kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

15.12.2014 | Medizin

Vit­amin D stei­gert Testosteronproduktion 

Vit­amin D kann die Pro­duk­tion von Tes­to­ste­ron signi­fi­kant erhö­hen. Außer­dem beein­flusst es die mRNA-Expres­sion von Enzy­men zur Bil­dung der männ­li­chen Sexu­al­hor­mone. In einer Labor­stu­die haben For­scher der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz männ­li­che Hoden­zel­len iso­liert; im Labor wurde eine hohe Dosis Vit­amin D3 (1,25-Dihydroxy-Vitamin D3) zuge­ge­ben. Bei der Unter­su­chung hat sich dar­auf­hin gezeigt, dass durch die Gabe von Vit­amin D3 die Expres­sion von 63 Genen ver­än­dert wurde. Spe­zi­ell bei den Genen, die für die Pro­duk­tion der männ­li­chen Sexu­al­hor­mone rele­vant sind, wurde eine Hoch­re­gu­lie­rung fest­ge­stellt.
APA/​Journal of Cli­ni­cal Endo­cri­no­logy and Metabolism

Ende eines Lebens­jahr­zehnts: radi­ka­le­res Verhalten

Am Ende eines Lebens­jahr­zehnts nei­gen Men­schen dazu, inten­si­ver über ihr Leben nach­zu­den­ken und in der Folge – im Posi­ti­ven wie Nega­ti­ven – radi­ka­les Ver­hal­ten aus­zu­le­ben. Das haben US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher um Adam Alter von der New York Uni­ver­sity und Hal Hersh­field von der Uni­ver­sity of Cali­for­nia in Los Ange­les in sechs Stu­dien her­aus­ge­fun­den. Zunächst befrag­ten sie mehr als 42.000 Erwach­sene zwi­schen 25 und 64 Jah­ren aus 100 Län­dern, wie oft sie über den Sinn ihres Lebens nach­dach­ten; diese Ant­wor­ten setz­ten sie mit dem Alter in Ver­bin­dung. Jene, die 29, 39 oder 49 Jahre alt waren dach­ten beson­ders häu­fig daran. In einer zwei­ten Stu­die soll­ten 337 Pro­ban­den an die Nacht vor ihrem nächs­ten run­den Geburts­tag den­ken; allein die Vor­stel­lung machte sie nach­denk­li­cher. In den Stu­dien drei und vier wer­te­ten sie die Daten aus einem Sei­ten­sprung-Por­tal sowie dem Sui­zid-Regis­ter der USA aus; es fan­den sich über­durch­schnitt­lich viele Per­so­nen unmit­tel­bar vor einem „run­den Geburts­tag“. Auch pro­duk­tive Ver­hal­tens­wei­sen neh­men zu: So waren etwa die Lauf­zei­ten der Teil­neh­mer eines Mara­thons am Ende einer Dekade bes­ser als in den bei­den Jah­ren zuvor oder danach. Dies deute dar­auf hin, dass die Betrof­fe­nen beson­ders hart trai­niert hät­ten und beson­ders moti­viert seien. Fazit der Autoren: Men­schen, die sich am Ende einer Lebens­de­kade befin­den, suchen ver­stärkt nach einer Bedeu­tung des Lebens.
APA/​Proceedings

Mensch und Maus: DNA sub­stan­ti­ell verschieden

Gen­ex­pres­sion und regu­la­to­ri­sche Pro­gramme wei­chen bei Men­schen und Mäu­sen „sub­stan­ti­ell“ von­ein­an­der ab. Inter­na­tio­nale For­scher haben eine „Enzy­klo­pä­die der DNA-Ele­mente bei Mäu­sen“ erstellt und mit der vor­han­de­nen „Enzy­klo­pä­die der mensch­li­chen DNA-Ele­mente“ (ENCODE) ver­gli­chen. Der Kern der Pro­gramme und die Netz­werke der Tran­skrip­ti­ons­fak­to­ren sind aber ver­gleich­bar.
UniWien/​Nature

Leber­zell­kar­zi­nom: för­dern­der Fak­tor entdeckt

For­scher der Med­Uni Wien haben ent­deckt, dass die Rezep­tor-Tyro­ki­nase AXL die Ent­ste­hung und das Fort­schrei­ten von Leber­zell­kar­zi­no­men för­dert. Die Akti­vie­rung von AXL führt zur Umschal­tung von Signal­we­gen und unter­stützt kan­ze­ro­gene Pro­zesse; AXL bremst die krebs­hem­mende Wir­kung von TGF-beta. Bei mehr als 50 Pro­zent der Pati­en­ten mit Leber­zell­kar­zi­nom ist AXL akti­viert.
APA

Scha­den 3D-Video­spiele Kindern?

Die fran­zö­si­sche Gesund­heits­auf­sicht rät von 3D-Tech­no­lo­gie – vor allem bei Video­spie­len und Bild­schir­men – für unter Sechs­jäh­rige ab. Bei Kin­dern seien die gesund­heit­li­chen Fol­gen schwer­wie­gen­der als bei Erwach­se­nen, da ihre Augen noch im Ent­wick­lungs­sta­dium seien. Beim Betrach­ten von 3D-Medien komme es zu einem Kon­flikt bei der Brech­wert-Anpas­sung und zur Irri­ta­tion der opti­schen Wahr­neh­mung.
APA

Oxy­to­cin hilft gegen Ängste

Oxy­to­cin kann hel­fen, Ängste zu bewäl­ti­gen: Es hemmt das Furcht­zen­trum und lässt Angst­reize abklin­gen. Deut­sche For­scher zeig­ten in einer Stu­die 62 Män­nern Bil­der, die mit Angst­er­fah­run­gen ver­knüpft waren; eine Gruppe bekam Oxy­to­cin, die andere Pla­cebo. Gemes­sen wurde der Angst­schweiß; ebenso wur­den Hirn­scans aus­ge­wer­tet. Unter Oxy­to­cin klingt die Erwar­tung eines Angst­er­eig­nis­ses stär­ker ab als ohne.
APA/​Biological Psychiatry

COPD: künst­li­che Beatmung erhöht Lebenserwartung 

Durch eine The­ra­pie in Form von künst­li­cher Beatmung kann die Lebens­er­war­tung bei Pati­en­ten, die an COPD lei­den, erhöht wer­den. In einer Stu­die an 36 Beatmungs­zen­tren in Deutsch­land und Öster­reich wur­den 195 sta­bile Pati­en­ten mit erhöh­ten CO2-Wer­ten im Blut ent­we­der in der Nacht nicht-inva­siv beatmet oder regel­mä­ßig kon­trol­liert. Die künst­li­che Beatmung bewirkte eine Nor­ma­li­sie­rung der CO2-Werte. „Pati­en­ten mit Beatmung hat­ten eine höhere Lebens­qua­li­tät sowie eine bes­sere Leis­tungs­fä­hig­keit und nur zwölf Pro­zent ver­star­ben inner­halb eines Jah­res“, fasst Syl­via Hartl, Past-Prä­si­den­tin der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Pneu­mo­lo­gie (ÖGP), die Ergeb­nisse zusam­men. Ohne Beatmung lag die Sterb­lich­keit unter den glei­chen Umstän­den bei 33 Pro­zent; auch die Lebens­qua­li­tät war deut­lich schlech­ter als in der Ver­gleichs­gruppe. Hartl dazu: „Die Ergeb­nisse sind bahn­bre­chend, weil es die erste Stu­die welt­weit ist, die eine lebens­ver­län­gernde The­ra­pie für diese schwer­kran­ken Men­schen nach­wei­sen konnte.“
APA/​Lancet Respi­ra­tory Medicine

Myo­kard­in­farkt: Enzym als Begleittherapie

Die Glutat­hion S‑Transferase 1 (GSTP1) kann das Aus­maß von Myo­kard­in­fark­ten redu­zie­ren und nach­fol­gende Herz­in­suf­fi­zi­enz ver­hin­dern. Das haben Wis­sen­schaf­ter der Med­Uni Wien sowie der Uni­ver­si­tät Mün­chen im Tier­ver­such ent­deckt. Sie führ­ten bei Rat­ten in einem Modell einen künst­li­chen Herz­in­farkt her­bei, der in der Folge eine Herz­in­suf­fi­zi­enz bewir­ken sollte. Der Grad der Insuf­fi­zi­enz wurde per MRT bestimmt; gleich­zei­tig erfolgte die Gabe von GSTP1. Die For­scher stell­ten fest, dass eine ein­zige Dosis GSTP1 das Aus­maß des Infark­tes, den pro­gram­mier­ten Zell­tod sowie die Pro­duk­tion von meh­re­ren schäd­li­chen kör­per­ei­ge­nen Neu­ro­trans­mit­tern redu­ziert hatte. Offen­bar wirkt GSTP1 schüt­zend auf Herz­zel­len, indem es die Apo­ptose nach Schä­di­gun­gen ver­hin­dert und auch anti­ent­zünd­lich wirkt: je höher die Kon­zen­tra­tion im Blut, umso bes­ser. Auch star­ben weni­ger Ver­suchs­tiere an Herz­in­suf­fi­zi­enz; die Herz­funk­ti­ons-Para­me­ter waren bes­ser. Fazit der For­scher: „GSTP1 könnte eine neue und schüt­zende Begleit­stra­te­gie für Pati­en­ten mit Myo­kard­in­farkt bedeu­ten.“ Für eine Rou­ti­ne­an­wen­dung sind aber noch alle Stu­fen von kli­ni­schen Stu­dien an Pati­en­ten nötig.
APA/​Journal of Car­diac Failure

Früh­ge­burt: häu­figste Todes­ur­sa­che bei Kleinkindern

Erst­mals in der Geschichte sind Früh­ge­bur­ten und ihre Fol­gen die häu­figste Todes­ur­sa­che bei Klein­kin­dern. 2013 star­ben des­we­gen 1,1 Mil­lio­nen der schät­zungs­weise ins­ge­samt 6,3 Mil­lio­nen Klein­kin­der daran; das sind täg­lich mehr als 3.000 Kin­der. Das haben For­scher um Robert Black von der Johns Hop­kins Bloom­berg School of Public Health in Bal­ti­more (US-Bun­des­staat Mary­land) her­aus­ge­fun­den. 965.000 von ihnen – und damit der Groß­teil – über­lebte die ers­ten vier Wochen nicht. Somit ster­ben mehr Klein­kin­der auf­grund der Früh­ge­burt­lich­keit als durch Lun­gen­ent­zün­dun­gen (935.000) und Geburts­kom­pli­ka­tio­nen (720.000). Auf­grund von Früh­ge­burt­lich­keit ster­ben die meis­ten Kin­der in Indien (361.600), gefolgt von Nige­ria und Paki­stan. Pro­zen­tual am stärks­ten betrof­fen ist Maze­do­nien: Bei 51 Pro­zent der Klein­kind-Tode sind Früh­ge­bur­ten die Ursa­che, gefolgt von Slo­we­nien (47,5 Pro­zent) und Däne­mark (43 Pro­zent). Welt­weit liegt der Durch­schnitt bei 17,4 Pro­zent. Wäh­rend die Kin­der­sterb­lich­keit ins­ge­samt stark gesun­ken ist – von 76 von 1.000 lebend gebo­re­nen Kin­dern 2000 auf 46 im Jahr 2013 -, ging die Sterb­lich­keit bei Früh­ge­bur­ten welt­weit nur um zwei Pro­zent zurück. Die Zahl der Früh­ge­bur­ten steigt im welt­wei­ten Schnitt sogar: Mehr als eines von zehn Babys ist eine Früh­ge­burt.
APA/​The Lancet

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 23–24 /​15.12.2014