oder im Haus zu bleiben; Autobahnen waren gesperrt.

Steiermark: 1.166 weiße Kittel gegen die Ärzteflucht

Ärzteflucht – wir stoppen sie!“ – unter diesem Motto wurden kürzlich 1.166 weiße Arztkittel am Grazer Hauptplatz aufgestellt, um auf die vielen Ärzte aufmerksam zu machen, die die steirischen Spitäler verlassen haben. 410 Ärzte sind vom Spital in eine Wahlarztpraxis gewechselt; 407 Fachärzte und 349 Turnusärzte haben in den Jahren 2010 bis 2014 entweder die Steiermark verlassen oder überhaupt den Arztberuf aufgegeben. Mit dem neuen Dienst- und Besoldungsrecht für Spitalsärzte, das ab 1. Jänner 2015 gilt, und „mit gemeinsamen Kräften“ von Land, KAGes (Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft) und Ärztekammer soll sich dies ändern, wie Gesundheitslandesrat Christopher Drexler betonte. Auch Herwig Lindner, Präsident der Ärztekammer Steiermark, betonte die „gemeinsamen Bemühungen von Land, KAGes und Ärztekammer und die massiven Anstrengungen, die Ärzteflucht zu stoppen“. Der Kurienobmann der Angestellten Ärzte der Ärztekammer Steiermark, Martin Wehrschütz, wiederum verwies auf die Notwendigkeit eines „Lebensmodells Spitalsarzt“: Diese reicht von guten Ausbildungsbedingungen über Karriereangebote bis hin zu international wettbewerbsfähigen Einkommen.

Umfrage bestätigt: Hausarzt von zentraler Bedeutung

Der Hausarzt ist der zentrale Ansprechpartner – das ist eines der wichtigsten Ergebnisse einer Umfrage zum „Image der Hausärzte in der österreichischen Gesellschaft“. Im Auftrag der Ärztekammer Wien wurden im Juni dieses Jahres 1.000 Personen telefonisch vom Marktforschungsinstitut ecoquest befragt. Die medizinische Versorgung erachten 42 Prozent als ausreichend; für ein Fünftel der Befragten ist sie nicht ausreichend. Wobei man hier zwischen dem großstädtischen Raum (für 14 Prozent ist die Versorgung nicht ausreichend) und ländlichen Regionen unterscheiden muss: In Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern sagt immerhin jeder Vierte, dass die medizinische Versorgung verbesserungswürdig sei. Drei Viertel der Befragten erklärten, dass es mehr Hausärzte geben sollte. Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer, sieht darin eine „Bestätigung“, dass die Menschen „einen Hausarzt wollen und eine Hausarzt-zentrierte Versorgung“. Dabei gehe es um eine Situation des Vertrauens und um menschliche Betreuung. Um dies auch gewährleisten zu können, seien jedoch „dringend“ mehr Ärzte mit Kassenvertrag notwendig, so der Kurienobmann. Obwohl die Bevölkerung zunehme, gebe es österreichweit derzeit rund 900 Kassenvertragsärzte weniger als im Jahr 2000. Das unterstreiche die ÖÄK-Forderung nach 1.300 zusätzlichen Kassenordinationen, um eine angemessene niederschwellige Versorgungsdichte zu erreichen. Leider sei für viele Jungärzte die Kassentätigkeit mit den mangelnden Möglichkeiten der Zusammenarbeit, dem überholten Leistungskatalog, der Honorargestaltung und der enormen Bürokratie keine Option mehr. „Die Folgen einer verfehlten Gesundheitspolitik“ der letzten Jahre, so das Resümee von Steinhart.


Hauptverband: McDonald neuer Vorsitzender

Peter McDonald wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger gewählt. McDonald – er war bislang stellvertretender Obmann der SVA (Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft) – folgt damit auf Hans Jörg Schelling, der zum Finanzminister ernannt wurde. Der 41-jährige McDonald ist seit 2011 im Hauptverband als stellvertretender Vorsitzender der Trägerkonferenz tätig; außerdem ist er seit 2009 Direktor des Österreichischen Wirtschaftsbundes.

Achtung: Internetbetrüger kontaktieren Ordinationen

Als Microsoft-Mitarbeiter geben sicher derzeit Internetbetrüger aus und kontaktieren Ordinationen auf Englisch. Sie erklären, Fernwartungen (remote control) an den Computern durchführen zu müssen. Folgt man den Anweisungen, können die Betrüger die Kontrolle über den PC übernehmen und es wird ein Geldbetrag – per Überweisung oder Bekanntgabe der Kreditkarten-Daten – für die Wartung verlangt. Hat der Täter einmal vollen Zugriff auf den PC, kann er jegliche gespeicherte Daten nutzen. Seriöse Unternehmen würden nie von sich aus Fernwartungen einfordern. Im Falle solcher Anrufe wird geraten, das Gespräch sofort zu beenden und sich in Schadensfällen an die Polizei zu wenden.

IT-Folder Datensicherheit

Dieser Ausgabe der ÖÄZ ist ein Folder der Bundeskurie niedergelassene Ärzte beigelegt, der in insgesamt acht Kapiteln einen kurzen Überblick über die Datensicherheit in Ordinationen geben soll. E-Health kann – richtig gemacht – die Qualität in der medizinischen Betreuung erhöhen und Ärztinnen und Ärzten mehr Zeit geben, sich um Patienten zu kümmern. Durch E-Health kann der Grad an Informiertheit steigen, entstehende Daten sind sicher – oder sollten es zumindest sein – und können durch alle Beteiligten abgerufen werden. Die Bundeskurie niedergelassene Ärzte bemüht sich seit Jahren, den Ärztinnen und Ärzten verlässliche und neutrale Informationen zu Kommunikationstechnologien im Gesundheitsbereich zur Verfügung zu stellen. Sachlich und kompetent sollen die Ärzte in den Ordinationen dabei unterstützt werden, die Chancen von E-Health zu nutzen und für die Patienten sinnvoll und gewinnbringend einzusetzen. Durch den schnell anwachsenden Umfang des Fachgebietes und die enorme Dynamik des Wissens und der Methoden sind allerdings die Risiken, die E-Health mit sich bringt, für Personen, die nicht aus dem IT-Bereich stammen, oft nur schwer einschätzbar. Einerseits sind gesetzliche Grundlagen zu beachten – diese gelten nicht nur für Ordinationen, haben hier jedoch wegen der Sensibilität der Gesundheitsdaten ganz besondere Bedeutung. Andererseits sollen die aufgewendeten Mittel möglichst effizient eingesetzt und der maximale Nutzen aus der EDV-Anlage gezogen werden. Tipp: Die „12 Regeln zur Datensicherheit“ stehen auch unter www.aerztekammer.at/arztsoftware zum Download zur Verfügung und sind auch bei den Landesärztekammern erhältlich.

Vorarlberg: erstes stationäres Hospiz ab 2016

Aus dem Sanatorium Mehrerau wird bis 2016 das erste stationäre Hospiz in Vorarlberg entstehen; Betreiber der um zwei Millionen Euro umgebauten Einrichtung mit zehn Betten wird die Caritas. Die Auslastung des Sanatoriums war nicht mehr ausreichend: 85 Prozent der durchgeführten Operationen können auch tagesklinisch erfolgen. Für jene 8,5 Prozent der Eingriffe, die stationär erfolgen müssen, gibt es Kapazitäten in den Landeskrankenhäusern, erklärte der zuständige Gesundheitslandesrat Christian Bernhard. Die 52 Mitarbeiter des Sanatoriums könnten in den Landeskrankenhäusern angestellt werden; dort könnten auch die niedergelassenen Ärzte, die als Belegärzte im Sanatorium tätig waren, künftig operieren. Die Umstrukturierung wird sukzessive erfolgen; bis Anfang April 2015 wird das Sanatorium als Beleg- und Transferkrankenhaus geführt, Mitte 2015 startet der Umbau. Das Hospiz soll 2016 seinen Betrieb aufnehmen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2014