kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.11.2014 | Medizin

Ver­letz­tes Rücken­mark: Ner­ven­trans­plan­ta­tion erfolgreich

Nach der Trans­plan­ta­tion von Ner­ven­zel­len aus der Nase ins ver­letzte Rücken­mark ist es Wis­sen­schaf­tern gelun­gen, die Ner­ven­fa­sern wie­der zu rege­ne­rie­ren. Bei dem an der Bres­lauer Uni­ver­si­täts­kli­nik vor­ge­nom­me­nen Ein­griff wurde einem Mann, der nach einer Rücken­marks­ver­let­zung von der Brust abwärts gelähmt war, ober­halb und unter­halb der Ver­let­zung Zel­len des Geruchs­sinns ver­pflanzt. Dazu Geoff Rais­man vom Neu­ro­lo­gie-Insti­tut des Lon­do­ner Uni­ver­sity Col­lege: „Wir haben ein Prin­zip geschaf­fen, wonach Ner­ven­zel­len wie­der wach­sen und ihre Funk­tion wie­der über­neh­men kön­nen, wenn wir ihnen eine Brü­cke bauen.“ Dem­nach kann sich der Betrof­fene mit Hilfe einer Geh­hilfe wie­der selbst fort­be­we­gen, die Beine lang­sam vor­ein­an­der set­zen. Kli­ni­sche Ver­su­che mit zehn wei­te­ren Pati­en­ten in Groß­bri­tan­nien und Polen sol­len fol­gen.
APA/​Cell Transplantation

Netz­haut-Erkran­kun­gen: Erfolg mit Stammzell-Therapie

In der bis­her längs­ten Unter­su­chung mit embryo­na­len Stamm­zel­len an Men­schen wur­den 18 Frei­wil­li­gen mit einer Netz­haut-Erkran­kung ver­schie­dene Dosen von Netz­haut-Zel­len aus embryo­na­len Stamm­zel­len ins Auge inji­ziert. Danach wur­den sie bis zu 37 Monate – im Durch­schnitt 22 Monate – über­wacht. Ergeb­nis: Bei mehr als der Hälfte der Pati­en­ten (zehn Per­so­nen) zeigte sich eine deut­li­che Ver­bes­se­rung ihrer Seh­fä­hig­keit; bei sie­ben ver­bes­serte sie sich leicht oder blieb gleich. Nur bei einem Pati­en­ten wurde die Seh­fä­hig­keit schlech­ter. Dabei hat sich auch gezeigt, dass die Behand­lung mit embryo­na­len Stamm­zel­len keine Neben­wir­kun­gen hat. Gelei­tet wurde die Stu­die von Robert Lanza, Chef-Wis­sen­schaft­ler einer US-ame­ri­ka­ni­schen Bio­tech­nik-Firma. In wei­te­ren Ver­su­chen könnte nun geprüft wer­den, ob eine höhere Dosis an Stamm­zel­len die Wir­kung ver­stärkt.
APA/​The Lancet

Med­Uni Wien: Impfam­bu­lanz für Risikogruppen

Die öster­reich­weit erste Spe­zial-Impfam­bu­lanz für Risi­ko­grup­pen wurde vor kur­zem an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien eröff­net. Zu den Risi­ko­grup­pen zäh­len etwa Men­schen mit einem Kar­zi­nom, Immun­sup­pres­sion, nach Trans­plan­ta­tion, Schwan­gere, Per­so­nen mit All­er­gien oder Adi­po­si­tas. Ziel ist es, diese Per­so­nen indi­vi­du­ell unter Ein­be­zie­hung der Grund­krank­heit zu betreuen.
APA/​MedUni Wien

Kolo­rek­ta­les Kar­zi­nom: Gen­mu­ta­tion identifiziert

Eine Gen­mu­ta­tion, die zur Früh­erken­nung von fami­liä­rem Darm­krebs bei­tra­gen kann, haben Gra­zer Wis­sen­schaf­ter iden­ti­fi­ziert. In einer öster­rei­chi­schen Fami­lie, in der kolo­rek­tale Kar­zi­nome über drei Gene­ra­tio­nen ver­erbt wur­den, lag bei allen Betrof­fe­nen eine idente Muta­tion im Gen SEMA4A vor. Diese führt zu einer abnor­men Akti­vi­tät der Signal­wege, die das Zell­wachs­tum anre­gen.
Med­Uni Graz

Cat­echol-O-Methyl­trans­fer­ase: wirkt unterschiedlich

Die Gen­va­ri­ante „Met-Met“ der Cat­echol-OMe­thyl­trans­fer­ase (COMT) sorgt bei Erwach­se­nen für eine bes­sere Dopa­min-Steue­rung; „Val“ für eine schlech­tere; im Jugend­al­ter ver­hält sich das umge­kehrt. Die Ent­de­ckung von For­schern der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Psych­ia­trie der Med­Uni Wien könnte erklä­ren, wieso etwa Schi­zo­phre­nie am häu­figs­ten im frü­hen Erwach­se­nen­al­ter aus­bricht.
APA/​Brain Struc­ture and Function

Ery­thro­zy­ten aus Nabelschnurblut-iPS-Zellen 

Aus Nabel­schnur­blut gewon­nene, häma­to­poe­ti­sche Stamm­zel­len, wur­den gen­tech­nisch in plu­ri­po­tente Stamm­zel­len (iPS-Zel­len) repro­gram­miert. Aus die­sen konn­ten deut­sche For­scher mit Betei­li­gung der Med­Uni Graz Ery­thro­zy­ten erzeu­gen, die wesent­li­che Cha­rak­te­ris­tika von nati­ven Ery­thro­zy­ten auf­wei­sen. Das könnte ein ers­ter Schritt zur bio­tech­no­lo­gi­schen Pro­duk­tion von Ery­thro­zy­ten sein.
APA/​Haematologica

Gewichts­re­duk­tion: kein Unter­schied beim Tempo

Schnel­les Abneh­men ist genauso wirk­sam wie lang­sa­mes; die Wahr­schein­lich­keit, einen Groß­teil des ver­lo­re­nen Gewichts wie­der zuzu­neh­men, ist dabei gleich hoch. Das fan­den Wis­sen­schaf­ter um Joseph Proi­etto von der Uni­ver­si­tät Mel­bourne her­aus. Sie teil­ten 204 adi­pöse Teil­neh­mer in zwei Grup­pen: eine absol­vierte ein Diät-Pro­gramm von zwölf Wochen, die andere schritt­weise über 36 Wochen. Jene Teil­neh­mer, die dabei mehr als 12,5 Pro­zent ihres Gewichts abnah­men, muss­ten drei wei­tere Jahre Diät hal­ten. Ergeb­nis: Die Teil­neh­mer bei­der Grup­pen hat­ten am Ende rund 71 Pro­zent des Gewichts, das sie ver­lo­ren hat­ten, wie­der zuge­nom­men. Ent­ge­gen dem weit ver­brei­te­ten Glau­ben, schnel­ler ver­lo­re­nes Gewicht werde schnel­ler zuge­nom­men, „zei­gen unsere Erkennt­nisse, dass die Zunahme nach schritt­wei­sem oder raschem Gewichts­ver­lust ähn­lich ist“, so die Autoren. Die Ergeb­nisse soll­ten medi­zi­ni­sche Emp­feh­lun­gen zu Diä­ten bei Adi­po­si­tas ändern.
APA/​The Lan­cet Dia­be­tes & Endocrinology

Chla­my­dien: Anpas­sung an Wirts­zel­len geklärt

Wie sich Chla­my­dien erfolg­reich an Wirts­zel­len anpas­sen, haben For­scher der Uni­ver­si­tät Wien kürz­lich geklärt. Das Team um Daryl Dom­man und Univ. Prof. Mat­thias Horn vom Depart­ment für Mikro­bio­lo­gie und Öko­sys­tem­for­schung haben die Genome von vier Chla­my­dien, die in Amö­ben leben, sequen­ziert. Dann ver­gli­chen sie sie mit den Geno­men jener Arten, die beim Men­schen Erkran­kun­gen ver­ur­sa­chen. Alle besit­zen cha­rak­te­ris­ti­sche Eigen­schaf­ten, soge­nannte Pro­te­in­do­mä­nen, „die sie von ihren Wirts­zel­len erwor­ben und für ihre Zwe­cke umfunk­tio­niert haben“, so Horn. Diese Pro­te­ine wer­den in die Wirts­zelle ein­ge­schleust, wo sie Abwehr­me­cha­nis­men ver­hin­dern und die Kon­trolle über­neh­men. Bei der Evo­lu­tion die­ser soge­nann­ten Effek­tor-Pro­te­ine ent­ste­hen stän­dig neue Gene, andere wie­derum ver­schwin­den; dabei spie­len Mecha­nis­men wie Gen­du­pli­ka­tion, Neu­funk­tio­na­li­sie­rung und zufäl­li­ger Gen­ver­lust eine Rolle. Bis­lang waren ähn­li­che Evo­lu­ti­ons­mus­ter fast aus­schließ­lich von Pil­zen, Pflan­zen und Tie­ren bekannt, nicht aber von Bak­te­rien.
APA/​Molecular Bio­logy and Evolution

Mam­ma­kar­zi­nom: Nach­weis im in vitro-Modell

Erst­mals ist es Wis­sen­schaf­tern der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien sowie der Uni­ver­si­tät Wien gelun­gen, in mensch­li­chem Brust­ge­webe tumor­för­dernde Zell­ak­ti­vi­tä­ten ana­ly­tisch nach­zu­wei­sen. Die von krebs­as­so­zi­ier­ten Fibro­blas­ten (can­cer-asso­cia­ted fibro­blasts, CAFs) abge­son­der­ten Wachs­tums- und Über­le­bens­fak­to­ren unter­stüt­zen bereits in gerings­ter Kon­zen­tra­tion nicht nur die Wund­hei­lung, son­dern wer­den bei Krebs auch für das uner­wünschte Krebs­wachs­tum miss­braucht. Nun konnte ein In vitro-Modell­sys­tem vor­ge­stellt wer­den, anhand des­sen mit Hilfe von moder­nen mas­sen­spek­tro­me­tri­schen Ana­ly­sen die Akti­vi­tä­ten der Fibro­blas­ten aus Nadel­bi­op­sien von Brust­ge­webe direkt nach­ge­wie­sen wer­den kön­nen. Ergeb­nis: Auch im In vitro- Modell konnte die Wund­hei­lungs-Signa­tur und somit die krebs­för­dern­den Akti­vi­tä­ten auf­ge­zeigt wer­den. „Es kann damit prin­zi­pi­ell bei jeder ein­zel­nen Pati­en­tin fest­ge­stellt wer­den, wie stark bei ihr die Wund­hei­lungs­ak­ti­vi­tät aus­ge­prägt ist“, so Georg Pfei­ler, einer der Ent­wick­ler des Ver­fah­rens. Für die kli­ni­sche Rou­tine sei dies aber noch „Zukunfts­mu­sik“; der­zeit werde daran gear­bei­tet, einen der­ar­ti­gen Sta­tus auch aus Serum­pro­ben erhe­ben zu kön­nen.
Med­Uni Wien/​Journal of Pro­teome Research

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 21 /​10.11.2014