neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.03.2014 | Medizin


Mus­kel­er­kran­kun­gen: Herz­kon­trol­len wichtig

Bei Pati­en­ten mit Mus­kel­er­kran­kun­gen wie Duchenne Mus­kel­dys­tro­phie (DMD) soll­ten regel­mä­ßig kar­dio­lo­gi­sche Kon­trol­len mit­tels Ultra­schall oder MRT durch­ge­führt wer­den. Das gilt auch für deren Ver­wandte. Im Fall von Duchenne Mus­kel­dys­tro­phie wurde in einer Stu­die auch bei 42 Pro­zent der Müt­ter, die nur Über­trä­ger der Erb­krank­heit sind, eine Herz­mus­kel­schwä­che nach­ge­wie­sen.
APA

HIV: zwei­tes Baby nach The­ra­pie ohne Virus

In den USA ist ein mit HIV gebo­re­nes Baby, das sofort nach der Geburt eine anti­re­tro­vi­rale The­ra­pie erhielt, seit elf Mona­ten ohne Virus-Spur. Dies ist der zweite Fall nach einem mitt­ler­weile drei­jäh­ri­gen Mäd­chen, das nach sofor­ti­ger The­ra­pie auch nach 21 Mona­ten ohne Medi­ka­mente noch HIV-frei ist. Jähr­lich wer­den welt­weit – vor allem in Ent­wick­lungs­län­dern – mehr als 260.000 Babys mit HIV gebo­ren.
APA


Paris: Pati­ent mit Kunst­herz gestorben

Nur 75 Tage nach der Ope­ra­tion im Dezem­ber 2013 ist ein 76-jäh­ri­ger Pati­ent, dem im Rah­men eines kli­ni­schen Tests ein neu­ar­ti­ges Kunst­herz ein­ge­setzt wor­den war, in Paris gestor­ben. Das bio­syn­the­ti­sche Mate­rial des Her­zens ist für min­des­tens fünf Jahre kon­zi­piert. Das Kunst­herz gilt als Neue­rung, weil es weit­ge­hend tech­nisch auto­nom ist. Die Todes­ur­sa­che wurde nicht bekannt gege­ben.
APA

Kno­chen: Bio­mar­ker ver­bes­sern Therapie

Neu ent­deckte Bio­mar­ker und die Per­so­na­li­sie­rung von Kno­chen­krank­hei­ten – in Ver­bin­dung mit bild­ge­ben­den und kli­ni­schen Daten – sol­len dazu bei­tra­gen, die Dia­gnos­tik und The­ra­pie zu ver­bes­sern, so Univ. Prof. Bar­bara Ober­mayer-Pietsch. Sie lei­tet an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz das Groß­pro­jekt Bio­Pers­Med, in dem Bio­mar­ker – etwa für Endo­kri­no­lo­gie und Stoff­wech­sel – iden­ti­fi­ziert wer­den sollen.

USA: Polio-ähn­li­che Krank­heit bei Kindern

Im US-ame­ri­ka­ni­schen Bun­des­staat Kali­for­nien wurde bei fünf Kin­dern eine sel­tene Polio-ähn­li­che Krank­heit ent­deckt. Obwohl alle Betrof­fe­nen gegen Polio geimpft und nega­tiv getes­tet waren, zeig­ten sie ähn­li­che Sym­ptome – beson­ders län­ger anhal­tende Läh­mungs­er­schei­nun­gen. Dies berich­te­ten Wis­sen­schaf­ter bei der Jah­res­ta­gung der Ame­ri­can Aca­demy of Neu­ro­logy in Phil­adel­phia. „Obwohl das Polio­vi­rus prak­tisch welt­weit weit­ge­hend aus­ge­rot­tet ist, kön­nen andere Viren eben­falls das Rücken­mark angrei­fen und Polio­ähn­li­che Sym­ptome her­vor­ru­fen“, erklärte der Neu­ro­loge Keith van Haren von der Uni­ver­si­tät Stan­ford. Im ver­gan­ge­nen Jahr­zehnt seien neue Entero­vi­ren ent­deckt wor­den, die in Asien und Aus­tra­lien zu Polio-ähn­li­chen Erkran­kun­gen bei Kin­dern geführt hät­ten. Seit Mitte der 1950er gilt Polio als weit­ge­hend aus­ge­rot­tet. Laut WHO (Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion) kommt es jedoch vor allem in Paki­stan, Afgha­ni­stan und Nige­ria immer wie­der zu Aus­brü­chen.
APA

Vor­her­sage von M. Alz­hei­mer durch Bluttest

Mit­hilfe eines Blut­tests kön­nen US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher zu 90 Pro­zent kor­rekt vor­her­sa­gen, ob ein Mensch in den kom­men­den drei Jah­ren M. Alz­hei­mer oder eine leichte kogni­tive Stö­rung ent­wi­ckeln wird. Der Pro­to­typ des Tests sucht nach zehn Lipid-Struk­tu­ren, die als Bio­mar­ker für die Krank­heits­bil­der iden­ti­fi­ziert wur­den. Für die Ent­wick­lung nahm ein For­scher­team um Co-Autor Howard Feder­off vom George­town Uni­ver­sity Medi­cal Cen­ter in Washing­ton zunächst Blut­pro­ben von 525 gesun­den über 70-Jäh­ri­gen. Drei Jahre spä­ter unter­such­ten sie 53 der Pro­ban­den, die eine der Erkran­kun­gen ent­wi­ckelt hat­ten. Durch den Ver­gleich der Blut­pro­ben konn­ten sie jene Lipid-Struk­tu­ren iden­ti­fi­zie­ren, die Anzei­chen für die künf­tige Erkran­kung waren. Diese Erkennt­nis könnte auch die Ent­wick­lung neuer Medi­ka­mente ermög­li­chen. Bevor der Blut­test auf den Markt kommt, sind noch umfas­sende kli­ni­sche Ver­su­che not­wen­dig.
APA/​Nature Medicine

Gehirn kom­bi­niert und trennt durch Schwingungen

Durch zwei unter­schied­li­che Gamma-Schwin­gun­gen in der glei­chen Ner­ven­zelle kann das Gehirn Infor­ma­tio­nen nach Bedarf asso­zi­ie­ren oder getrennt ver­ar­bei­ten. Das haben Univ. Prof. Tho­mas Klaus­ber­ger und Bal­int Lasz­toczi vom Zen­trum für Hirn­for­schung der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien in Stu­dien an Rat­ten unter­sucht. „Man kann an den Ort ‚Grie­chen­land‘ den­ken und mit dem Begriff ‚Urlaub‘ zusam­men­brin­gen. Man kann ‚Grie­chen­land‘ aber auch mit ‚Finanz­krise‘ ver­bin­den. Dann will man das aber sepa­rat von ‚Urlaub‘ behan­deln“, erklärt Klaus­ber­ger. Das gelingt, weil die Syn­ap­sen am Zell­kör­per und an den ent­fern­tes­ten Fort­sät­zen der glei­chen Ner­ven­zelle zwei unab­hän­gige Schwin­gun­gen her­vor­ru­fen. Die Infor­ma­tion kommt damit getrennt an, kann aber je nach Bedarf kom­bi­niert oder getrennt wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den. Nun soll unter­sucht wer­den, wie das Gehirn ent­schei­det, ob und wann Infor­ma­tio­nen asso­zi­iert oder getrennt wer­den.
APA/​Neuron

Wut­aus­brü­che: Aus­lö­ser für Myo­kard­in­farkt und Insult

Häu­fige Wut­aus­brü­che erhö­hen das Risiko, einen Herz­in­farkt oder Insult zu erlei­den. Zu die­sem Ergeb­nis kamen US-ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaf­ter nach der Ana­lyse von neun frü­he­ren Unter­su­chun­gen von Pati­en­ten, die zu Wut­aus­brü­chen neig­ten. Bei den Betrof­fe­nen wur­den 5.000 Fälle von Herz­pro­ble­men und min­des­tens 800 Insulte doku­men­tiert. Den For­schern zufolge steigt das Risiko für einen Myo­kard­in­farkt zwei Stun­den nach einem Wut­aus­bruch um das Fünf­fa­che im Ver­gleich zum Ruhe­zu­stand; das Risiko für einen Insult um das Drei­fa­che. Beson­ders gefähr­det seien Per­so­nen mit Herz-Kreis­lauf-Pro­ble­men oder Dia­be­tes mel­li­tus sowie jene, die bereits einen Infarkt oder Insult erlit­ten haben, – und häu­fig wütend sind. Von 10.000 Men­schen, die täg­lich fünf­mal einen Wut­aus­bruch haben, erlei­den sta­tis­tisch betrach­tet 158 einen Myo­kard­in­farkt; bei 10.000 Men­schen mit Risi­ko­fak­to­ren kamen die Autoren auf 657 Infarkte. Die Gründe dafür sind der Stu­die zufolge noch nicht geklärt. Jedoch ver­wei­sen die For­scher auf frü­here Stu­dien, wonach psy­cho­lo­gi­scher Stress den Blut­druck erhöht und zu Gerinn­seln füh­ren kann.
APA/​European Heart

Psy­chi­sche Erkran­kun­gen: Kin­der älte­rer Väter gefährdet

Kin­der von älte­ren Vätern haben ein grö­ße­res Risiko, eine psy­chi­sche Erkran­kung zu erlei­den. Das haben For­scher der Uni­ver­si­tät von Indiana und des Karo­linska-Insti­tuts her­aus­ge­fun­den. Sie unter­such­ten die Daten von allen 2,6 Mil­lio­nen Men­schen, die in Schwe­den zwi­schen 1973 und 2001 gebo­ren wur­den. Dabei zeigte sich: Kin­der, deren Väter bei der Geburt 45 Jahre oder älter waren, hat­ten ein 25-Mal höhe­res Risiko, an einer bipo­la­ren Stö­rung zu erkran­ken als jene, deren Väter zwi­schen 20 und 24 Jahre alt waren. Das Risiko für ADHS war 13-mal, für Autis­mus 3,5‑mal und für Dro­gen- oder Sui­zid­ge­fähr­dung 2,5‑mal so hoch. Die Wis­sen­schaf­ter haben bei ihrer Ana­lyse auch Fak­to­ren wie die Aus­bil­dung der Eltern oder das Ein­kom­men ein­be­zo­gen. Das Alter von Müt­tern und Vätern ist in den letz­ten 40 Jah­ren stän­dig gestie­gen. 1970 war das Durch­schnitts­al­ter von Müt­tern bei der Geburt des ers­ten Kin­des in den USA 21,5 Jahre; 2011 lag es bei 25,6 Jah­ren. Väter sind durch­schnitt­lich drei Jahre älter.
APA/​JAMA Psychiatry

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2014