Hypertonie und Insult: Awareness ständig auffrischen

10.03.2014 | Medizin

Awareness ständig auffrischen

80 Prozent der Schlaganfälle gehen mit Hypertonie einher. Beim Vorhandensein von Vorhofflimmern und weiteren Risikofaktoren verfünffacht sich das Insult-Risiko sogar. Mit ein Grund, wieso Experten kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien für mehr Awareness und Prävention plädierten.
Von Marion Huber

Hypertonie ist der häufigste mit Insult assoziierte Risikofaktor“, erklärte Univ. Prof. Franz Weidinger, Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung an der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kardiologie, kürzlich bei einer vom Verlagshaus der Ärzte veranstalteten Pressekonferenz. Bei 80 Prozent der Schlaganfälle sei Hypertonie ein entscheidender Faktor – und könne außerdem zu Vorhofflimmern führen. In Kombination mit weiteren Risikofaktoren wie Diabetes verfünffache sich damit das Risiko, einen Insult zu erleiden.

Speziell bei den über 60-Jährigen leiden rund zwei Drittel an Hypertonie. Zu beachten sei dies besonders, weil von den jährlich 25.000 Insulten in Österreich zu 80 Prozent die Altersgruppe der über 55-Jährigen betroffen ist, wie Univ. Prof. Wilfried Lang, Vorstand der Abteilung für Neurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien und Past-Präsident der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft, schilderte. Die Tendenz bei der Häufigkeit von Schlaganfällen sei schon allein aufgrund der demographischen Entwicklung steigend. Dazu kommt: Immer häufiger sind auch Jüngere betroffen. In Österreich ereignen sich mittlerweile sechs Prozent der Insulte bei unter 45-Jährigen. Besonders bei dieser Gruppe kommen zunehmend Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Arteriosklerose zum Tragen.

Mit Hypertonie etwa steigt jedoch nicht nur das Insult-Risiko; auch die Mortalität nach einem Ereignis ist bei diesen Patienten höher und die Heilungschancen geringer. „Ischämische Insulte verlaufen bei Patienten mit Hypertonie einfach dramatischer“, betonte Weidinger. Und Insulte seien immerhin die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter, wie Univ. Doz. Elisabeth Fertl, Vorstand der Abteilung für Neurologie an der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien, hinzufügte. Was nach einem Insult daher zählt, sind die Akutversorgung und die rasche Behandlung auf einer Stroke Unit – mit dem entscheidenden Faktor „Zeit“. Innerhalb eines Zeitfensters von drei bis 4,5 Stunden gelte das Motto „time is brain“.

Mehr Prävention!

Während die Versorgung von Insult-Patienten auf mittlerweile 36 Stroke Units heute sehr gut funktioniert, ist in Sachen Prävention noch viel zu tun. Neben einer Änderung des Lebensstils und der Antikoagulation bei Vorhofflimmern sei auch der Haupt-Risikofaktor Hypertonie in den Griff zu bekommen, so die Experten. Insgesamt leben schätzungsweise mindestens 1,2 Millionen Österreicher mit der Diagnose Hypertonie, weiß Weidinger: „Aber noch einmal mindestens genauso viele wissen überhaupt nichts von ihrer Erkrankung.“ Jene wiederum, bei denen Bluthochdruck bereits diagnostiziert ist, seien in der Therapie nicht konsequent genug, warnte er: „Zwei Drittel der Patienten nehmen die Medikamente nicht richtig ein. Viele messen den Blutdruck nicht oder lassen ärztliche Kontrollen aus.“ Dabei reduziere schon eine leichte Senkung des Blutdrucks unter 140/90 mmHg das Insult-Risiko um 30 bis 40 Prozent. Die Patienten bei Hypertonie individuell zu behandeln und zu schulen, rücke in den Vordergrund. Denn bei den vielen bekannten Risikofaktoren für die Entstehung eines Insults – auch die Hypertonie – gilt: „Ein gesunder Lebensstil wäre als Erstmaßnahme entscheidend“, betonte der Allgemeinmediziner Reinhold Glehr, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. Hausärzte hätten die besten Möglichkeiten, den Patienten bei der Prävention wie auch bei der Therapie anzuleiten.

Die Entwicklung – darin waren sich die Experten einig – zeige: „Man muss die Awareness bei Ärzten und Patienten ständig auffrischen.“

Plakat und Broschüre

Für die Informationsoffensive des Verlagshauses der Ärzte zum Thema „Schlaganfall“ wurde auch ein Wartezimmerplakat erstellt; dieses ist für niedergelassene Allgemeinmediziner, Internisten und Neurologen beigelegt. Ebenfalls beigefügt ist eine speziell für Arzt-Assistentinnen erstellte Broschüre.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2014