neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.05.2014 | Medizin

Wie Trau­mata ver­erbt werden

Durch Stress ver­ur­sachte Ver­hal­tens­stö­run­gen kön­nen über Micro-RNA ver­erbt wer­den. Das haben For­scher der ETH und Uni­ver­si­tät Zürich beim Test an Mäu­sen ent­deckt. Stress führt zu einem Ungleich­ge­wicht der Micro-RNAs in Blut, Gehirn und Sper­mien; dadurch wer­den Zell­pro­zesse, die durch Micro-RNAs gesteu­ert wer­den, gestört. Über Sper­mien geben Väter diese Ver­hal­tens­stö­run­gen wei­ter, aller­dings ohne direkte Ver­än­de­rung der Erb­infor­ma­tion: Wer­den RNAs aus Sper­mien trau­ma­ti­sier­ter Mäuse in nor­male Mäuse inji­ziert, zei­gen auch deren Nach­kom­men diese Stö­run­gen. Stu­di­en­au­to­rin Isa­belle Man­suy zum Ergeb­nis: „Wir konn­ten erst­mals bewei­sen, dass trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen den Stoff­wech­sel beein­träch­ti­gen und dass diese Ver­än­de­run­gen erb­lich sind.“ Unklar ist noch, wie genau es zum Ungleich­ge­wicht der kur­zen RNAs kommt. Laut Man­suy sind sie ver­mut­lich Teil einer Wir­kungs­kette, die damit beginnt, dass der Kör­per zu viele Stress­hor­mone pro­du­ziert. Nun soll auch die Rolle der Micro-RNA beim Men­schen unter­sucht wer­den.
APA/​Nature Neuroscience


Quer­schnitts­läh­mung: Bewe­gung durch elek­tri­sche Impulse

Mit einem Implan­tat, das elek­tri­sche Signale ins Rücken­mark sen­det, kön­nen quer­schnitts­ge­lähmte Pati­en­ten ihre Knie beu­gen sowie Hüf­ten und Zehen bewe­gen. Das konn­ten US-ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaf­ter um Clau­dia Angeli vom Ken­tu­cky Spi­nal Cord Injury Rese­arch Cen­ter an der Uni­ver­si­tät Louis­ville an vier Per­so­nen, die nach einem Ver­kehrs­un­fall quer­schnitt­ge­lähmt waren, zei­gen. Dabei wer­den Ner­ven­bün­del im Rücken­mark im unte­ren Teil der Wir­bel­säule sti­mu­liert. Die Pati­en­ten konn­ten zwar nicht gehen, aber einen Teil ihres Kör­per­ge­wichts selbst hal­ten. „Es ist bahn­bre­chend für das gesamte Feld und eröff­net neue Per­spek­ti­ven, dass das Rücken­mark auch nach einer schwe­ren Ver­let­zung ein gro­ßes Poten­tial für eine funk­tio­nale Erho­lung hat“, so Angeli.
APA/​Brain

China: Ben­zol im Trinkwasser

Von der Tat­sa­che, dass Ben­zol im Trink­was­ser der chi­ne­si­schen Stadt Lanz­hou gefun­den wurde, hat der Kon­zern Lanz­hou Veo­lia Water erst am nächs­ten Tag nach dem Ent­de­cken berich­tet. Die chi­ne­si­schen Behör­den haben nun des­we­gen Ermitt­lun­gen auf­ge­nom­men. Rund 3,6 Mil­lio­nen Men­schen waren einen Tag ohne Was­ser, weil Ben­zol durch ein Leck in einer Öl-Pipe­line aus­ge­tre­ten war.
APA


Schlaf­lo­sig­keit erhöht Insult-Risiko 

Chro­ni­sche Schlaf­lo­sig­keit kann – beson­ders bei jün­ge­ren Men­schen – das Insult-Risiko erhö­hen: und zwar um 54 Pro­zent über einen Zeit­raum von vier Jah­ren. Bei den 18- bis 34-Jäh­ri­gen mit Schlaf­lo­sig­keit tra­ten Insulte acht­mal häu­fi­ger auf; ab 35 sank das Risiko kon­ti­nu­ier­lich. For­scher aus Tai­wan haben dafür die Daten von 21.000 Men­schen mit Schlaf­lo­sig­keit und 64.000 ohne Insom­nie ver­gli­chen.
APA/​Stroke

Kin­der: Radio­the­ra­pie mit Helium-Ionen

Bei Kin­dern mit Tumor­er­kran­kun­gen könnte eine Bestrah­lung mit Helium-Ionen eine hohe Wir­kung bei sehr gerin­ger Strah­len­be­las­tung erzie­len. Die opti­ma­len Dosen für Neu­ro­blas­tome und Hodgkin-Lym­phome haben Her­mann Fuchs, Bar­bara Knäusl und Diet­mar Georg von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Strah­len­me­di­zin in Wien errech­net und beim Euro­päi­schen Strah­len­kon­gress Anfang April prä­sen­tiert.
APA

Desta­bi­li­sie­rung hemmt Tumor-Wachstum

Ein Team des Kli­ni­schen Insti­tuts für Patho­lo­gie in Wien um Univ. Prof. Dont­scho Ker­jaschki hat ein neues Prin­zip zur Desta­bi­li­sie­rung von Tumor-Gefä­ßen ent­deckt. Ein von den Wis­sen­schaf­tern ent­deck­ter neuer Eiweiß­stoff blo­ckiert Peri­zy­ten und führt zum Zer­fall von neu gebil­de­ten Gefä­ßen. Damit kann im Tier­ex­pe­ri­ment das Gefäß­wachs­tum und die nach­fol­gende Erblin­dung ver­hin­dert wer­den.
APA

Leber­zir­rhose: Beta-Blo­cker nur im frü­hen Stadium

Ab einem gewis­sen Krank­heits­sta­dium ver­rin­gern Beta-Blo­cker bei Leber­zir­rhose die Lebens­er­war­tung. So soll beim Auf­tre­ten einer Aszi­tes-Infek­tion – ent­ge­gen bis­he­ri­gen Emp­feh­lun­gen – die Beta­blo­cker-The­ra­pie sofort been­det wer­den. Zu die­sem Ergeb­nis kommt die „Vienna Por­tal Hyper­ten­sion Study Group“ um Mat­tias Man­dor­fer und Tho­mas Rei­ber­ger von der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien, im Rah­men derer 607 Pati­en­ten mit Leber­zir­rhose und Aszi­tes unter­sucht wur­den. Wenn bei Pati­en­ten mit einer Aszi­tes-Infek­tion trotz­dem wei­ter Beta-Blo­cker zum Ein­satz kom­men, ver­kürzt sich deren Über­le­bens­dauer durch Neben­ef­fekte wie aus­ge­präg­ten Blut­druck­ab­fall und Nie­ren­funk­ti­ons­ein­schrän­kun­gen deut­lich. So sei in einem frü­hen Sta­dium zwar die Reduk­tion des Pfort­ader­blut­drucks erwünscht, bei fort­ge­schrit­te­ner Leber­zir­rhose sowie Aszi­tes-Infek­tion sei der Blut­druck aber auch ohne Beta­blo­cker deut­lich nied­ri­ger.
APA/​Gastroenterology

Pro­stata-Ca: weni­ger Rezi­dive bei Blut­gruppe 0 

Män­ner mit Blut­gruppe 0, die an einem Pro­stata-Kar­zi­nom lei­den, haben nach einer Ope­ra­tion ein um 35 Pro­zent gerin­ge­res Rezi­div-Risiko als Män­ner mit einer ande­ren Blut­gruppe. For­scher der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Tokio haben das an etwa 555 Män­nern unter­sucht, bei denen vor etwa 52 Mona­ten die gesamte Pro­stata ent­fernt wor­den war. Damit sei der Unter­schied durch die Blut­grup­pen erst­mals nach­ge­wie­sen wor­den, so Yoshio Ohno von der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät von Tokio. Die über­ra­schen­den Ergeb­nisse müss­ten wei­ter unter­sucht wer­den. Auch stelle sich die Frage, ob diese Risi­ko­fak­to­ren bei der Art der Behand­lung berück­sich­tigt wer­den müss­ten.
APA

Rheu­ma­to­ide Arthri­tis: Heil­pflanze bes­ser als Methotrexat

Die chi­ne­si­sche Heil­pflanze Lei Gong Teng („Wil­fords Drei­flü­gel­frucht“) wirkt bei rheu­ma­to­ider Arthri­tis bes­ser als Metho­tre­xat. Das hat ein Team um Stu­di­en­lei­ter Xuan Zhang von der renom­mier­ten chi­ne­si­schen Uni­ver­si­täts­kli­nik Peking Union Medi­cal Col­lege Hos­pi­tal her­aus­ge­fun­den. Im Rah­men einer Stu­die wur­den 174 Pati­en­ten mit rheu­ma­to­ider Arthri­tis ent­we­der mit Lei Gong Teng, Metho­tre­xat oder einer Kom­bi­na­tion behan­delt. Das Ergeb­nis: Nach sechs Mona­ten wurde bei 55 Pro­zent der Pati­en­ten, wel­che die Heil­pflanze ein­ge­nom­men hat­ten, eine deut­li­che Bes­se­rung fest­ge­stellt. Bei Metho­tre­xat allein waren es nur 46 Pro­zent; in der Gruppe, die beide Wirk­stoffe erhiel­ten, wurde bei 77 Pro­zent eine deut­li­che Bes­se­rung erzielt. Aller­dings könne die hoch­gif­tige Pflanze erheb­li­che Neben­wir­kun­gen aus­lö­sen. In der aktu­el­len Stu­die seien sie laut den Wis­sen­schaf­tern ähn­lich wie jene von Metho­tre­xat gewe­sen, vor allem Magen-Darm-Pro­bleme. Außer­dem hatte die aktu­elle Stu­die Nach­teile: Zum einen wuss­ten Ärzte und Pati­en­ten jeweils, wel­cher Wirk­stoff ver­ab­reicht wurde; zum ande­ren war der Unter­su­chungs­zeit­raum zu kurz und die Metho­tre­xat-Dosis gerin­ger als in west­li­chen Län­dern üblich.
APA/​BMJ Open

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 9 /​10.05.2014