HNO-Kongress: Aus der Klinik für die Praxis

10.09.2014 | Medizin

Onkologie, Hören und Hörstörungen, Schwindel und Allergien sind die Schwerpunkte des diesjährigen 58. Österreichischen HNO-Kongresses im September in Gmunden. Gemäß dem Motto „Brücken schlagen – von der Klinik in die Praxis“ ist erstmals ein niedergelassener Facharzt als Co-Präsident für die Organisation mitverantwortlich.
Von Verena Isak

Um eine möglichst große Schnittstelle zwischen Klinik und Praxis am Kongress zu erreichen, setzen die Organisatoren auf vier Schwerpunktthemen. Da die Tumorfrüherkennung im Bereich der HNO einen sehr großen Einfluss auf die Prognose hat, ist die Onkologie eines der vier großen Themen des diesjährigen 58. HNO-Kongresses, der auch eine weitere Besonderheit aufweist: Erstmals wird der Kongress von Kongresspräsident Univ. Prof. Martin Burian vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz in Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde Peter Reisenberger als Co-Präsident veranstaltet. Gmunden ist von 10. bis 14. September 2014 Tagungsort.

Welchen Stellenwert die Früherkennung von onkologischen Erkrankungen in der HNO hat, verdeutlicht Burian wie folgt: „Während die Heilungsraten bei früh erkannten Tumoren mit 95 bis 98 Prozent sehr gut sind, liegen sie bei erst spät diagnostizierten Krebserkrankungen nur mehr bei etwa 30 bis 40 Prozent.“ Daher möchte er durch den Kongress das Bewusstsein der Allgemeinmediziner im Bereich der Früherkennung schärfen, indem diagnostische Standards und Möglichkeiten der Durchführung in der Praxis erläutert werden.

Schwindel: immer mehr Betroffene

Auch beim Schwerpunktthema Hören und Hörstörungen sei es für Allgemeinmediziner wichtig zu wissen, welche apparative Versorgung mit Hörsystemen, aber auch mit Innen- und Mittelohrimplantaten möglich ist, um die Menschen dann rechtzeitig und gezielt zum HNOFacharzt zu überweisen. Ein weiterer wichtiger Bereich ist der Schwindel. „Die Zahl der Patienten, die mit Schwindelsymptomatik in eine Allgemeinpraxis kommen, steigt permanent an“, sagt Reisenberger. Obwohl der Schwindel verschiedene Ursachen haben kann, „ist doch vor allem der Drehschwindel eine Domäne der HNO“, so Burian weiter. Auch hier sei es wichtig, Patienten mit etwaigen Störungen des Gleichgewichtsorgans zu erkennen und diese dann an HNO-Fachärzte beziehungsweise Ambulanzen zu überweisen.

Da es sich bei vielen Allergien – wie etwa beim Heuschnupfen – um Inhalationsallergien handelt, ein Großteil der Symptome im HNO-Bereich liegt und auch die Zahl der Betroffenen stetig steigt, stellt das interdisziplinäre Gebiet der Allergologie das vierte Schwerpunktthema des heurigen HNO-Kongresses dar. Allgemeinmediziner haben die Möglichkeit, verschiedene Konzepte der Allergologie zu erfahren und ihr Wissen über die bestmögliche Diagnostik und Therapie in der Allgemeinpraxis auf den neuesten Stand zu bringen.

„Zwar gilt die HNO nur als kleines Fach, doch etwa 25 Prozent der Beschwerden, weswegen Patienten eine Allgemeinpraxis aufsuchen, sind HNO-assoziierte Probleme“, unterstreicht Burian den Stellenwert der HNO.

Mit dem Motto des Kongresses „Brücken schlagen – von der Klinik in die Praxis“ wolle man „ein wichtiges Signal setzen, dass die Österreichische Gesellschaft für HNO alle Fachärzte repräsentiert und nicht nur die wissenschaftlich Tätigen“, erklärt Reisenberger. Burian erhofft sich durch den Kongress ein steigendes Interesse bei niedergelassenen Ärzten an Neuerungen bei diagnostischen Verfahren und Behandlungsmethoden. „Gleichzeitig können wir Spitalsärzte durch die Erfahrungen der niedergelassenen Kollegen lernen“, sieht Burian eine Win-win-Situation.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2014