neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.02.2014 | Medizin

Neue Hand­pro­these kann füh­len und tasten

Der Däne Den­nis Aabo Sören­sen ist der erste Mensch welt­weit mit die­ser von meh­re­ren euro­päi­schen Hoch­schu­len und Kli­ni­ken gemein­sam ent­wi­ckel­ten Pro­these. Sie wird – ebenso wie viele andere moderne Pro­the­sen – durch Mus­kel­be­we­gun­gen des Unter­arms gesteu­ert. Neu ist aber der Rück­ka­nal, durch den der Trä­ger Größe, Form und Härte von Gegen­stän­den fühlt. Vier feine implan­tierte Elek­tro­den am N. media­nus sowie am N. ulnaris lei­ten die Signale wei­ter. Diese wer­den von einer Soft­ware in Imp­luse umge­setzt, die die Ner­ven wei­ter­lei­ten kön­nen. Sören­sen durfte bei den meis­ten der mehr als 700 Ver­su­che weder etwas sehen noch hören, son­dern war auf die Signale der Pro­these ange­wie­sen. Er bewegte sie viel genauer, als wenn er das Zugrei­fen nur mit den Augen kon­trol­lierte. Die Wis­sen­schaf­ter wol­len die Pro­these nun ver­mehrt tes­ten und künf­tig den Simu­la­ti­ons­ap­pa­rat voll­stän­dig implan­tie­ren.
APA/​Science Trans­la­tio­nal Medicine

Laven­del-Öl lin­dert Angststörungen

Wis­sen­schaf­ter aus Wien, Ber­lin, Mün­chen und Werneck haben unter der Lei­tung von Univ. Prof. Sieg­fried Kas­per von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien die angst­lö­sende Wir­kung von Laven­del-Öl getes­tet. Dazu erhiel­ten 539 Pati­en­ten mit Angst­stö­rung für zehn Wochen hin­durch ent­we­der 160 oder 80 Mil­li­gramm des Laven­del-Extrakts „Sil­exan“ oder 20 Mil­li­gramm Paro­xe­tin bezie­hungs­weise ein Pla­cebo pro Tag. Zu Beginn hat­ten die Pati­en­ten einen Wert von mehr als 18 auf der HAMA-(Hamilton Anxiety)-Skala, was mehr als einer mil­den Angst­stö­rung ent­spricht. Die höhere Dosis Laven­del-Öl senkte den Wert um 14,1 Punkte, die nied­ri­gere Dosis um 12,8 Punkte. Unter Paro­xe­tin war der Effekt mit minus 11,3 Punk­ten gerin­ger; unter Pla­cebo sank der Wert um 9,5 Punkte. Die Bes­se­rung der Pati­en­ten unter Laven­del-Öl-The­ra­pie war im Ver­gleich zu Pla­cebo sta­tis­tisch signi­fi­kant; Paro­xe­tin zeigte keine sta­tis­ti­sche Signi­fi­kanz. Ein wei­te­res Ergeb­nis: Unter der höhe­ren Dosis Laven­del-Öl bes­ser­ten sich bei 60,3 Pro­zent, bei der nied­ri­ge­ren Dosis bei 51,9 Pro­zent der Pati­en­ten die Sym­ptome um mehr als 50 Pro­zent. Zum Ver­gleich: bei Paro­xe­tin waren es 43,2 Pro­zent, unter Pla­cebo 37,8 Pro­zent.
APA/​International Jour­nal for Neuropsychopharmacology

Chla­my­dien besit­zen Zellwand

Ebenso wie andere Bak­te­rien haben Chla­my­dien eine Wand aus Pep­ti­do­gly­kan. Erst durch die Unter­su­chung von in Stick­stoff kon­ser­vier­ten, schock­ge­fro­re­nen Chla­my­dien im Elek­tro­nen­mi­kro­skop wurde bei der drei­di­men­sio­na­len Form eine Zell­wand­schicht zwi­schen den bei­den Mem­bra­nen iden­ti­fi­ziert. For­scher der Uni­ver­si­tät Wien konn­ten dies zusam­men mit einem inter­na­tio­na­len Team zei­gen.
APA/​Nature Communications

DDT erhöht Alzheimer-Risiko

US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher haben im Blut von Alz­hei­mer-Pati­en­ten lang­le­bige DDT-Deri­vate gefun­den. Die Werte von DDT (Dichlor­di­phe­nyl­tri­chlor­ethan) waren bei Betrof­fe­nen um den Fak­tor 3,8 höher, was laut den For­schern vom John­son Medi­cal School Insti­tute in Psca­ta­way (USA) als Hin­weis für einen Zusam­men­hang gewer­tet wer­den könnte. Die Ver­wen­dung von DDT ist in Öster­reich seit 1992 ver­bo­ten.
APA/​Jama Neurology

Poly­ar­thri­tis: mono­klon­ale Anti­kör­per bei Bedarf

Eine kurze Behand­lung mit mono­klon­a­len Anti­kör­pern in Kom­bi­na­tion mit Metho­tre­xat zu Beginn könnte aus­rei­chen, um in der Folge mit Metho­tre­xat allein einen Zustand mit gerin­ger Krank­heits­ak­ti­vi­tät auf­recht zu erhal­ten. Das hat eine an 161 Zen­tren unter der Lei­tung von Univ. Prof. Josef Smo­len vom AKH Wien durch­ge­führte Stu­die an 1.032 Pati­en­ten erge­ben.
APA/​The Lancet

China: neues Influ­enza-Virus identifiziert

Nach dem A(H7N9)-Virus haben Wis­sen­schaf­ter in China nun einen neuen Erre­ger – das A(H10N8)-Virus – iden­ti­fi­ziert. Eine Frau starb; ein zwei­ter Fall wurde regis­triert. Die Ver­brei­tung des Virus deu­tet erneut auf Geflü­gel­märkte als Ursa­che hin; die Ent­wick­lung wird beob­ach­tet. Seit Anfang des Jah­res tre­ten in China ver­mehrt A(H7N9)-Fälle auf; 110 Men­schen haben sich infi­ziert, 25 wei­tere star­ben.
APA/​The Lancet

Schöne Gesich­ter ver­gisst man leichter

Schöne Gesich­ter ohne auf­fäl­lige Merk­male hin­ter­las­sen im Gedächt­nis weni­ger aus­ge­prägte Ein­drü­cke als unat­trak­tive und wer­den daher leich­ter ver­ges­sen. Zu die­sem über­ra­schen­den Ergeb­nis kamen Psy­cho­lo­gen der Fried­rich-Schil­ler Uni­ver­si­tät Jena. Test­per­so­nen sahen für wenige Sekun­den Fotos von mar­kan­ten Gesich­tern an, die je zur Hälfte als eher attrak­tiv oder eher unat­trak­tiv ein­ge­stuft wur­den. Als sie in einer zwei­ten Runde die Gesich­ter wie­der­erken­nen soll­ten, gab es bei attrak­ti­ven Gesich­tern deut­lich mehr falsch-posi­tive Ergeb­nisse. „Bis­her gin­gen wir davon aus, dass es gene­rell leich­ter sei, sich als attrak­tiv emp­fun­dene Gesich­ter ein­zu­prä­gen – ein­fach weil wir schöne Gesich­ter lie­ber betrach­ten“, erklärte Psy­cho­loge Hol­ger Wiese. Nun zeigte sich aber, dass emo­tio­nale Ein­flüsse bei attrak­ti­ven Gesich­tern das Wie­der­erken­nen erschwe­ren. „Offen­sicht­lich nei­gen wir gele­gent­lich dazu, zu glau­ben, dass wir ein Gesicht wie­der­erken­nen, ein­fach weil wir es attrak­tiv fin­den“, so Wiese.
APA/​Neuropsychologia

Kind­li­che Amne­sie beginnt früh

Das Ver­ges­sen von frü­hen Kind­heits­er­leb­nis­sen beginnt im Alter von etwa sie­ben Jah­ren, wie For­scher um Patri­cia Bauer von der Emory Uni­ver­si­tät in Atlanta her­aus­ge­fun­den haben. Dafür befrag­ten sie 83 Kin­der im Alter von drei, fünf, sechs, sie­ben, acht und neun Jah­ren. Als Drei­jäh­rige soll­ten die Kin­der den Eltern Erin­ne­run­gen an wich­tige Ereig­nisse der ver­gan­ge­nen Wochen erzäh­len. Mit fünf und sie­ben Jah­ren erin­ner­ten sich die Kin­der noch an 63 bis 72 Pro­zent der Ereig­nisse, im Alter von acht und neun Jah­ren nur noch an 35 Pro­zent. Dar­aus schlie­ßen die Autoren, dass der Pro­zess des Ver­ges­sens mit etwa sie­ben Jah­ren – rund vier Jahre nach dem Erleb­nis – statt­fin­det. Wäh­rend sich Fünf- bis Sechs-Jäh­rige an mehr Ereig­nisse erin­ner­ten, konn­ten ältere Kin­der durch ihre bes­se­ren Sprach­fä­hig­kei­ten mehr Details nen­nen. „Die Ent­wick­lung des auto­bio­gra­phi­schen Gedächt­nis­ses zu ken­nen, ist wich­tig, um uns Men­schen als psy­chi­sche Wesen zu ver­ste­hen“, so die Stu­di­en­au­to­rin. Die For­scher wol­len nun in einer Stu­die an Neun- bis 18-Jäh­ri­gen unter­su­chen, wann das Gehirn seine volle Fähig­keit zur Ent­wick­lung eines auto­bio­gra­phi­schen Gedächt­nis­ses erlangt.
APA/​Memory

Erd­nüsse gegen Erdnuss-Allergie

Eine orale Immun­the­ra­pie mit Erd­nüs­sen kann Erd­nuss­all­er­gie lin­dern. Das haben bri­ti­sche For­scher um Andrew Clark von der Uni­ver­si­tät Cam­bridge bei einer Stu­die an 99 Kin­dern zwi­schen sie­ben und 16 Jah­ren fest­ge­stellt. Dabei wur­den den Kin­dern täg­lich mini­male Dosen von Erd­nuss­pul­ver ver­ab­reicht. Sechs Monate spä­ter hät­ten die meis­ten Kin­der täg­lich 800 Mil­li­gramm Pul­ver – was etwa fünf Erd­nüs­sen ent­spricht – ver­tra­gen. Die Erfolgs­quote lag laut den For­schern bei 84 bis 91 Pro­zent; eines von fünf Kin­dern hatte nach wie vor leichte all­er­gi­sche Reak­tio­nen. Kin­der könn­ten durch so eine Behand­lung deut­lich mehr Erd­nüsse ver­tra­gen als sie unab­sicht­lich an Spu­ren in ver­un­rei­nig­tem Essen kon­su­mie­ren könn­ten. Die For­scher war­nen jedoch davor, die The­ra­pie zu Hause eigen­mäch­tig anzu­wen­den. Wei­tere For­schun­gen seien nötig.
APA/​The Lancet

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 4 /​25.02.2014