neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.09.2014 | Medizin

Gehirn­atro­phie durch Typ 2‑Diabetes

Je län­ger jemand an Typ 2‑Diabetes lei­det und je höher der Blut­zu­cker­spie­gel war, umso klei­ner ist das Gehirn der Betrof­fe­nen. Zu die­sem Ergeb­nis kommt das Team um Nick Bryan von der Perel­man School of Medi­cine in Phil­adel­phia (USA) nach der Unter­su­chung von mehr als 600 Pati­en­ten. Dabei wurde die Größe des Gehirns mit­tels Kern­spin sowie der Nüch­tern Blut­zu­cker­spie­gel gemes­sen. Die Atro­phie war dabei vor­wie­gend in der grauen Sub­stanz zu erken­nen. Auf zehn Jahre gese­hen ver­lo­ren Typ 2‑Diabetiker durch­schnitt­lich 4,28 von 463,9 Kubik­zen­ti­me­ter an grauer Hirn­sub­stanz, was einer beschleu­nig­ten Alte­rung ent­spricht. Bei der Unter­su­chung zu Beginn wie­sen die Teil­neh­mer mit bes­se­ren Blut­zu­cker­wer­ten die gerings­ten Ein­bu­ßen bei den Ner­ven­zel­len auf: Pro 50 Ein­hei­ten weni­ger Blut­zu­cker stieg das Gehirn­vo­lu­men der grauen Sub­stanz um 2,65 Kubik­zen­ti­me­ter. Die Atro­phie selbst kann nicht aus­schließ­lich durch eine früh­zei­tige Athero­skle­rose bedingt sein. „Sie ist eher auf eine direkte Schä­di­gung der Hirn­zel­len zurück­zu­füh­ren, wie sie auch bei dege­ne­ra­ti­ven Erkran­kun­gen wie Mor­bus Alz­hei­mer auf­tritt“, erklärt dazu Andreas Frit­sche vom Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Tübin­gen.
APA

Bis­phe­nol A: Risi­ko­fak­tor für Lebensmittelallergien

Eine Ver­bin­dung zwi­schen Nah­rungs­mit­tel­un­ver­träg­lich­keit bei Tie­ren und Bis­phe­nol A konn­ten Eric Hou­deau und Mit­ar­bei­ter an der Lebens­mit­tel­to­xi­ko­lo­gie vom Insti­tut Natio­nal de la Recher­che Agro­no­mi­que (INRA) in Tou­louse fest­stel­len. Im Tier­ver­such erhiel­ten zwei Grup­pen von träch­ti­gen Rat­ten unter­schied­li­che Dosen von Bis­phe­nol A. Rat­ten, deren Müt­ter der Sub­stanz aus­ge­setzt waren, ent­wi­ckel­ten spä­ter eine All­er­gie gegen ein Pro­tein, mit dem sie anschlie­ßend gefüt­tert wur­den. Dabei zeigte sich, dass der Effekt der ver­ab­reich­ten Dosen (0,5; 5 und 50 ug/​kg Kör­per­ge­wicht) auf das Immun­sys­tem bei einer gerin­gen Dosis Bis­phe­nol A sogar stär­ker war. Nach Ansicht der Wis­sen­schaf­ter sei des­we­gen der von der Euro­päi­schen Behörde für Lebens­mit­tel­si­cher­heit (EFSA) zuletzt ver­an­schlagte Wert von täg­lich fünf Mikrogramm/​kg Kör­per­ge­wicht schwie­rig.
APA/​The Jour­nal of the Fede­ra­tion of Ame­ri­can Socie­ties for Expe­ri­men­tal Biology

Lunge: Infek­ti­ons­schutz entdeckt

Wis­sen­schaf­ter um Univ. Prof. Wer­ner Kle­petko vom AKH Wien haben in der Pleu­ra­f­lüs­sig­keit kör­per­ei­gene, anti­mi­kro­biell wir­kende Pep­tide (AMPs) ent­deckt. Sie sind offen­bar Teil des ange­bo­re­nen Immun­sys­tems. Im Labor zeigte sich sowohl gegen gram-posi­tive (Sta­phy­lo­coc­cus aureus und Strep­to­kok­ken) als auch gegen gram-nega­tive Erre­ger (E. coli und Pseu­do­mo­nas aeru­gi­nosa) ein anti­mi­kro­biel­ler Effekt.
APA/​Annals of Tho­ra­cic Surgery

Astro­nau­ten haben Schlafmangel

Astro­nau­ten schla­fen durch­schnitt­lich knapp sechs Stun­den pro Nacht bei Shut­tle-Mis­sio­nen – zwei Stun­den weni­ger, als es die NASA vor­sieht. Mehr als drei Vier­tel der befrag­ten 85 Astro­nau­ten nah­men auf dem Flug Schlaf­ta­blet­ten. Als Gründe für den schlech­ten Schlaf ver­mu­ten die Wis­sen­schaf­ter unter ande­rem die Schwe­re­lo­sig­keit, Geräu­sche und das Kühl­sys­tem an Bord.
APA/​The Lan­cet Neurology

Nächt­li­cher Flug­lärm schä­digt Gefäße

Nächt­li­cher Flug­lärm erhöht laut For­schern der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Mainz das Risiko für Herz­in­farkte und Insulte. Bei 60 Pati­en­ten mit KHK wurde nachts Flug­lärm von 46 Dezi­bel (nied­rige Zim­mer­laut­stärke) simu­liert. Der Lärm schä­digte die Gefäße, obwohl die Pati­en­ten ihre Medi­ka­mente nah­men. Ursprüng­lich waren 100 Pro­ban­den vor­ge­se­hen; durch die ein­deu­ti­gen Ergeb­nisse wurde die Stu­die nicht fort­ge­setzt.
APA

Insu­lin­pumpe auch bei Typ 2‑Diabetes

Durch den Ein­satz von Insu­lin­pum­pen bei Typ 2- Dia­be­ti­kern im sehr fort­ge­schrit­te­nen Sta­dium der Erkran­kung und bei hohem Insu­lin­be­darf kommt es im Ver­gleich zu einer inten­si­vier­ten The­ra­pie zu einer deut­li­chen Sen­kung des HbA1c bei gleich­zei­tig redu­zier­tem Insu­lin­be­darf. Das wurde im Rah­men einer inter­na­tio­na­len Stu­die unter Betei­li­gung von Wie­ner Exper­ten her­aus­ge­fun­den.
APA/​Lancet

Tiefe Hirn­sti­mu­la­tion bei M. Par­kin­son mit Mini-Elektrode

Ärzte des Insel­spi­tals Bern und Inge­nieure der ETH Lau­sanne haben eine Mini-Elek­trode für die „Deep Brain Sti­mu­la­tion“ ent­wi­ckelt. Die bis­lang ein­ge­setz­ten Elek­tro­den haben wegen ihrer Größe oft zu große Hirn­re­gio­nen sti­mu­liert und dadurch Mus­kel­krämpfe aus­ge­löst. Die neue Elek­trode ist nur wenige Qua­drat-Mil­li­me­ter groß, weist drei selek­tiv akti­vier­bare Strom­kon­takte auf und sti­mu­liert gezielt jene Gehirn­re­gion, die für das Zit­tern bei M. Par­kin­son ver­ant­wort­lich ist. Die Elek­trode wurde bis­her ins­ge­samt 13 Pati­en­ten des Insel­spi­tals implan­tiert. Die Methode soll in einer grö­ße­ren, gesamt­eu­ro­päi­schen Stu­die wei­ter erforscht wer­den. Den Aus­sa­gen der Wis­sen­schaf­ter zufolge sei der Ein­satz der Mini-Elek­trode auch bei Tre­mor, Dys­to­nie, Epi­lep­sie oder psych­ia­tri­schen Erkran­kun­gen denk­bar.
APA/​Brain

Com­pu­ter­spiele erset­zen Antidepressiva

Durch wochen­lan­ges Com­pu­ter spie­len lebte eine Gruppe von 60- bis 89-Jäh­ri­gen, bei denen Anti­de­pres­siva nicht gehol­fen hat­ten, sicht­lich auf. Stu­dien hat­ten zuvor erge­ben, dass eine Min­de­rung der intel­lek­tu­el­len Fähig­kei­ten auch dazu führt, dass Anti­de­pres­siva nicht so gut wir­ken. For­scher aus den USA und China unter­such­ten elf Per­so­nen und ver­gli­chen die Ergeb­nisse des Com­pu­ter-Trai­nings­pro­gramms mit einer Gruppe von 33 älte­ren Per­so­nen – sie hat­ten Esci­talo­pram erhal­ten – aus einer ande­ren Stu­die. Fazit: Die Com­pu­ter-The­ra­pie war genau wirk­sam wie das Medi­ka­ment – „aber inner­halb von vier Wochen statt zwölf“, so die Autoren. Bei 72 Pro­zent bil­dete sich die Depres­sion kom­plett zurück, erklärte Co-Autorin Sarah Moimoto vom Insti­tut für Ger­ia­tri­sche Psych­ia­trie in New York. Außer­dem seien durch den Ein­satz des Com­pu­ter-Trai­nings Ent­schei­dungs­funk­tio­nen des Gehirns stär­ker ver­bes­sert wor­den als durch das Medi­ka­ment. Ursprüng­lich waren die Com­pu­ter­pro­gramme ent­wi­ckelt wor­den, um eine Theo­rie zu tes­ten, wonach das alternde Gehirn durch inten­sive Pra­xis rege­ne­riert wer­den kann, indem ver­lo­rene Lern­und Gedächt­nis­funk­tio­nen wie­der­ge­fun­den und Ent­schei­dungs­pro­zesse ver­bes­sert wer­den.
APA/​Nature Communications

Rau­chen schä­digt Baby-DNA

In einer Stu­die konn­ten Chris­tina Mar­ku­nas und ihre Kol­le­gen vom Natio­nal Insti­tute of Envi­ron­men­tal Health Sci­en­ces (For­schungs­cam­pus Tri­angle Park, USA) nach­wei­sen, dass Rau­chen sogar die DNA von Babys beein­flus­sen kann. Von den knapp 900 Müt­tern, die in die Stu­die auf­ge­nom­men wur­den, gaben 287 an, wäh­rend der Schwan­ger­schaft geraucht zu haben. An bestimm­ten Stel­len – den CpG-Inseln – unter­such­ten die For­scher das Erb­gut der Neu­ge­bo­re­nen im Hin­blick auf die Exis­tenz von epi­ge­ne­ti­schen Mar­kie­run­gen. Obwohl bei den meis­ten Stel­len keine Unter­schiede im Methy­lie­rungs­mus­ter regis­triert wur­den, gab es an 185 Stel­len signi­fi­kante Ver­än­de­run­gen. Dar­un­ter fan­den sich Stel­len, die zu den zehn Gen-Regio­nen gehö­ren, die unter ande­rem die Ent­wick­lung der Pla­zenta und des Embryos steu­ern. Ebenso waren Gen-Regio­nen betrof­fen, die mit der Aus­prä­gung einer Niko­tin­ab­hän­gig­keit und der Fähig­keit, mit dem Rau­chen auf­zu­hö­ren, in Ver­bin­dung gebracht wer­den.
Laborwelt.de

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 17 /​10.09.2014