neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.02.2014 | Medizin

Migräne: das Ritual „Tablet­ten schlu­cken“ wirkt

Pla­ce­bos kön­nen bei Migräne-Pati­en­ten Beschwer­den lin­dern – selbst dann, wenn sie wis­sen, dass die Tablet­ten kei­nen Wirk­stoff ent­hal­ten. Die Wir­kung einer ech­ten Tablette erreich­ten die Pla­ce­bos aber nicht. Wis­sen­schaf­ter der medi­zi­ni­schen Fakul­tät der Har­vard-Uni­ver­si­tät in Bos­ton behan­del­ten für ihre Stu­die 66 Men­schen bei 459 Migräne-Anfäl­len ent­we­der mit Riz­a­trip­tan, Pla­cebo oder gar nicht. Das Ergeb­nis: Die Pla­ce­bos wirk­ten sowohl bei den Pati­en­ten, die unwis­sent­lich Tablet­ten ohne Wirk­stoffe erhiel­ten als auch bei jenen, die dar­über Bescheid wuss­ten. Dazu Neu­ro­lo­gin Slavenka Kam- Han­sen: „Anders als die klas­si­sche Weis­heit, dass Pati­en­ten auf Pla­ce­bos anspre­chen, weil sie den­ken, dass sie ein wirk­sa­mes Medi­ka­ment bekom­men, stüt­zen unsere Ergeb­nisse die Idee, dass die offene Gabe von Pla­ce­bos bei der Behand­lung hilft.“ Laut den US-ame­ri­ka­ni­schen For­schern hät­ten auch andere Stu­dien zu Depres­sion und Reiz­darm­syn­drom die the­ra­peu­ti­sche Wir­kung von Pla­ce­bos bestä­tigt.
APA/​Science Trans­la­tio­nal Medicine

Tele­fo­nie­ren im Auto: acht­fach höhe­res Unfallrisiko

Tele­fo­nie­ren im Auto erhöht das Unfall­ri­siko um das Acht­fa­che, wie US-ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaf­ter vom Vir­gi­nia Tech Trans­por­ta­tion Insti­tute in einer Stu­die mit 151 über­wach­ten Auto­fah­rern bewei­sen konn­ten. Das Team um Sheila Klauer hat in zwei Stu­dien die Autos von 42 Füh­rer­schein-Neu­lin­gen im Alter von etwa 17 Jah­ren sowie 109 Erwach­se­nen mit Beschleu­ni­gungs­mes­sern, Kame­ras und GPS-Sys­te­men aus­ge­stat­tet. So wurde die Ver­bin­dung zwi­schen dem Auto­fah­ren und sekun­dä­ren Beschäf­ti­gun­gen wie Tele­fo­nie­ren getes­tet. Ergeb­nis: Schon das Grei­fen nach dem Handy erhöhte das Unfall­ri­siko der Neu­linge um das Sie­ben­fa­che, das Wäh­len sogar um das Acht­fa­che. Unter den Erwach­se­nen stieg das Risiko beim Tele­fo­nie­ren um das Zwei­ein­halb-Fache. Außer­dem wur­den die Füh­rer­schein-Neu­linge – im Gegen­satz zu Erwach­se­nen – wäh­rend der Stu­di­en­dauer von zwölf Mona­ten immer risi­ko­freu­di­ger.
APA/​NEJM

Cur­cu­min gegen Krebs

Ein Bestand­teil von Curry – Cur­cu­min – blo­ckiert Signal­wege in Krebs­zel­len und hin­dert sie daran, unge­hemmt zu wach­sen. Cur­cu­min wird in win­zige Fett­par­ti­kel ver­packt, wird dadurch bis zu 10.000mal bes­ser bio­ver­füg­bar und über län­gere Zeit abge­ge­ben. Beson­ders Leber­krebs­zel­len neh­men diese von For­schern der Wie­ner Uni­ver­si­tät für Boden­kul­tur ent­wi­ckel­ten Par­ti­kel rasch auf.
APA/​Journal of Nanobiotechnology

Peking erreicht Smog-Spitzenwert

Auf den gefähr­li­chen Spit­zen­wert von 671 Mikro­gramm ist Mitte Jän­ner 2014 die Smog-Belas­tung in Peking gestie­gen. Der Wert ist 26-mal so hoch wie der Fein­staub-Grenz­wert der WHO (Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion). Erst­mals in die­sem Win­ter stie­gen die Werte in Peking damit über 500. Den 20 Mil­lio­nen Ein­woh­nern wurde gera­ten, im Haus zu blei­ben oder Atem­schutz­mas­ken zu tra­gen.
APA

Per­tus­sis-Vak­zine als Nasenspray

Erste Tests mit einer neuen Kan­di­dat-Vak­zine an 48 Erwach­se­nen sind posi­tiv ver­lau­fen ohne bemerk­bare Neben­wir­kun­gen. Wis­sen­schaf­ter des Insti­tuts Pas­teur in Lille (Frank­reich) haben die neue Lebend-Vak­zine aus abge­schwäch­ten Per­tus­sis-Bak­te­rien ent­wi­ckelt. Bis zu einem fer­ti­gen Pro­dukt werde es jedoch noch rund zehn Jahre dau­ern. Laut WHO steigt welt­weit die Zahl der Per­tus­sis-Fälle.
APA/​PLOS ONE

Weni­ger Bron­chi­al­kar­zi­nome in den USA

Zwi­schen 2005 und 2009 ging die Zahl der Bron­chi­al­kar­zi­nome in den USA zurück: bei Män­nern von 87 auf 78, bei Frauen von 57 auf 54 je 100.000, ergab eine Stu­die der Cen­ters for Dise­ase Con­trol (CDC). Der „dra­ma­ti­sche Rück­gang“ bei den 35- bis 44-Jäh­ri­gen zeige, dass die „Pro­gramme zur Tabak-Prä­ven­tion wir­ken“, so CDC-Direk­tor Tom Frie­den.
APA

UV-Licht kann Hyper­to­nie lindern

Indem Son­nen­licht den Stick­stoff­mon­oxid-Gehalt in der Haut beein­flusst und so die Blut­ge­fäße erwei­tert, kann es Hyper­to­nie lin­dern. Bri­ti­sche Wis­sen­schaf­ter der Uni­ver­si­tät von Sout­hamp­ton bestrahl­ten 24 Pro­ban­den 20 Minu­ten lang unter einer Bräu­nungs­lampe mit UV-Licht; das ent­spricht der Inten­si­tät von 30 Minu­ten ech­ter Son­nen­strah­len. Als in einer zwei­ten Sit­zung die UV-Strah­len geblockt wur­den und die Pro­ban­den nur unter Wär­me­ein­wir­kung stan­den, änderte sich der Blut­druck nicht. Dem­nach könne man durch Son­nen­ent­zug dem Haut­krebs vor­beu­gen, stei­gere aber die Gefahr für Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, so der For­scher Mar­tin Fee­lisch. Ganz grund­sätz­lich ent­spre­chen die Stu­dien-Ergeb­nisse den durch die Jah­res­zei­ten beding­ten Schwan­kun­gen des Blut­drucks. So wird bei Pati­en­ten im Win­ter gene­rell ein höhe­rer Blut­druck gemes­sen als im Som­mer.
APA/​Journal of Inves­ti­ga­tive Dermatology

Anti­py­re­tika könn­ten Grippe-Epi­de­mien verstärken

Durch den Ein­satz von Anti­py­re­tika über­le­ben mehr Viren und der län­gere Kon­takt von Erkrank­ten mit ande­ren Men­schen könnte zu rund fünf Pro­zent mehr Grippe-Infek­tio­nen und Tau­sen­den Toten allein in Nord­ame­rika füh­ren. Für ihre Stu­die ana­ly­sierte das Team um David Earn von der McMas­ter-Uni­ver­si­tät in Hamil­ton (Kanada) die Daten von Influ­enza-Epi­de­mien und medi­zi­ni­schen Stu­dien. Da Anti­py­re­tika nicht nur die natür­li­che Funk­tion des Fie­bers min­dern, son­dern auch die Sym­ptome der Erkrank­ten dämp­fen, neh­men die Betrof­fe­nen wie­der frü­her ihre sozia­len Akti­vi­tä­ten auf, geben aktive Viren wei­ter und ver­stär­ken Epi­de­mien. Die Sta­tis­tik ist den Aus­sa­gen der For­scher zufolge noch sehr unge­nau; mög­li­cher­weise gebe sie sogar nur einen Min­dest­wert an. Um die tat­säch­li­chen Aus­wir­kun­gen zu ermit­teln, seien gezielte epi­de­mio­lo­gi­sche Stu­dien not­wen­dig.
APA/​Proceedings B

Schnel­les Gehen senkt Thrombose-Risiko

Bereits eine halbe Stunde Bewe­gung mit­tel­mä­ßi­ger Inten­si­tät wie etwa Wal­king kann bei adi­pö­sen Frauen das Throm­bo­se­ri­siko sen­ken. Das haben Wis­sen­schaf­ter der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz unter der Lei­tung von Ger­hard Cvirn her­aus­ge­fun­den. Für die Stu­die absol­vier­ten 42 adi­pöse Frauen zwi­schen 35 und 50 Jah­ren 30 Minu­ten schnel­les Gehen auf dem Lauf­band – und das per­ma­nent unter ihrem Leis­tungs­ma­xi­mum. Vor und nach dem Trai­ning wurde die Gerinn­bar­keit des Blu­tes mit Rou­tine- und spe­zi­el­len Voll­blut­me­tho­den gemes­sen. Cvirn zum Ergeb­nis: „Die Fähig­keit des Blu­tes zur Gerinn­sel­bil­dung war nach der Trai­nings­ein­heit signi­fi­kant gerin­ger als vor dem Trai­ning.“ Außer­dem erhöhte sich auch die Fibri­no­lyse signi­fi­kant. Wie lange der anti­throm­bo­ti­sche Effekt anhält, soll im Rah­men einer Fol­ge­stu­die unter­sucht wer­den.
APA/​Journal of Applied Physiology

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 3 /​10.02.2014